Autor: Hannes Kulterer

Ferkelknappheit extrem


Laut Österreichischer Schweinebörse ging die Zahl schlachtreifer Schweine seit Mitte
Jänner Woche für Woche zurück. Bei einem Schlachtvolumen, das um 10 bis 15 Prozent
unter den Vorjahreswerten lag, kämpften die Betriebe mit Auslastungsproblemen und
suchten händeringend nach Schweinen. Andererseits wurde beklagt, dass wegen mehr-
monatiger Fixpreisverträge mit der Fleischindustrie die Weitergabe der Preiserhöhungen
nicht möglich wäre. Spekulative Zurückhaltung der Mäster dürfte nicht der Grund für das
knappe Angebot sein, das durchschnittliche Schlachtgewicht sank zuletzt auf 98 kg.

Stark ausgeprägte Ferkelknappheit
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt stand einer rekordverdächtigen Nachfrage weiterhin
ein unterdurchschnittliches Angebot gegenüber. Die Erzeugergemeinschaften konnten die
Bestellungen nur mit zunehmenden Wartezeiten für die Mäster abarbeiten. Die Notierung
steigt in der 8. Kalenderwoche um 10 Cent auf EUR 3,80 je kg.
Europaweit nahm die Ferkelknappheit bisher kaum gekannte Ausmaße an. Die durch die
positive Entwicklung bei Schlachtschweinen zusätzlich angefachte Nachfrage übertraf das
geringe Angebot klar. Nochmals steigende Notierungen waren die logische Konsequenz.
EU-Schweinemarkt: Kleines Angebot nach Bestandsabbau
Der EU-Schweinemarkt stand weiterhin im Zeichen des kleinen Angebotes. Die von
Eurostat veröffentlichten Viehzählungsergebnisse zeigten den Abbau der Schweinebe-
stände. Demnach wurden Ende 2022 um 5,8 % weniger Schweine in der EU gehalten als
zwölf Monate davor. Einen derart starken Rückgang hatte es seit der Jahrtausendwende
noch nicht gegeben. Die Schlachthöfe rangen um eine möglichst gute Auslastung ihrer
Kapazitäten. Fast alle Notierungen wurden nochmals angehoben. Allmählich ging auch
das Fleischangebot auf dem europäischen Binnenmarkt zurück und die Preise zogen an.
Der Drittlandexport von gefrorener Ware blieb dagegen schwierig.
In Deutschland ist das Lebendangebot noch immer gering, nur regional wird von einer
Zunahme berichtet. Im Fleischhandel sind die Preise zwar gestiegen, aber schwächer als
bei den Schweinen. Daher drängten Schlachthöfe und Verarbeiter auf eine konstante No-
tierung. Die Erzeugergemeinschaften stimmten mehrheitlich zu.

Vion baut neue Bio-Schweinefleischkette in Deutschland auf

Das Vion-Tochterunternehmen „Der Grüne Weg“ hat den Aufbau einer durchgängig deutschen Bio-Schweinefleischkette (5xD) gestartet.

Das zur Vion Food Group gehörende Unternehmen De Groene Weg B.V. ist laut Vion seit Jahren der größte Bio-Fleischlieferant der Niederlande und Partner für den deutschen Handel und die Verarbeitungsindustrie. Mit dem im oldenburgischen Emstek angesiedelten Tochterunternehmen Der Grüne Weg GmbH verfolgt das Unternehmen jetzt einen für Deutschland besonderen Ansatz von nachfrageorientierten, geschlossenen Bio-Fleischlieferketten.

Mit der in diesen Tagen gestarteten Verarbeitung thüringischer Schweine hat „Der Grüne Weg“ jetzt seine erste Bio-Schweinefleischkette in Deutschland offiziell in Betrieb genommen. Mit dem Angebot von Bio-Schweinefleisch deutscher Herkunft kann das Unternehmen laut Vion nun auch der 5xD-Präferenz unter den deutschen Verbrauchern gerecht werden. Das heißt: Geburt, Aufzucht, Mast, Schlachtung und Verarbeitung der Tiere finden – auch im Bio-Segment – in Deutschland statt.

Ziel sei es, auch hierzulande den Markt für Bio-Produkte weiter auszubauen und voranzutreiben. Das bedeutet aber auch, neue Marktteilnehmer nur dann in die Kette aufzunehmen, wenn eine ausreichende Nachfrage vorhanden ist. Die Umstellungszeit einer konventionellen Schweinehaltung auf den ökologischen Landbau beträgt etwa zwei Jahre.

Für die deutschen Schweinehalter gelten in der Zusammenarbeit mit „Der Grüne Weg“ die gleichen Bedingungen in der Kette wie für die niederländischen Schweinehalter. So bietet das Unternehmen beispielsweise anstelle der gängigen wöchentlichen Preisfestsetzung ein System, bei dem der Schweinepreis viermal im Jahr auf der Grundlage der Markt- und Kostenpreisentwicklung festgelegt wird.

Die deutschen Landwirte profitieren Vion zufolge außerdem von einer Abnahmegarantie und einem unbefristeten Vertrag. Diese Bedingungen gäben den Schweinehaltern die nötige Planungssicherheit und Stabilität, um ihren ökologischen Betrieb weiter auszubauen. Ein weiterer Vorteil für die Landwirte sei: Die Umstellung könne schrittweise erfolgen. Das bedeute weniger Risiken, bessere Planungssicherheit und einen überschaubaren Aufwand. Mit Material von Vion Food Group

E-Autos als Puffer im Stromnetz

Digital vernetzte E-Autos haben als Teil eines virtuellen Kraftwerks das deutsche Stromnetz stabilisiert – und das, während die Stromer normal genutzt wurden. Übertragungsnetzbetreiber Tennet konnte dabei auf die Speicherkapazität von E-Autos aus einem Pool des Herstellers Sonnen zurückgreifen.

Nach einer erfolgreichen Testphase wurden die vernetzten Speicher erstmals in den Alltag von Haushalten überführt. Erste Fahrzeuge sind im Netzgebiet von Tennet bereits ins virtuelle Kraftwerk integriert und können so genannte Primärregelleistung (FCR) erbringen. Das bedeutet, dass die Speicherkapazität der E-Auto-Batterien innerhalb von 30 Sekunden flexibel regelbar für den Ausgleich von Laständerungen und damit Frequenzschwankungen im Stromnetz zur Verfügung stehen muss. Das wird allein über einen intelligenten Ladevorgang erreicht, eine zusätzliche Abnutzung der Fahrzeugbatterien durch Entladen findet nicht statt.

Im nächsten Schritt will Sonnen weitere 5.000 Haushalte seiner Community mit einem Elektroauto plus Charger für das virtuelle Kraftwerk nutzen. Gemeinsam mit den jeweiligen Heimspeichern entspricht das einem Potenzial von rund 80 Megawatt. Zum Vergleich: Tennet hat einen Primärregelleistungsbedarf von 170 Megawatt. Die Währung im Energiesystem der Zukunft heißt nicht länger Kilowattstunde, sondern Flexibilität.

Mit der Einbindung von E-Autos ins Speichernetzwerk stehen neben der Primärregelleistung weitere Anwendungen für das Stromnetz offen, welche das Zusammenspiel von Energiesystem und Transportmittel ganz neu definieren. „Bislang isoliert agierende Assets werden miteinander vernetzt und entfalten so ihr volles Potenzial. In der nächsten Stufe der Energiewende geht es nämlich darum, dass die Energie aus Solar- oder Windstrom immer zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist“, sagt Sonnen-Chef Oliver Koch.

Je mehr volatile, stark schwankende Wind- und Sonnenenergie in das Stromnetz einspeisen, umso elementarer sind neue Puffer. „Was heute erste E-Autos und Primärregelleistung sind, sind bald Millionen E-Autos und zahlreiche weitere Systemdienstleistungen für uns Netzbetreiber“, hofft Tim Meyerjürgens, der das operative Geschäft bei Tennet leitet.

Im ersten Schritt verteilt die Sonnen-Software die Ladevorgänge aller angeschlossenen Elektroautos gleichmäßig über einen längeren Zeitraum und vermeidet so Lastspitzen zu einer bestimmten Tageszeit. Grundlage hierfür sind die Vorgaben der Kunden, wann sie ihr Auto wieder benötigen. Im zweiten Schritt werden dann Frequenzabweichungen des Stromnetzes ausgeglichen, die Vorgaben dafür liefert Tennet. Das so gesteuerte Ladeverhalten stabilisiert das Stromnetz gleich auf zwei Ebenen, und das ohne Einschränkungen für die Nutzung der Fahrzeuge. Sonnen bietet seinen Kunden zudem eine Gewinnbeteiligung an dem virtuellen Kraftwerk. (nhp)

Kein Faschingscherz – Österreichs Schweinebestände brechen ein

Wien Die lange Zeit schlechten Schweinepreise hinterlassen Spuren. Gegenüber 2021 sind die Bestände im vergangenen Jahr um 4,9% oder 135.400 Tiere gesunken. Auch die Schlachtzahlen gingen zurück, berichtet Statistik Austria. Relativ stabil blieben indes die Rinderbestände. Zum Stichtag 1. Dezember 2022 wurden laut Statistik Austria österreichweit rund 1,86 Mio. Rinder gehalten, um 0,5 % oder 9 000 Tiere weniger alsIm gleichen Zeitraum ging die Anzahl der Schweine um 4,9 % auf 2,65 Millionen zurück. Rückläufig waren auch die Schaf- und Ziegenbestände. Die Statistiker zählten 2021 mit 400.7000 Stück 0,4 % weniger Schafe und mit 99.000 Tieren 1,6% weniger Ziegen.

Der Bestand an Rindern nahm gegenüber 1. Dezember 2021 um 2,3 % auf 597.000 Tiere ab. Die Zahl der Schlachtkälber sank dabei auf 44.000, ein Minus von 71,5 %), während jene der anderen Kälber und Jungrinder um 21 % auf 553.000 Stück anstieg.

Mit einem Plus von 2,2 % erhöhte sich im vergangenen Jahr der Bestand der ein bis unter zwei Jahre alten Rinder auf 430.100 Tiere. Dabei nahm die Anzahl der Stiere und Ochsen (+3,1 % auf 166 000) als auch jene der Nutz- und Zuchtkalbinnen (+10,7 % auf 199 300) zu, während die Zahl der Schlachtkalbinnen um 19% auf 64.800 Tiere sank.

Ein geringer Bestandsrückgang von 0,5 % auf 834.000 Tiere stellten die Statistiker auch in der Altersklasse der zumindest zwei Jahre alten Rinder fest. Gegenüber dem Vorjahr sank auch hier die Zahl der Schlachtkalbinnen um 21,2% als auch jene der anderen Kühe um 15%. Bestandszuwächse gab es hingegen bei Stieren und Ochsen, Nutz- und Zuchtkalbinnen sowie bei Milchkühen.

Stärker als die Bestände gingen aber die Rinderhalter zurück. Die Zahl der am Stichtag Rinder haltenden Betriebe sank im Jahresabstand um 2,1 % auf 52.500. Die durchschnittliche Bestandsdichte lag wie im Vorjahr bei 35 Rindern je Betrieb.

Bei den Daten zum Rinderbestand gibt die Statistik Austria zu bedenken, dass aufgrund von methodischen Anpassungen die Bestände der entsprechenden Tierkategorien nur bedingt mit dem Vorjahresergebnis vergleichbar sind.

Im vergangenen Jahr waren bei Schweinen in allen Tierkategorien Bestandsrückgänge zu verzeichnen. So sanken die Zahlen der Ferkel und Jungschweine um 4,8 % auf 1,32 Mio., jene der Mastschweine um 4,5 % auf 1,12 Mio. und die der Zuchtschweine um 7 % auf 212.000 Tiere. Im Detailvergleich verringerten sich die Zahl der Ferkel um 2,9 % und die der Jungschweine um 6,5 %.

Schwerpunkt der Schweinehaltung ist Oberösterreich, Niederösterreich und Steiermark. Der Anteil der in der Schweinehaltung maßgeblichen Bundesländer nahm mit 94 % des Gesamtbestands geringfügig zu. 2021 standen noch 93,7 % der Schweine in diesen drei Bundesländern.

Mit 19.201 Betrieben zum 1. Dezember 2022 halten 2,2 % weniger Höfe noch Schweine.

2022 sank die Anzahl der tauglichen Schweineschlachtungen um 4,3 % auf 4,88 Mio. Schlachtschweine. Rückgänge wurden gegenüber 2021 auch bei den tauglichen Schlachtungen von Rindern um 0,8 % auf 639.000 ermittelt. Schafe wurden mit 169.100 Stück plus 1,1% und Ziegen mit sogar plus 8,1 % mehr geschlachtet.

Sehr gute besuchte Veranstaltung mit positivem Marktausblick in der Steiermark

Kompetenztag Schwein 2023
Gelungene Veranstaltung mit positivem Marktausblick
Die Aussichten für den Schweinemarkt 2023 sind positiv. Die Rahmenbedingungen bleiben herausfordernd.
Hochkarätige Referenten betrachteten die aktuelle Situation in der Branche beim Kompetenztag Schwein in
Hatzendorf.

Rahmenbedingungen bleiben volatil
Fünf Schlagworte zogen sich durch das Fachprogramm: gesellschaftliche Wünsche, politische
Herausforderungen, Marktgesetze, Corona-Pandemie und Ukrainekrieg. DI Dr. Horst Jauschnegg, Leiter der
Abteilung Tiere der LK Steiermark, wies darauf hin, in welchen Spannungsfeldern sich die steirischen
SchweinehalterInnen bewegen. Neben Globalisierung, Klimakrise und Tierwohl-Debatten gehe es nun darum,
die Prioritäten EU-weit neu zu setzen. Durch den Krieg in Europa komme der Versorgungssicherheit und der
nachhaltigen Intensivierung der Produktion eine neue Bedeutung zu. Die Inhalte der neuen
Tierhaltungsverordnung präsentierte DI Johann Stinglmayr, VÖS-Koordinator für Recht und Politik. Er betonte,
dass es sich um eine praxisverträgliche Reform handle und sich die Rechtssicherheit für die Betriebe verbessert
habe. Gleichzeitig werde die Absicherung der Eigenversorgung mit Schweinefleisch zur Mammutaufgabe.
Bei aktuell extrem hohen Strompreisen werden Photovoltaik und Stromspeicher immer wichtiger. Mag.
Thomas Loibnegger vom Energiereferat der LK Steiermark zeigte Nutzen und Grenzen der aktuell verfügbaren
Technik auf und verwies auf die hohe Beratungskompetenz der Landwirtschaftskammer.
Marktgesetze bleiben in Kraft
Der Ferkelmarkt wird wohl auch 2023 für alle Beteiligten eine Herausforderung bleiben, analysierte Hans Peter
Bäck, stellvertretender Geschäftsführer der Styriabrid. Vor allem die Tiergesundheit sei weiter zu stabilisieren.
Aber auch die Themen AMA Gütesiegel, Eingriffe bei Nutztieren sowie künftige Vermarktungsregelungen gelte
es in Angriff zu nehmen.
DI Johann Kaufmann, Geschäftsführer des Fleischhof Raabtal, sprach über die aktuellen Herausforderungen in
der Vermarktung von Schweinefleisch. Programme mit mehr Tierwohl würden sich nach wie vor im niedrigen
einstelligen Prozentbereich bewegen. Kaufmann unterstrich die gravierenden Unterschiede zwischen
Coronakrise und Ukrainekrieg. Online zugeschaltet wurde Dr. Albert Hortmann-Scholten von der
Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Er analysierte die deutsche und internationale Situation am
Schweinemarkt. Die deutschen Schweinhalter hätten mit enormen politischen Herausforderungen und
Absatzproblemen von Tierwohlschweinen zu kämpfen. Viele Betriebsleiter stünden vor dem Aus, weil der
Schweinefleisch in Deutschland sehr deutlich zurück. Die Produktion von Schweinefleisch in der EU werde sich
auch im Jahr 2023 verkleinern. So dürften sich im heurigen Jahr die Ferkel- und Schlachtschweinepreise positiv
entwickeln.Widerspruch zwischen politischem Willen und der Realität am Schweinemarkt immer größer werde. Die
Schweinebestände seien innerhalb kürzester Zeit stark zurückgegangen, daneben gehe auch der Konsum von Schweinefleisch in Deutschland sehr deutlich zurück. Die Produktion von Schweinefleisch in der EU werde sich
auch im Jahr 2023 verkleinern. So dürften sich im heurigen Jahr die Ferkel- und Schlachtschweinepreise positiv
entwickeln.

Fußballstar Brasilien – Pelé war auch Schweinehalter und Landwirt

Pelé war sicher einer der größten Fußballstars in Brasilien und hatte Fans auf der ganzen Welt. Doch was die wenigsten wissen: er war nicht nur auf dem Spielfeld eine Legende, sondern er hielt auch Schweine.

Ende Dezember 2022 trauerte ganz Brasilien um Pelé, einen der größten Fußballstars des Landes.

Kurz, nachdem er Mitte der 60er Jahre seinen ersten Vertrag als Profispieler unterzeichnet hatte, stieg Edson Arantes do Nascimento – wie Pelé mit bürgerlichem Namen hieß – mit Hilfe seiner Familie und seiner Partner in die Landwirtschaft ein. Wie Pig Progress berichtet, kaufte er dazu eine kleine Farm im Bundesstaat Sao Paulo. Es war als reiner Zeitvertreib gedacht, entwickelte sich aber allmählich zu einem profitablen Geschäftsfeld.

Zunächst erschaffte der Fußballstar seine eigene Kaffeemarke. Café Pelé sei heute noch eine der wichtigsten Marken auf dem brasilianischen Markt, auch wenn sie 2017 von der niederländischen Gruppe Jacobs Douwe Egberts gekauft wurde.

Der Fußballer wusste seinen Namen einzusetzen und züchtete unter der Marke Pelé zuletzt Rinder, Fische und Schweine. Außerdem beteiligte er sich an Werbekampagnen für den landwirtschaftlichen Sektor, zum Beispiel des brasilianischen Verbands der Schweinezüchter (ABCS).

2009 gründete er die Viehzucht Pelé Agropecuária, die nun von seinen Söhnen geleitet wird. Der Betrieb hielt laut Pig Progress im Jahr 2021 unter anderem 700 Tiere Nellore-Rinde und 1.200 Schweine. Vor allem im Schweinebereich wolle der Betrieb auf 5.000 Tiere expandieren. Das konnte Pelé selbst nicht mehr miterleben. Mit Material von Pig Progress

England – Umsatzrückgang bei fleischfreien Produkten im Veganuary

Der Absatz von fleischfreien Produkten ist in diesem Veganuary in Großbritannien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zurückgegangen, informiert der Agriculture and Horticulture Development Board (AHDB). Zunächst starteten rund 7 % der britischen Käufer mit der Teilnahme am Veganuary. Jedoch hörten 70 % der Teilnehmer bereits innerhalb der ersten 2 Wochen wieder auf. Als Gründe wurden zu hohe Preise bei den pflanzlichen Ersatzprodukten und der weniger gute Geschmack der Produkte genannt. Insgesamt ist ein nachlassendes Interesse an der Veganuary-Periode und den pflanzlichen Alternativen sowohl bei Fleisch als auch bei Milchprodukten zu verzeichnen. Trotz neuer Produktentwicklungen und intensiver Werbung seitens der Einzelhändler scheinen der Geschmack und der Preis fleischfreier Produkte immer noch die größten Hindernisse für die Käufer zu sein.

Zuerst zu Tode gespart- jetzt soll Biogas für Aufschwung sorgen

Bis 2030 sollen jährlich 7,5 Terawattstunden heimisches Biogas produziert werden. Das Gesetz dazu ist gestern in die sechswöchige Begutachtung gegangen.,

Das Erneuerbare-Gase-Gesetz (EGG) ist gestern von der Bundesregierung in Begutachtung geschickt worden. Darin werden der Ausbau der heimischen Biogasproduktion bis 2030 sowie eine jährliche Einspeisung von mindestens 7,5 Terawattstunden Grünes Gas in das heimische Gasnetz festgelegt.

Die Versorger werden verpflichtet, im Jahr 2030 jeweils 7,7% des heute verwendeten Erdgases durch heimisches Biogas zu ersetzen. Dieser Anteil steigt bis zum Erreichen des Ziels jährlich. Angerechnet werden kann nur Biogas, das in Österreich erzeugt wird. Importe zählen nicht zur Quote.

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig betont dazu: „Mit dem Erneuerbaren-Gase-Gesetz zünden wir den Turbo für Biogas aus Österreich und sichern unsere Energieversorgung weiter ab. Biogas ist ein Schlüsselfaktor für die Energiewende. Es schafft weniger Abhängigkeit von fossilen Importen, mehr Klimaschutz sowie Wertschöpfung für unsere Regionen.“

Mit dem Erneuerbaren-Gase-Gesetz setze man auf den Misthaufen, statt auf den Bohrturm und schaffe die Basis, um Holzreste, Gülle und andere biogene Reststoffe künftig energetisch besser zu nutzen.

Biogas wird in entsprechenden Anlagen aus Holzresten, landwirtschaftlichen Abfällen oder auch Biomüll durch ein chemisches Verfahren erzeugt. Dabei werde über den gesamten Prozess gleich viel klimaschädliches CO2 gebunden, wie bei der Verbrennung erzeugt wird. Biogas könne direkt fossiles Erdgas, das aus Ländern wie Russland importiert werden muss, ersetzen. Es eigne sich deshalb für den Einsatz in Bereichen, in denen Gas nicht durch bessere Alternativen ersetzt werden könne. Dazu gehörten etwa Hochtemperaturanwendungen in der Industrie.

Um dieses Ziel von 7,5 TWh bis 2030 zu erreichen, brauche es einen gemeinsamen Kraftakt der Energiewirtschaft, der Anlagenbetreiber und unserer Bäuerinnen und Bauern, welche die Rohstoffe zur Verfügung stellen. Das verpflichtende Quotenmodell wird dafür sorgen, dass eine entsprechende Nachfrage am Markt vorhanden ist.“

Die entsprechenden Eckpunkte des Gesetzes wurden auf der Regierungsklausur Anfang Jänner vereinbart und durch Experten des Klimaschutzministeriums umgesetzt. Die Öffentlichkeit kann nun sechs Wochen Stellungnahmen zum Entwurf abgeben.

Leergefegt- Schweine und Ferkel

Laut Österreichischer Schweinebörse war der heimische Lebendmarkt leergefegt. Seit
Jahresbeginn sanken die Schlachtzahlen kontinuierlich auf mittlerweile unter 90.000 Stück
pro Woche. Einen Anteil daran hatten die zwischenzeitlich tief winterlichen Temperaturen,
die die Abgabebereitschaft mancher Mäster reduzierten. Auch auf dem Fleischmarkt, der
bis zuletzt unter Druck gestanden war, hat sich die Stimmung gedreht. Trotzdem hatten
Schlacht- und Zerlegebetriebe beim Umsetzen der gestiegenen Kosten bei LEH und
Fleischindustrie kein leichtes Spiel.

Ferkelnotierung auf Rekordniveau
Die stark steigenden Schweinepreise schürten die Nachfrage auf dem österreichischen
Ferkelmarkt. Da gleichzeitig das Angebot sank, nahm die Ferkelknappheit regional ex-
treme Formen an. Die Notierung steigt in der 7. Kalenderwoche um 20 Cent auf EUR 3,70
je kg.
Europaweit war das begrenzte Ferkelangebot nicht bedarfsdeckend. Fast alle Notierungen
legten zu, viele sogar deutlich.
EU-Schweinemarkt im Aufwind
Der EU-Schweinemarkt tendierte eindeutig aufwärts. Das nach wie vor geringe Angebot
wurde auch zu den höheren Preisen stark nachgefragt. Für die Schlachtunternehmen
waren große Anstrengungen notwendig, um eine zufriedenstellende Auslastung ihrer Ka-
pazitäten zu erreichen. Gleichzeitig versuchten Sie, die Preisanstiege im Fleischhandel
weiterzugeben. Auf dem Binnenmarkt war das zumindest teilweise möglich, im Export
nach China bestand dagegen kaum Spielraum für Verbesserungen. Die Mastschweine-
Notierungen wurden durchwegs angehoben und dürften noch weiter steigen.
Auch in Deutschland bleibt das knappe Angebot marktbestimmend. Regional gehen die
verfügbaren Mengen sogar noch zurück, wofür auch verzögerte Ablieferungen seitens der
Mäster verantwortlich sein könnten. Die Schlachthöfe klagen, dass die gestiegenen Roh-
stoffkosten nicht vollständig mit höheren Erlösen für die Teilstücke abgedeckt werden
können. Sie müssen die wachsenden Einkaufspreise aber akzeptieren, um überhaupt
Schweine zu bekommen.

Düngerpreise im freien Fall – Abwärtsspirale dreht sich weiter

Die Preise für Stickstoffdünger fallen im Februar weiter. Mittlerweile kosten die meisten Stickstoffdünger so viel wie zuletzt vor zwei Jahren. Und die Preisspirale dreht sich weiter nach unten.

Die Preisrichtung von Ammoniak und Harnstoff ist klar, aber der Boden ist noch nicht zu erkennen, heißt es weiter. Am internationalen Terminmarkt kostet Harnstoff aktuell nur noch 320 USD je Tonne und damit soviel (wenig) wie zuletzt im Januar 2021.

Ein Ammoniakverkauf aus Algerien markierte einen Rückgang von 55 USD/t gegenüber letzter Woche, berichten Händler.

Ähnlich deutlich fielen die Ammoniakpreise am Schwarzen Meer und im Baltikum, berichten Analysten. Die Aussichten für den globalen Ammoniak- und Stickstoffdüngermarkt bleiben nach Einschätzung der meisten Analysten dennoch weiter schwach. Es werden durchweg weitere Preisrückgänge erwartet, da die Erdgaskosten in Europa zuletzt weiter gefallen sind und das Preisniveau auch weltweit weiter sinkt. Auch die Nachfrage aus Schlüsselmärkten wie Indien und Brasilien blieb ungewöhnlich schwach und die Verkäufer hofften (vergeblich) auf bessere Nachfrage aus Europa und den USA. Auch das anhaltende Fehlen eines großen indischen Tenders übte massiven Druck auf die Stickstoffpreise aus.

Die fob-Preise für die Verladung von Harnstoff liegen am US-Golf für Februar und auch für März aktuell nur noch bei 320 USD je Tonne. Im Januar kostete der weltweit wichtigste Stickstoffdünger noch 410 USD je Tonne und im Dezember 520 USD je Tonne. Auch von anderen wichtigen Handelsplätzen werden weiter stark fallende Preise gemeldet.

An den deutschen Importhäfen kostet Harnstoff aktuell noch knapp 565 Euro je Tonne. Das sind rund 100 Euro weniger als im Januar und gleichzeitig der niedrigste Harnstoffpreis seit September 2021 – also seit 18 Monaten. Kalkammonsalpeter , kostet aktuell nur noch knapp 475 Euro je Tonne. Im Januar waren es noch 610 Euro. Damit liegen die KAS-Preise für deutsche Landwirte wieder auf dem Stand von Oktober 2021. Ammoniumnitrat-Harnstoff-Lösung (AHL) kostet an den deutschen Importhäfen derzeit knapp 510 Euro je Tonne und damit mehr als 100 Euro weniger als im Januar.

Borealis- Düngerdeal wird zur unendlichen Geschichte

„Genau ein Jahr lang versucht die OMV-Tochter Borealis nun schon ihre Düngermittelsparte zu verkaufen“, so die beiden ÖVP-Bauernbundfunktionäre. Zuerst sei der Verkauf an Eurochem in der Höhe von 455 Millionen Euro durch die Russlandsanktionen im Zuge des Ukrainekrieges in letzter Sekunde verhindert worden. Kurze Zeit später habe der tschechische Agrofert-Konzern, im Besitz von tschechische Multimilliardär Andrej Babis, im Juni 2022 ein Angebot über 810 Millionen Euro gelegt. Doch bisher gebe es nach wie vor keine Anmeldung bei der Wettbewerbsbehörde.

Pernkopf und Nemecek fragen sich, warum die Düngermittelsparte seitens der Borealis verschleudert werde. Schlließlich habe der Halbjahresgewinn 2022 alle in bei 256 Mio. € gelegen. Eurochem hätte den Kaufpreis innerhalb eines Jahres wieder verdient.

„Da stellen sich drei Fragen: Warum verkauft man ohne Not systemrelevante Infrastruktur für unsere Lebensmittel? Wie kam dieser Schleuderpreis zustande und warum hat er sich innerhalb weniger Monate fast verdoppelt? Warum hat Agrofert diesen Deal noch nicht bei der EU-Wettbewerbsbehörde angemeldet, obwohl sie ihn nach eigenen Angaben bereits im November 2022 abschließen wollten? Weiters stellt sich bei diesem Verkauf die Frage nach der Verantwortung und dem Nicht-Handeln seitens der Eigentümervertreter in der ÖBAG rund um Vorständin Edith Hlawati“, stellen NÖ Bauernbundobmann LH-Stv. Stephan Pernkopf und NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek fest.

Pernkopf zeigt auch die Folgen eines Verkaufs für die Republik auf: „Man stelle sich vor, man hätte heute vor einem Jahr an Eurochem verkauft, der finanzielle Schaden durch den niedrigen Verkaufspreis, die entgangenen hohen Gewinne und die Abhängigkeit unserer Lebensmittelversorgung von russischen Oligarchen wäre enorm. Klar ist, dass die Düngermittel essenzielle Nährstoffe einer ertragreichen Landwirtschaft sind, die die Bevölkerung mit dem Wichtigsten, unserem Essen, versorgen sollen.“

„Dieser Deal ist eine Gefahr für die Bauernschaft und eine Gefahr für die Versorgungssicherheit in unserem Land. Wir werden weiterhin keine Ruhe geben und den Scheinwerfer gezielt auf diesen Deal richten. Es darf nicht vergessen werden, dass hier versucht wird, systemrelevante Infrastruktur aus teilstaatlicher Hand an ausländische Oligarchen auszuverkaufen“, so Nemecek.

Der NÖ Bauernbund trägt den Widerstand gegen den Verkauf der Borealis Düngermittelsparte auf vielen Ebenen aus. Rechtliche Vertretung haben Niederösterreichs Bäuerinnen und Bauern laut den beiden Politikern unter anderem durch die Kartellrechtsexperten der deutschen Kanzlei Hausfeld Rechtsanwälte LLP. Weiters wurde ein Rechtsgutachten von Verfassungsjuristen Heinz Mayer eingeholt, der klar bestätigte, dass der Verkauf gegen geltendes Verfassungsrecht in Österreich verstoßen würde und eine Verantwortung der ÖBAG klar hervorstrich.

Gesunde Ernährung mit tierischen Nahrungsmitteln

Lebensmittel tierischen Ursprungs sind evolutionär angemessene Lebensmittel für den Menschen. Es ist daher bemerkenswert, dass sie jetzt von einigen als ungesund, nicht nachhaltig und unethisch dargestellt werden, insbesondere im urbanen Westen. Die Vorteile ihres Verzehrs sind dennoch beträchtlich, da sie ein breites Spektrum an Nährstoffen bieten, die für die Entwicklung, Funktion und das Überleben von Zellen und Geweben benötigt werden. Sie spielen eine Rolle bei der richtigen körperlichen und kognitiven Entwicklung von Säuglingen, Kindern und Jugendlichen und tragen zur Aufrechterhaltung der körperlichen Funktion im Alter bei. Aber: eine Reduzierung des Verzehrs tierischer Produkte trägt tatsächlich zu einer Reduzierung klimaschädlicher Emissionen bei. Die Einsparung ist in den Industrieländern leider enttäuschend:

Eine Verringerung des Fleischkonsums um 60 %, eine vegetarische Ernährung und eine vegane Ernährung würden zu einer Verringerung von 0,2, 0,5 bzw. 0,8 t CO2-eq/p/y führen (Meier und Christen, 2013, Hallström et al., 2015, Wynes und Nicholas, 2017). Bezogen auf den gesamten Lebensstil-Fußabdruck eines westlichen Individuums (z. B. 12 t CO2-eq/p/y) würde dies eine Verringerung um 2-6 % bedeuten (Abb. 2), die aufgrund von Rebound-Effekten möglicherweise auf 1-3 % halbiert werden muss (Grabs, 2015).

Wie erzeugt man ein optimales Lebensmittelprodukt, das hochwertig für die Ernährung, dabei nachhaltig und dazu noch vom Preis her erschwinglich ist? Diese Frage steht im Mittelpunkt der Forschungsarbeit von Dr. Peter de Jong, Dozent an der Van Hall Larenstein Universität in den Niederlanden. Für die gesunde Ernährung sind nicht nur die Inhaltsstoffe eines Produktes, sondern auch deren tatsächliche Bioverfügbarkeit von Bedeutung. Die Nachhaltigkeit von Lebensmitteln wird in Form des CO2-Fußabdrucks verglichen. Die Aussagekraft dieses Indikators ist jedoch sehr begrenzt, denn die Bewertungen beziehen sich lediglich auf die CO2-Emissionen je Kilogramm des Produktes. Bei tierischen Produkten zeigt sich meist ein höherer CO2-Fußabdruck als bei pflanzlichen Produkten, daher wird angenommen, tierische Lebensmittel seien schlechter für das Klima. Unbeachtet bleibt die Tatsache, dass diese Nahrungsmittel meist einen deutlich höheren Nährwert haben.

Der Weltklimarat (IPCC) hat soeben seinen Sonderbericht zu Klimawandel und Landsysteme veröffentlicht. Er nimmt darin auch eine kritische Bewertung zum Einfluss der Ernährung auf das Klima vor. Theoretisch wären durch Änderungen der Ernährungsgewohnheiten 3,6 Gt C02äq je Jahr möglich. Das sind ungeführ 6 Prozent der globalen Emissionen. Das liegt etwas über dem Einsparpotential, das Prof.Schmitz et.al 2019 für Europa berechnet hat. Der Ernährungswissenschaftler Dr. Malte Rubach geht davon aus, dass die IPCC-Schätzungen vermutlich zu positiv ausgefallen sind, u.a. weil nicht sämtliche Rahmenbedingungen zur Erreichung des technischen Potentials als gegeben angenommen werden dürfen. Das habe auch der IPCC erkannt und schätzt das plausible Potential mit 2,5 Gt/Jahr oder 4 % aller weltweiten Emissionen. Als machbar werden vom IPCC 1,7Gt/Jahr oder 3 % aller Emissionen angegeben, wobei dies i.e.L. auf Innovation in der Landwirtschaft zurückzuführen sein wird.

Für Dr. Rubach ist das ein Apell an die Öffentlichkeit, über reale Lösungen zu diskutieren, statt Scheindebatten über Ernährungsideologien zu führen.

Fleischindustrie XXL: Das Imperium der russischen Linnik-Brüder

Die Agrarholding Miratorg ist Russlands größter Schweinehalter – aber nicht nur das. Wer steckt hinter dem Unternehmen?

Das Unternehmen Miratorg wurde 1995 von den Zwillingsbrüdern Alexander und Viktor Linnik gegründet. Ihr Geschäft bauten sie anfangs mit Fleischimporten aus Südamerika nach Russland auf. Dazu unterzeichneten sie Exklusivverträge mit südamerikanischen Exporteuren.

Nach wie vor kontrollieren die Linnik-Brüder den Konzern. Bis Mitte 2022 taten sie dies laut Interfax über ihre auf Zypern registrierte Holding Agromir, nunmehr teilen sich die beiden Fleisch-Zaren die Anteile direkt.

Beide stehen trotz des Ukraine-Krieges nicht auf der Liste der von EU-Sanktionen betroffenen Personen.

Für 2021 gab Miratorg seine Produktion von Schweinefleisch mit über 550.000 t an. Damit wurde jedes zehnte Kilogramm Schweinefleisch in Russland auf den Farmen des Betriebs produziert. Im Sommer 2022 kündigte der Konzern den Bau von sechs weiteren Schweinezuchtkomplexen für über 20.800 Sauen an.

Außerdem produzierte das Unternehmen 2021 rund 200.000 t Rindfleisch. In der Region Kursk betreibt die Gruppe den nach eigenen Angaben größten Schlachtbetrieb Europas mit einer Kapazität von 4,8 Millionen Tieren pro Jahr.

Darüber hinaus gilt die Holding mit mehr als 1 Million Hektar als Rusland größter Landbesitzer. In den Regionen Belgorod, Kursk, Orjol, Tula und Stawropol erwartete Miratorg im vorigen Sommer eine Ernte von etwa 1,56 Mio t Getreide, Soja und Mais.

Als größter Fleischerzeuger des Landes gilt Miratorg für den Kreml als strategisch wichtiges Unternehmen.

Die Ratingexperten bezifferten den Umsatz der Gruppe im Oktober 2022 für das erste Halbjahr 2022 auf 97,2 Milliarden Rubel (1,3 Milliarden Euro). Der Nettogewinn nach IFRS-Standards soll mit -1,9 Milliarden Rubel (-24,8 Millionen Euro) negativ ausgefallen sein. Das Vermögen der Gruppe gibt die Ratingagentur zum 30.06.2022 mit 461,4 Milliarden Rubel (6,0 Milliarden Euro) an. Die operative Marge vor Zinsen, Abschreibungen und Steuern schätzt die Agentur auf 24 Prozent.

Negativ bewerten die Analysten den hohen Verschuldungsgrad des Unternehmens. Allerdings lauten die Verbindlichkeiten auf Rubel. Das Unternehmen habe keine Schulden in Fremdwährung. Fakt ist, das schnelle Wachstum der Gruppe wurde zu einem erheblichen Teil staatlich gefördert.

Energieschub für unsere Bauernhöfe

Wien Gut Ding will bekanntlich Weile haben. Das Förderprogramm Energieautarker Bauernhof hat die Regierung bereits mit der ökosozialen Steuerreform seit Herbst 2021 angekündigt. Jetzt kann das Programm starten. Bundesagrarminister Norbert Totschnig und Klimaschutzministerin Leonore Gewessler haben sich nun auf ein Förderprogramm verständigt. „Wir unterstützen Land- und Forstwirte auf ihrem Weg in Richtung energieautarke Bauernhöfe,“ versichert Gewessler.

Totschnig verspricht sich vom Förderprogramm eine verbesserte Versorgungssicherheit für die regionale Produktion, für die bäuerlichen Familien sowie für die Konsumentinnen und Konsumenten.

Die Ausschreibung „Versorgungssicherheit im ländlichen Raum – Energieautarke Bauernhöfe“ ist von 15. Februar 2023 bis 28. November 2025 (12:00 Uhr) geöffnet. Ziel ist es, die Betriebe energieunabhängiger zu machen. Die Förderhöhe ist auf 250 000 € pro Betrieb begrenzt.

Alle Informationen zur Förderung und Einreichung sind ab Förderstart unter klimafonds.gv.at abrufbar. Dort finden Antragsteller auch eine umfassende FAQ-Liste zum Förderprogramm und eine Liste der Energieberater. Derzeit befinden sich Förderbedingungen aber noch in der Erstellung.

Mit dem neuen Programm „Versorgungssicherheit im ländlichen Raum – Energieautarke Bauernhöfe“ fördert der Klima- und Energiefonds land- und forstwirtschaftliche Betriebe ganz gezielt auf ihrem Weg hin zu einem höheren Eigenversorgungsgrad. Förderungen können Landwirte unter anderem für Stromspeicher, Umstellung auf LED-Beleuchtung, Photovoltaik-Anlagen, Biomassekessel, E-Mobilität oder die Erstellung eines Gesamtenergiekonzeptes beantragen. In Summe stehen aus der ökologischen Steuerreform bis 2025 insgesamt 100 Mio. € aus den Mitteln des Klimaschutzministeriums, zur Verfügung.

Modul A umfasst Einzelmaßnahmen wie Photovoltaik-Anlagen, Stromspeicher und Beleuchtung. Es werden nur Maßnahmen gefördert, die rasch und ohne Energieberatung umgesetzt werden können.

So sind nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums zum Beispiel Photovoltaikanalgen mit Speicher und Notstromfunktion, Nachrüsten von Speicher mit Notstromfunktion bei vorhandener Photovoltaikanlage oder „LED-Systeme im Innen- und Außenbereich mit Installation von Lichtsteuerungssystemen förderfähig.

Beim Modul B ist ein Gesamtenergiekonzept für den Betrieb förderfähig. Damit soll der Eigenversorgungsgrad sowie die Resilienz des land- oder forstwirtschaftlichen Betriebs erhöht werden. Das Gesamtenergiekonzept müssen befugte Energieberater erstellen, eine Energieberatung ist ebenfalls Voraussetzung.

Angesichts der Komplexität und Vielfalt an sinnvollen Möglichkeiten war es laut Fachleuten der Landwirtschaftskammern eine Herausforderung, ein einfach gestaltetes, praktikables Förderinstrument für die besonderen Anforderungen der Betriebe auf den Weg zu bringen. „Da und dort werden noch Detailfragen auftauchen, wir sind jedoch optimistisch, dass sich das System in der Praxis bewähren wird“, betont der Österreichs Kammerpräsident Josef Moosbrugger. Er begrüßt die lange Laufzeit bis Ende bis Ende 2025.Mit dem Modul C können Landwirte verschiedene Energiesparmaßnahmen kombinieren, und zwar aus den Bereichen Energieeffizienz, Erneuerbare Energien, Energiespeicherung, E-Mobilität und Energiemanagement. Je mehr Maßnahmen umgesetzt werden und je höher die Selbstversorgung ist, desto höher fällt die Förderung aus. Förderfähig sind zum Beispiel laut Agrarministerium eine Wärmerückgewinnung bei der Heutrocknung, Biomassekessel für Erneuerbare Wärmeerzeugung oder die Umstellung auf E-Hoftrac. Ein Gesamtenergiekonzept sowie eine Energieberatung sind jedoch erforderlich.

Unabhängig von allen anderen Modulen lässt sich Modul D „Notstrom“ beantragen. Es enthält Sofortmaßnahmen, um am Zählerkasten notwendige Vorkehrungen zu treffen. Mit Ausnahme von Modul D müssen Landwirte ihre Anträge vor dem Umsetzen der Maßnahme stellen.

Kritisch sieht FPÖ-Agrarsprecher Peter Schmiedlechner die Regierungsinitiative. Aus einer Sicht kommt das Vorhaben viel zu spät und auch die Höhe der geplanten Förderung wird nicht ausreichen. Schon in der Vergangenheit hätten viele Bäuerinnen und Bauern gerne eine Solaranlage auf ihren Gebäuden errichtet. „Allerdings wurde dieses Vorhaben sehr oft vom Energieversorger blockiert. Der Grund lag darin, dass der Netzausbau in den letzten Jahren verabsäumt wurde“, so Schmiedlechner. Er fordert die Stromanbieter „endlich zu verpflichten“, Strom von Privaten, produziert auf deren Dachflächen, zur Gänze abzunehmen, anstelle von Konzernen und Großinvestoren den Bau von Photovoltaik auf Freiflächen zu fördern.

Aldi hält Kurs: Nur noch Wurst aus Haltungsform 3 und 4

Der Discounter Aldi plant, sein Fleischsortiment bis 2030 fast vollständig auf mehr Tierwohl umzustellen.

Aldi Nord und Süd legen sich beim Thema Tierwohl fest. Beide Konzernteile wollen den angekündigten „Haltungswechsel“ fast auf das gesamte Fleischsortiment ausdehnen. Das gab der Essener Konzern bei dem Pressegespräch am Donnerstag bekannt. „Der Verbraucher hat uns mit seinem Einkaufsverhalten in den letzten drei Jahren signalisiert, dass unser Weg des Haltungswechsels richtig ist“, betont Dr. Julia Adou, Director Corporate Responsibility bei Aldi Süd.

Bis 2030 will der Discounter demnach neben Frischfleisch auch gekühlte Fleisch- und Wurstwaren in Deutschland vollständig auf die beiden höchsten Haltungsformen 3 und 4 umstellen. Das gilt für Rind, Schwein, Hähnchen und Pute. Nur ausländische Spezialitäten bleiben ausgenommen. „Wir setzen voll auf den Standort Deutschland und werden die Anteile deutscher Waren im Sortiment weiter ausbauen. Von unsere Tierwohl-Timeline lassen wir uns nicht mehr abbringen“, so Adou.

Aktuell verkauft Aldi bereits 20 % des Frischfleisches aus den Haltungsformstufen 3 und 4. Bei Trinkmilch sind es sogar über 45 %. Aldi berichtet, das man seine Ziele damit bereits ein Jahr früher als erwartet erreicht hat.

Im Gespräch vom Donnerstag argumentiert der Discounter, dass fast die Hälfte des jährlichen Fleischkonsums in Deutschland auf Fleisch- und Wurstwaren entfällt. Dieser Absatzkanal habe eine sehr große Bedeutung beim Umbau der Nutztierhaltung. Zudem könne man die höheren Kosten so auf deutlich mehr Ware verteilen. Das Ziel dürfte klar sein: Der Verbraucher soll finanziell nicht allzu stark belastet werden.

In der Tat ist dieser Fleischbereich der sehr viel größere als die Frischfleischschiene. Die ISN hatte recherchiert, dass der Mengenabsatz von Frischfleisch bei Schweinefleisch nur knapp halb so groß ist wie der von Verarbeitungsware.

Die Umstellung der gekühlten Fleisch- und Wurstwaren (z.B. Salami, Kochschinken, Wiener Würstchen oder Bacon) soll nach einem Stufenplan erfolgen:

  • heute stammen 90 % der Fleisch- und Wurstwaren aus Haltungsform 2 und höher.
  • Bis 2025 verzichtet Aldi vollständig auf Ware aus Haltungsform 1
  • Bis 2026 soll ein Drittel der Fleisch- und Wurstwaren aus Haltungsform 3 und 4 stammen
  • Bis 2030 soll vollständig auf Ware aus den höheren Haltungsformen 3 und 4 umgestellt werden.

„Durch die Ausweitung des Haltungswechsels ermöglichen wir Lieferanten, dass ein größerer Teil des Tieres besser vermarktet werden kann“, sagt Julia Adou. Davon würden auch Landwirtinnen und Landwirte profitieren.

Den Preisdruck auf die Lieferanten will Aldi aber hoch halten. „Unsere Kundinnen und Kunden können sich darauf verlassen, dass sie Tierwohlware bei Aldi stets zum besten Preis-Leistungs-Verhältnis erhalten“, erklärte Katrin Beyer, Business Unit Director Category Management bei Aldi Nord.

Immer weniger Schlachtschweine

aut Österreichischer Schweinebörse war ein beginnender Konkurrenzkampf um schlacht-
reife Tiere spürbar. Im Gegensatz dazu präsentierte sich der Fleischmarkt anhaltend aus-
reichend versorgt. Verarbeitungsschinken fand nur unter Preiszugeständnissen den Weg
Richtung Fleischregal. Der im Vergleich zu früheren Jahren hohe Rohstoffpreis sowie die
stark gestiegenen Energiekosten bei der Gefrierlagerung schmälerten die Bereitschaft
zum Einfrieren. Dadurch war das Gefühl einer Überversorgung auf dem Frischfleischmarkt
weit verbreitet. Die schwachen Abflüsse über den Drittlandexport drückten die Stimmung
der Schlacht- und Zerlegeunternehmen zusätzlich. Die Mastschweine-Notierung steigt um
12 Cent.
Ferkelangebot noch kleiner
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt nahmen die Fehlmengen weiter zu. Das in den
letzten Wochen weitgehend unveränderte Angebot ging zurück. Gleichzeitig profitierte die
Nachfrage von der Anhebung der Schweinepreise. Die Notierung steigt in der 6. Kalender-
woche erneut um 10 Cent auf EUR 3,50 je kg.
Europaweit stand ein eher geringes Ferkelangebot zur Verfügung. Aufgrund der flotten
Nachfrage zogen die meisten Notierungen an.
Aufwärtstrend auf dem EU-Schweinemarkt
Der EU-Schweinemarkt entwickelte sich positiv. Bestandsrückgänge in vielen Mitglieds-
ländern drückten das Angebot auf ein nicht bedarfseckendes Niveau. Die Schlacht- und
Zerlegebetriebe konnten ihre Kapazitäten nicht vollständig auslasten. Dementsprechend
tendierten fast alle Notierungen aufwärts. Der dänische Schweinepreis, der wegen der
schwachen Drittlandexporte unter Druck geraten war, stabilisierte sich. Im Fleischhandel
war eine leichte Belebung spürbar, die Preisentwicklung konnte mit dem Lebendmarkt
aber nicht Schritt halten.
Auch in Deutschand konkurrieren die Schlachthöfe um das zu geringe Angebot. Neben
dem Bestandsabbau der letzten Jahre wirkt sich aktuell die zurückhaltende Abgabebe-
reitschaft der Mäster aus. Somit steigt der Vereinigungspreis für Schlachtschweine ab dem
9. Februar um 12 Cent.

Schweineproduktion bricht in Deutschland weg

Die Erzeugung von Schweinen und deren Fleisch ist im vergangenen Jahr in Deutschland so stark gesunken wie nie zuvor. Nach vorläufigen Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) kamen 2022 nur noch 47,10 Millionen Schweine an die Haken der hiesigen Schlachtbetriebe; das waren 4,77 Millionen Stück oder 9,2 % weniger als im Vorjahr. Mitberücksichtigt sind in dieser Statistik auch die Hausschlachtungen. Weniger Tiere wurden im Bundesgebiet zuletzt 2004 verarbeitet. Innerhalb von nur fünf Jahren hat sich das Schlachtviehangebot um gut 11,3 Millionen Schweine oder fast ein Fünftel verringert.

Der Einbruch bei den Schlachtungen war 2022 ausschließlich auf das geringere Schweineangebot aus heimischen Ställen zurückzuführen. Dieses nahm im Vorjahresvergleich um 4,85 Millionen oder 9,6 % auf 45,87 Millionen Tiere ab. Die Zahl der hierzulande geschlachteten Schweine aus dem Ausland nahm dagegen erstmals seit längerem wieder zu, und zwar um 6,5 % auf 1,23 Millionen Stück. Die Landwirte lieferten im vergangenen Jahr ihre Tiere mit einem um rund 600 g auf 95,2 kg verringerten Schlachtgewicht an die Schlachtstätten, was den Produktionsrückgang zusätzlich verschärfte. Die Schweinefleischerzeugung verringerte sich gegenüber 2021 um 485 200 t oder 9,8 % auf knapp 4,49 Mio t. Auch dies war das geringste Niveau seit 2004.

Die seit längerem sinkenden Schweinebestände, geringere Ferkelimporte, stark gestiegene Betriebskosten, eine nachlassende Schweinefleischnachfrage, rückläufige Drittlandsexporte, Probleme mit Hofnachfolgern sowie zunehmende Auflagen und fehlenden Planungssicherheit durch die Politik sind laut Analysten wesentliche Faktoren für den Niedergang der hiesigen Schweineproduktion. Dieser war im vergangenen Jahr in allen Bundesländern zu spüren. Ausnahme war Sachsen, wo die Schweineschlachtungen auf geringem Niveau um 16,9 % auf 217 580 zulegten. Mit 16,10 Millionen Tieren kamen die meisten Schweine in Nordrhein-Westfalen an die Haken; im Vorjahresvergleich war das ein unterdurchschnittliches Minus von 5,7 %. Dahinter folgte Niedersachsen mit 15,06 Millionen geschlachteter Schweine, was einen Rückgang von 10,8 % entsprach. AgE/dw

Toschnig: „EU versucht Pakt durch die Hintertür durchzupeitschen“ und bleibt hart

Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig beharrt auf seinem Nein zu einem Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten. Auf den deutschen Kanzler Olaf Scholz ist Totschnig sauer.

Das Mercosur-Abkommen ist laut Totschnig sehr umstritten. „Freihandelsabkommen sind für den Wirtschaftsstandort wichtig, aber dürfen nur dann abgeschlossen werden, wenn sie fair und ausgewogen sind und unseren hohen Qualitätsstandards entsprechen“, betont der Agrarminister. Der Besuch des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz beim brasilianischen Präsident Luiz Inácio Lula da Silva stößt Totschnig sauer auf: “ Die EU-Kommission versucht nun, den Pakt durch die Hintertür durchzupeitschen – mit Hilfe juristischer Spitzfindigkeiten. Sie wolle damit das Nein einzelner Mitgliedsstaaten wie Österreich umgehen“, warnt der Minister.

Es gehe nicht zusammen, die landwirtschaftliche Produktion in Europa durch immer höhere Standards einzuschränken und gleichzeitig Handelsabkommen, die den Regenwald gefährden, durchzupeitschen. „Wir sollten den Fokus auf einen starken Binnenmarkt und Versorgungssicherheit richten. Wenn wir in Europa einen nachhaltigen Weg in der Landwirtschaft gehen wollen, muss das auch in Handelsabkommen abgebildet werden“, fordert Totschnig.

Der Bundesminister spricht sich klar gegen das Mercosur-Abkommen aus: „Das ist meine Position und dies entspricht auch dem Regierungsprogramm. Während Europa die Klima-, Tierwohl- und Sozialstandards laufend nach oben schraubt, spielen diese in Südamerika eine untergeordnete Rolle. Es ist nicht erklärbar, günstigen Rohrzucker und Rindfleisch von Großbetrieben aus Übersee mit schlechterer Klimabilanz zu importieren und so unsere bäuerlichen Familienbetriebe und die eigene Versorgung unter Druck zu bringen.“

Gleichzeitig schiebe die Kommission ihren Vorschlag zur EU-Herkunftskennzeichnung bei verarbeiteten Lebensmitteln weiter auf die lange Bank. „Eine rasche Vorlage ist längst überfällig. Auch fehlen klare Antworten der Kommission hinsichtlich Import-Kontrollen, finanzielle Wettbewerbshilfen und Schutzmechanismen bei stark steigenden Importen und Marktverwerfungen. Von Umweltsünden wie der Rodung des Amazonas-Regenwaldes noch gar nicht zu sprechen“, verdeutlicht Totschnig.

Der Pakt mit Südamerika sei wie ein trojanisches Pferd. „Mercosur mag auf den ersten Blick vorteilhaft aussehen, aber ist mit den beschlossenen EU-Klima- und Nachhaltigkeitszielen nicht vereinbar. Unsere Position und unsere Kritikpunkte werden wir weiterhin mit voller Kraft in Brüssel verteidigen“, so Totschnig.

Faktencheck in Deutschland: Fleischwirtschaft kritisiert LiDL

Lidl will zukünftig weniger Fleisch anbieten. Um den Planeten zu retten, sollen tierische Proteine im Sortiment durch pflanzliche ersetzt werden, erklärte der Discounter vor zwei Wochen auf der Grünen Woche in Berlin. Fokus Fleisch kritisiert diese Darstellung als nicht faktenbasiert und erklärt, warum der Verzicht auf Fleisch viel weniger fürs Klima bringt, als viele denken.

Weniger Fleisch essen fürs Klima? Das predigen landauf, landab seit Jahren vermeintliche Tier- und Umweltschützer. Auch der Discounter Lidl springt auf den Zug auf und versprach im Januar bei einem Gespräch mit der Lebensmittelzeitung auf der Grünen Woche in Berlin eine Reduktion tierischer Proteine im Sortiment. Das Ziel: Bis 2025 soll der Anteil pflanzlicher Proteine kontinuierlich erhöht werden. Der Grund: Weil es keinen zweiten Planeten gibt. Ein Wandel sei laut Christoph Graf, Lidl-Chefeinkäufer für den deutschen Markt, alternativlos. Wir brauchen auf der ganzen Welt eine bewusstere Ernährung, um uns in unseren planetaren Grenzen zu ernähren, so Graf. Doch basiert diese Darstellung auf Fakten? Das fragt sich Fokus Fleisch und macht den Faktencheck.

Fakten 1 – Verbraucherverhalten

Verbraucher möchten laut Fokus Fleisch auch weiterhin Fleisch einkaufen können. Das zeigen Daten der GfK (Gesellschaft für Konsumforschung). Zwar ist die Nachfrage privater Haushalte nach Fleisch und Fleischprodukten in den letzten Jahren gesunken, doch die eingekaufte Menge betrug im Jahr 2021 noch immer beachtliche 3.000 t. Im selben Zeitraum machten Fleischersatzprodukten an diesen Einkäufen nur einen geringen Prozentsatz aus. In den letzten Jahren ist der Anteil von Ersatzprodukten von 0,8% in 2017 nur leicht gestiegen auf 2,2 % im Jahr 2021.

Fakten 2 – Landwirtschaft und Klima

Die Landwirtschaft hat 2021 im Vergleich zu anderen Emittenten mächtig Treibhausgase reduziert. Zwei Prozent weniger CO2-Ausstoß – das macht 1,2 Millionen Tonnen weniger im Jahresvergleich. Nach der Bilanz des Bundesumweltamtes für das Jahr 2021 unterschreitet die Landwirtschaft deutlich die im Bundesklimagesetz festgelegte maximale Jahresemissionsmenge von 68 Millionen Tonnen CO2. Andere Sektoren sollen dagegen laut UBA-Präsident Dirk Messner die Klimaziele größtenteils gravierend verfehlt haben und sogar starke Anstiege verzeichnen.

Fakten 3 – Wissenschaftliche Evidenz

744 Wissenschaftler aus der ganzen Welt haben bisher die Dublin Declaration unterschrieben, die der Nutztierhaltung eine existentielle Bedeutung für die Ernährung der Menschen zumisst. Nach Angaben eines der Initiatoren, Prof. Dr. Peer Ederer aus Friedrichshafen, hätten die Fachleute ausschließlich auf evidenter Basis eine Strategie verfasst, um Tierhaltung, Tierschutz, Klimaschutz und eine ausreichende Ernährung verantwortlich und ressourcenschonend zusammenzubringen.

Fakten 4 – Kreislaufwirtschaft

In der Dubliner Erklärung heißt es zudem: Nutz- und Herdentiere sind unersetzlich für die Aufrechterhaltung des Stoffkreislaufs in der Landwirtschaft, indem sie die großen Mengen an ungenießbarer Biomasse, die als Nebenprodukte bei der Herstellung von Nahrungsmitteln für die menschliche Ernährung anfallen, auf verschiedene Weise wiederverwerten. Nutztiere sind optimal in der Lage, diese Stoffe in den natürlichen Kreislauf zurückzuführen und gleichzeitig hochwertige Lebensmittel zu produzieren. Zudem sind ihre Klimagasemissionen Bestandteil eines biogenen Kreislaufs.

Fakten 5 – Weltweite Ernährung

Im Jahr 2050 werden neun Milliarden Menschen auf der Erde leben. Um diese ausreichend zu ernähren, muss sich die Nahrungsmittelproduktion auf der Erde laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) nahezu verdoppeln. Der Nahrungsmittelbedarf wird laut der FAO nicht nur wegen des Bevölkerungswachstums steigen. Die Urbanisierung und der damit oft verbesserte Lebensstandard der Menschen werden mit veränderten Ernährungsgewohnheiten in Schwellen- und Entwicklungsländern einhergehen. Die Nachfrage nach Getreide und anderen traditionellen Grundnahrungsmitteln wird sich hin zu tierischen Nahrungsmitteln wie Fleisch, Fisch, Eiern und Milchprodukten verschieben.

Die aktuelle Politik der Bundesregierung hat dramatische Folgen für die Landwirtschaft in Deutschland. Im Jahr 2022 sind allein 1.900 Bauern in Deutschland aus der Schweinehaltung ausgestiegen, die meisten von ihnen haben die landwirtschaftliche Produktion gänzlich aufgegeben. Es droht ein Strukturbruch. Die Versorgung mit heimischen Lebensmitteln wird so nicht mehr gewährleistet, wenn sich der Trend fortsetzt. Bedrückende Zahlen: das statistische Bundesamt hat 2022 mit 21,3 Millionen Tieren den geringsten Schweinebestand seit 30 Jahren registriert.

Donau – Soja Dagmar Gollan ist neue Geschäftsführerin

Für die internationalen Organisation Donau Soja mit Vereinssitz in Wien übernimmt ab sofort Dagmar Gollan (38) die Geschäftsführung.

Für die internationalen Organisation Donau Soja mit Vereinssitz in Wien übernimmt ab sofort Dagmar Gollan (38) die Geschäftsführung. Dies wurde auf Vorschlag von Donau Soja-Präsident Matthias Krön (53) vom Vorstand beschlossen, da der Verein und die Zahl seiner Angestellten stark gewachsen sind, teilte Donau Soja in einer Presseaussendung mit.

Gollan studierte Lebensmitteltechnologie und -wissenschaften an der Universität für Bodenkultur Wien und ist seit neun Jahren bei der Organisation Donau Soja beschäftigt. Zuletzt war die erfahrene Expertin für die Qualitätssicherung und die Standardentwicklung zuständig. Krön, der Gründer des Vereins, will in seiner Rolle als Präsident künftig die Weiterentwicklung des Vereins und seiner Mission in Europa vorantreiben.

Neben zahlreichen anderen Projekten wird Donau Soja heuer auch den Welt-Sojakongress (World Soybean Research Conference) im Wiener Austria Center im Juni mitorganisieren. Dazu werden zahlreiche internationale Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Unternehmen und Experten aus aller Welt erwartet.

Donau Soja hat seit 2023 mehr als 50 Mitarbeiter. Neben dem Vereinssitz in Wien verfügt die Organisation über Büros in Novi Sad/Serbien, Kiew/Ukraine, Chișinău/Republik Moldau und eine Repräsentanz in Rumänien, überall super Büros aber nicht im Sinne von uns Viehhaltenden Betrieben sonder nur zum Selbstzweck.

Tiergesundheit Österreich aus der Taufe gehoben

Mit dem Verein „Tiergesundheit Österreich“ (TGÖ) gibt es nun eine Dachorganisation für die Tiergesundheitsdienste der Bundesländer.

„Nicht zuletzt die Konsumentenansprüche im Bereich Antibiotikaeinsatz, Tierschutz und Lebensmittelsicherheit haben gezeigt, dass das föderale System der Tiergesundheitsdienste an die Grenzen der Machbarkeit gekommen ist“, erklärte heute Gottfried Schoder, TGD Oberösterreich und Koordinator des neu gegründeten TGÖ anlässlich einer Pressekonferenz.

Zwar habe sich das System des TGD mit seinem Betreuungsmodell zwischen Tierärzten und Tierhalter, die Rechtssicherheit und Transparenz bei der Arzneimittelanwendung sowie das Kontrollsystem bewährt. Eine große Schwäche sei allerdings die fehlende koordinierende Stelle und das fehlende Datenmanagement gewesen. Außerdem sei das föderale System nicht förderfähig mit Bundes- und EU-Mitteln gewesen. Schoder: „Damit gibt es Mängel in der einheitlichen Umsetzung von Programmen und es fehlte eine zentrale Ansprechstelle.“

Mit dem jetzt gegründeten TGÖ soll sich dies ändern. Dieser wird in Form eines Vereins geführt. Erster Obmann des Vereines wird Franz Rauscher, der in Sitzenberg einen 100 ha-Schweinemastbetrieb führt. Rauscher ist auch Obmann der Erzeugergemeinschaft Gut Steitdorf. Er setzte sich letztlich gegen Karl Waldenberger, Präsident der LK Oberösterreich, durch.

Rauschers Stellvertreter ist Kurt Frühwirth, gleichzeitig Präsident der Österreichischen Tierärztekammer. Seine Wahl erstaunt insofern, weil er als ausgewiesener Kleintierpraktiker in Wien wohl nur sehr wenig mit Nutztieren zu tun hat.

Der neue Obmann begründet sein Engagement im TGÖ so: „Als Tierhalter sind wir laufend mit veränderten gesellschaftlichen Erwartungen in eine österreichische Nutztierhaltung über alle Sparten hinweg konfrontiert. Eine nachhaltige österreichische Nutztierhaltung über alle Sparten hinweg zu ermöglichen, steht für mich aber dennoch an oberster Stelle. Wir müssen nationale oder innergemeinschaftliche gesetzlich verankerte Rahmenbedingungen, welche die tierische Primärproduktion betreffen umsetzen. Dazu braucht es Unterstützung für die Landwirte aber auch für die TGD-Tierärzte.“

Und Rauscher ist für die Zukunft optimistisch: „Wenn es dem TGÖ in den kommenden Jahren gelingt, die Weiterentwicklungen in den Bereichen Tiergesundheit, Tierschutz und Tierwohl durch Wissensvermittlung, Sensibilisierung von Themen und der Schaffung praxisorientierter Programme umzusetzen, und dies großteils ohne notwendige Sanktionen, wäre für mich ein großes Ziel erreicht.“

Dafür gelte es unter anderem folgende Bereiche zu bearbeiten:

  • Verminderung der Anwendung von Arzneimitteln – Antibiotikamonitoring – Vergleich mit anderen Betrieben, Bewusstseinsbildung
  • Praxisnahe Verbesserungen in der Haltung als gesellschaftliche Herausforderung
  • Lebensmittelsicherheit
  • Praxisorientierte Lösungen von Problemstellungen – Bsp.: Umsetzung Verbot routinemäßiges Schwanz kupieren im Schweinebereich
  • Aufwertung der Betriebserhebungen durch die Betreuungstierärzte (Bestandskontrolle – Tierschutz – Tiergesundheit)
  • Früherkennung von Betrieben mit Problemen – Hilfestellung durch TGD-Tierärzte.
  • Weiterbildung von Tierhaltern und Tierärzten aber auch die tierärztliche Versorgung sind Themen der Zukunft.

Erfreut zeigt sich heute die VÖM über die Gründung des TGÖ: „Tiergesundheit und Tierwohl sind wichtige Themen der österreichischen Milchwirtschaft. Wir erwarten uns von der Gründung des Vereins Tiergesundheit Österreich (TGÖ) eine weitere Unterstützung in der Weiterentwicklung und Absicherung der hohen Tiergesundheits- und Tierwohlstandards in Österreich und sehen in der Tierärzteschaft einen wichtigen Partner in der Umsetzung dieser Thematik“, erklärt der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) Dir. Helmut Petschar.

„Mit diesem Schritt wollen wir nicht nur dem gestiegenen Stellenwert von Tierwohl und Tiergesundheit in der Gesellschaft Rechnung tragen, sondern auch ein wirksames Instrument zur gemeinsamen Weiterentwicklung im Bereich Tiergesundheit und Tierwohl schaffen. Die Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Verarbeitung, Tierärzteschaft, den Verbänden und Behörden ist entscheidend, um machbare und weiterhin vorbildliche und den modernen Anforderungen entsprechende Standards in Österreich zu haben, die eine wichtige Voraussetzung für die hohe Qualität der heimischen Milchprodukte sind“, ergänzte Petschar.

Tierwohl: Hoher Preis für politisches Kalkül in Deutschland- da geht alles den Bach runter

Die Branche schäumt über die Pläne des Bundeslandwirtschaftsministeriums zum Umbau der Tierhaltung. Minister Cem Özdemir wiegelt ab und spielt auf Zeit.

Die Worte waren bewusst scharf: Einen „Abbau statt Umbau“ der Tierhaltung werfen Verbände der Ampelregierung vor. Andere sprechen vom „Tierwohl-Killer“. Selbst die Borchert-Kommission, die aus Verärgerung eigentlich ruhen wollte, kritisiert das Tierhaltungskennzeichengesetz sowie das zugehörige Förderprogramm deutlich. Alles zur Grünen Woche.

Doch Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) zeigt sich wenig beeindruckt. In der Manier eines Politprofis wiegelt er die Attacken ab. Er lasse nicht zu, dass einzelne Blockierer die „gewollte Transformation“ stoppen. Für konstruk­tive Hinweise sei er dankbar und suche das Gespräch.

Ohnehin sei jetzt der Bundestag gefordert, über seine Vorschläge zu beraten. Übersetzt heißt das: Die Richtung ändert sich nicht, es gibt höchstens noch kleinere Anpassungen. Es bleibt somit vermutlich dabei, dass der Umbauplan völlig unterfinanziert ist, ausländische Ware ohne Kennzeichnung ins Land kommt und viele Schweinehalter vom Förderprogramm ausgeschlossen sind.

Zugutehalten muss man Özdemir, dass er nicht allein verantwortlich ist. Zum einen hat er in der eigenen Partei Renate Künast im Nacken sitzen. Sie würde die Tierhaltung am liebsten mit noch strengerem Ordnungsrecht zurückfahren. Zum anderen will der Koalitionspartner FDP nicht mehr Geld locker machen.

Und: In der vergangenen Legislaturperiode haben CDU/CSU sowie SPD das günstige Zeitfenster für eine politisch motivierte Weiterentwicklung der Tierhaltung verstreichen lassen. Inzwischen sind Baukosten sowie Zinsen teurer und die Staatskasse leerer.

Hinzu kommt: Angesichts der hohen Inflation kaufen Verbraucher noch stärker nach dem Preis. Sie lassen schon etwas teurere Produkte mit mehr Tierwohl vielfach liegen. Deshalb zeichnet sich ab: Höhere Haltungsformen mit Außenklima kommen vorerst nicht in die Breite, sie bleiben eine Nische.

Insbesondere die am stärksten betroffenen Schweinehalter haben das längst erkannt. Grob kategorisiert gibt es drei Entwicklungen:

  • Wer auf höhere Haltungsformen setzt, vermarktet oft direkt oder über Regionalprogramme, teilweise in Kooperation mit dem Handel
  • Viele halten das Tierwohllevel, das sie erreicht haben. Investitionen in Ställe gibt es kaum. Nach und nach könnten diese Betriebe auslaufen.
  • Andere steigen direkt aus der Schweine­produktion aus. Manche stellen den kompletten Betrieb ein, andere suchen alternative Einkommensmöglichkeiten. Seminare zu Umnutzungen von Schweineställen sind aktuell ein Renner.

Das Ergebnis: Weniger Schweine, aber mehr Schweine in höheren Haltungsformen. Genau das ist politisches Ziel. Und genau das erreicht die Politik möglicherweise, ohne etwas dafür zu tun – und ohne viel Steuergeld zu bezahlen.

Doch der wahre Preis dieses politischen Kalküls ist extrem hoch. Denn in der Landwirtschaft und im ländlichen Raum brechen Strukturen weg – und regionale Kreisläufe, Wirtschaftskraft und Wohlstand gehen verloren. Ob das bedacht ist?

Ein Kommentar von Patrick Liste, Chefredakteur beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Keine Ferkel mehr ?

Laut Österreichischer Schweinebörse zeigte sich der heimische Lebendmarkt ausgeglichen, seit Jahresbeginn mitgeschleppte Überhänge waren Geschichte. Das spekulative
Zuwarten der Fleischindustrie auf billiges „Jänner-Schweinefleisch“ für die Gefrierlager
ging in diesem Jahr nicht auf. Der Schneefall in den westlichen Bundesländern belebte die
Kaufbereitschaft des Gastgewerbes in den Schigebieten, man spürte die Vorbereitung auf
ein gutes Geschäft in Februar.
Die Mastschweine-Notierung steigt ab dem 2. Februar um 5 Cent.
Gute Ferkelnachfrage
Auf dem österreichischen Ferkelmarkt ging die Schere zwischen Nachfrage und Angebot
noch weiter auf. Dementsprechend waren Wartezeiten für die Mäster im Ferkelbezug unvermeidlich. Die Notierung steigt in der 5. Kalenderwoche um 10 Cent auf EUR 3,40 je kg.
Europaweit war von einer im Jänner oft herrschenden Absatzflaute bei Ferkeln nichts zu
spüren. Die gute Nachfrage übertraf das überschaubare Angebot, weshalb steigende
Notierungen dominierten.
Knappes Angebot auf dem EU-Schweinemarkt
Der EU-Schweinemarkt entwickelte sich nach wie vor uneinheitlich, allmählich zeichnete
sich jedoch ein überwiegend positiver Trend ab. Entscheidender Faktor für steigende Notierungen in immer mehr Mitgliedsländern war das deutlich unter den Vorjahren liegende
Angebot. Für die Schlachtunternehmen wurde es schwieriger, eine effiziente Auslastung
ihrer Kapazitäten zu erreichen. Zudem näherte sich das „Jännerloch“ in der Fleischnachfrage dem Ende. Für Februar wurde eine Belebung erwartet. In Dänemark gab der
Schweinepreis aufgrund der enttäuschenden Asienexporte nochmals nach.
Auch in Deutschland bestimmt das sehr kleine Angebot den Lebendmarkt. Der Bedarf der
Schlachthöfe kann nicht vollständig gedeckt werden. Daher steigt der Vereinigungspreis
für Schlachtschweine um 8 Cent auf EUR 2,08 je kg für den Zeitraum 2. bis 8. Februar.
Der Fleischhandel läuft etwas besser als zuletzt, günstige Teilstücke aus dem Ausland
erschweren aber weiterhin die Vermarktung deutscher Ware.

EU: Insekten dürfen nicht ohne Kennzeichnung in Lebensmitteln enthalten sein

Angeblich soll es dank zwei neuer EU-Verordnungen jetzt möglich sein, dass in Lebensmitteln wie Pizza, Schokolade oder Suppen ohne Wissen des Verbrauchers Insektenbestandteile, etwa von der Hausgrille, enthalten seien. Das stimmt nicht. Dafür besteht eine Kennzeichnungspflicht. Auch ein Allergiehinweis muss auf den Etiketten stehen.

„Die Menschen werden nun Insekten fressen, ohne es zu wissen“, wird seit Mitte Januar unter anderem auf Telegram und Facebook behauptet. Die Beiträge wurden tausendfach geteilt. Hintergrund sei eine neue Genehmigung der EU: Diese habe „zum neuen Jahr 2023 die Genehmigung erteilt, Insekten (Hausgrillen) in Backwaren, Teigwaren und andere Teilfertigprodukte ‚für die allgemeine Bevölkerung‘ mit beizumischen“ – und das angeblich ohne Kennzeichnungsvorschriften über mögliche Allergien und nur mit Verweis auf die lateinische Bezeichnung der Insekten.

Mit einer Erweiterung der Verordnung für neuartige Lebensmittel hat die EU tatsächlich genehmigt, dass in bestimmten Lebensmitteln ab dem 24. Januar 2023 teilweise entfettetes Pulver aus den sogenannten „Acheta domesticus“, verarbeitet werden darf, und ab dem 26. Januar 2023 ( Verordnung archiviert) ebenso Larven von Getreideschimmelkäfern, den sogenannten „Alphitobius diapernius“, in „gefrorener, pastenartiger, getrockneter und pulverisierter Form“. 

Dass diese ohne Kennzeichnung oder nur mit lateinischem Namen auf Produkten gekennzeichnet würden, stimmt nicht. Ebenso falsch ist, dass ein Allergiehinweis fehle. Neu ist die Zulassung von Insekten oder Insektenbestandteilen nicht – auch nicht in Bezug auf die Hausgrille . 

„Hausgrille“ und „Getreideschimmelkäfer“ müssen als Zutat explizit auf den Produkten stehen

Ebenfalls ist falsch, dass es keinen Allergiehinweise gebe. Ansgar Weiß, Pressereferent des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit schrieb uns in Bezug zur Getreideschimmelkäferlarve: „Die Kennzeichnung der Lebensmittel […] muss mit dem Hinweis versehen sein, dass diese Zutat bei Verbrauchern, die bekanntermaßen gegen Krebstiere und Erzeugnissen daraus sowie gegen Hausstaubmilben allergisch sind, allergische Reaktionen auslösen kann.“ Der Allergiehinweis muss direkt neben der Zutatenliste stehen. Nahrungsergänzungsmittel rund um die Getreideschimmelkäferlarve müssten zudem den Hinweis enthalten, dass das Nahrungsergänzungsmittel nicht von Personen unter 18 Jahren verzehrt werden soll. 

Auch bei der Hausgrille muss ein unmittelbarer Hinweis angebracht werden, dass die Zutat „bei Verbrauchern, die bekannterweise gegen Krebs- und Weichtiere und Erzeugnisse daraus sowie gegen Hausstaubmilben aller­gisch sind, allergische Reaktionen auslösen kann“ – so steht es in der Verordnung. 

Hausgrille und Getreideschimmelkäferlarven sind sogenannte neuartige Lebensmittel – das sind Lebensmittel, die „vor Mai 1997 nicht in ‚Umfang konsumiert wurden‘, schreibt die Europäische Behörde für Lebensmitelsicherheit (EFSA). Seit 1997 gebe es in der EU die Verpflichtung, jene Lebensmittel vor der Vermarktung auf ihre Sicherheit von der EFSA zu prüfen und „sodann vom Gesetzgeber zuzulassen“, erklärte Struck-Pacyna vom Lebensmittelverband. Das geschah auch in diesem Fall. Die EFSA veröffentlichte ihren Bericht zur Hausgrille im Mai 2022, für die Getreideschimmelkäferlarve im Juli 2022

Die Hausgrille und der Getreideschimmelkäferlarve seien in den beschriebenen Mengen unbedenklich, heißt es, könnten aber bestimmte Allergien auslösen. 

Richtig ist zwar, dass es laut EFSA neben allergischen Reaktionen auf die Tiere selbst auch zu allergischen Reaktionen gegen das Futter der Insekten kommen könne. Die EFSA betont jedoch, dass durch die empfohlene Menge und bei Einhaltung der entsprechenden EU-Standards keine Bedenken bestünden. In beiden Fällen empfahl die EFSA, mögliche allergische Reaktionen weiter zu erforschen.  von Steffen Kutzner

Globale Mischfutterproduktion 2022 leicht rückläufig – Deutliche Rückgänge bei Schweinefutter in der EU

Laut einer Erhebung des US-Futtermittelherstellers Alltech wurden im vergangenen Jahr weltweit knapp 1,3 Mrd. t Mischfutter produziert, gut 5 Mio. t weniger als im Vorjahr. Die globale Produktion von Schweinefutter sank 2022 um 3 %. Insbesondere die europäischen Werke haben ihre Erzeugung aufgrund der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und sinkender Tierbestände gedrosselt, aber auch in China sank die Herstellung, berichtet AgE.

Die gewerbliche Herstellung von Mischfutter in der Welt ist im vergangenen Jahr moderat gesunken. Das meldete jetzt der US-Tiernahrungshersteller Alltech in seinem Agri-Food Outlook 2023 auf Basis seiner jährlichen Umfrage bei mehr als 28.000 Futtermühlen in 142 Staaten. Demnach nahm die globale Erzeugung gegenüber 2021 um 5,4 Mio. t oder 0,4 % auf knapp 1,27 Mrd. t ab.

Dazu trug wesentlich bei, dass sich die Futtermittelproduktion in den rund 6.550 europäischen Werken einschließlich Russlands um 12,9 Mio. t oder 4,7 % auf 263,2 Mio. t verringerte. Auch in den Regionen Asien-Pazifik mit China sowie in Afrika ging die Produktion zurück, und zwar um 0,5 % beziehungsweise 3,9 %. Dagegen meldeten Nord- und Lateinamerika, der Mittlere Osten sowie Ozeanien ein höheres Aufkommen.

Global gesehen wurde das meiste Mischfutter für die Hähnchenmast hergestellt; zweitwichtigstes Produkt der Mischer war 2022 erneut Schweinefutter, dessen globale Erzeugung jedoch um 3,0 % auf 319,4 Mio. t sank. Hierzu trug Europa mit einem Minus von 8,3 % auf 75,1 Mio. t wesentlich bei. Die Folgen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) und sinkende Tierbestände waren Alltech zufolge dafür der Grund. Zudem ging in China die Erzeugung um rund 5 % zurück, da hohe Futterkosten und geringe Schlachtschweinepreise zeitweise den Bedarf schmälerten. In Lateinamerika wuchs dagegen die Produktion um 2,0 % auf 36,2 Mio. t, vor allem da in Brasilien die Schweineindustrie weiter expandierte. Auch in Vietnam legte die Erzeugung wieder spürbar zu, nachdem sie nach dem Ausbruch der ASP zuvor eingebrochen war.

Die Volksrepublik China bleibt mit einer Produktionsmenge von insgesamt 260,7 Mio. t Mischfutter weltweit die Nummer eins, verzeichnete im Vorjahresvergleich jedoch einen Rückgang von 2,8 %. Dahinter folgten die USA mit 204,4 Mio. t, weit vor Brasilien mit knapp 82,0 Mio. t. Als größter gewerblicher Futtermittelerzeuger in der Europäischen Union war Spanien mit 31,2 Mio. t gelistet; die dortigen Werke produzierten allerdings 12,9 % weniger als 2021. In Deutschland blieb laut Alltech die Mischfutterherstellung mit 24,4 Mio. t um 0,5 % unter dem Vorjahresniveau. Etwas mehr als die Hälfte aller weltweit befragten Mischfutterwerke rechnen für 2023 mit einer wachsenden Produktion. Lediglich rund ein Viertel erwartet dies eher nicht; ein weiteres Viertel zeigte sich hinsichtlich der Entwicklung in diesem Jahr indifferent.

EU-Bauernpräsidentin zum Mercosur-Abkommen: „Wir sagen Nein!“

Europas Bauernpräsidentin ist wegen dem Bekenntnis von Kanzler Scholz zum EU-Mercosur-Freihandelsabkommen in „großer Sorge“. Sie befürchtet schwierige Zeiten für Fleischerzeuger in Europa.

Nach dem Regierungswechsel in Brasilien ist das Freihandelsabkommen zwischen der EU und dem südamerikanischen Mercosur-Staatenblock wieder auf der Tagesordnung in Brüssel. Das bereitet der EU-Bauernpräsidentin, Christiane Lambert, „große Sorge“, wie sie am Montag in Brüssel sagte.

Angesichts der Südamerika-Reise von Bundeskanzler Olaf Scholz und dem klaren Bekenntnis zum Abschluss des EU-Mercosur-Abkommens von Scholz und Brasiliens neuem Präsidenten Luiz Lula da Silva erneuerte Lambert die grundlegende Kritik an dem Abkommen: „Wir sagen Nein zu Mercosur!“

Scholz und Lula hatten bei ihrem Treffen am Montag in Brasilia vereinbart, sich für den Abschluss des seit 2019 auf Eis liegenden Mercosur-Abkommens „zügig“ einzusetzen. „Präsident Lula und Bundeskanzler Scholz wertschätzen die intensiven bilateralen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Brasilien und Deutschland. Sie bekräftigten die Bedeutung vertiefter Handelsbeziehungen und unterstrichen ihre Absicht, zügig zu einem Abschluss der Verhandlungen eines ausgewogenen EU-Mercosur-Abkommens zu kommen“, heißt es in der gemeinsamen Abschlusserklärung.

Lambert ist Präsidentin der Dachorganisation der europäischen Bauernverbände, COPA. Gemeinsam mit der Gemeinschaft der EU-Genossenschaftsverbände, COGECA, steht COPA schon lange in Opposition zu den Freihandelsplänen mit den Mercosur-Staaten, Brasilien, Argentinien, Paraguay und Uruguay. COGECA-Präsident Ramon Amengol aus Spanien, fasste zusammen: „Die meisten Punkte in dem Abkommen mögen wir nicht.“

Die Befürchtung: Vor allem der sensible EU-Fleischsektor käme durch höhere Importe aus Südamerika unter gewaltigen Druck. Bei der Einfuhr von Fleisch und anderen Agrargütern müsste die EU wohl Zugeständnisse machen.

Bisher sieht das 2019 verhandelte Abkommen unter anderem eine Freihandelsquote für Geflügelfleisch von 180 000 t und ein zollfreies Lieferkontingent von 180 000 t Zucker jährlich für den südamerikanischen Staatenbund vor. Zudem soll der Import von 99 000 t Rindfleisch zu einem Zollsatz von 7,5 % erlaubt werden. Für Ethanol aus dem Mercosur-Block war ein Jahreszollkontingent von 650 000 t vorgesehen.

Für Lambert ist es „schlicht unbegreiflich“, dass die EU den Fleischverzehr ihrer Bürger zurückschrauben wolle, gleichzeitig aber mehr Fleisch aus Südamerika einzuführen bereit sei.

„Wer garantiert, dass keine zusätzlichen Wälder abgeholzt werden? Wer garantiert, dass keine in der EU verbotenen Wirkstoffe eingesetzt werden?“, fragte Lambert gegenüber Journalisten am Montag. Das Abkommen widerspreche Initiativen wie dem Green Deal oder der Farm-to-Fork-Strategie, so Lambert.

Widerstand gegen das Mercosur-Abkommen in seiner jetzigen Ausformulierung kommt auch aus der Umweltszene. „Das EU-Mercosur-Abkommen gefährdet in seiner jetzigen Form Klima, Natur und Menschenrechte. Durch die Streichung von jährlich vier Milliarden Euro an Zöllen werden der Import von Fleisch und Soja in die EU sowie der Export von Autos nach Südamerika erhöht“, sagte Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Die DUH fordert, dass das Abkommen den Export von Produkten unterbinden müsse, die in der EU aus Gründen des Umwelt- und Gesundheitsschutzes nicht zugelassen sind und nennt „hochgiftige Pestizide“ dafür als Beispiel von .Konstantin Kockerols und Stefanie Awaker-Esper

Herkunftskennzeichnung: Das ärgert die Jungbauern und geben Gas

Mehrere Jungbauernorganisationen aus Oberösterreich fordern Nachbesserungen.

Linz Öberösterreichs Jungbauern sind unzufrieden, wie die Bundesregierung die Herkunftskennzeichnung umsetzen will. Aus Sicht der Jugendorganisationen „OÖ Jungbauernschaft“, „Jungzüchter des FiHs“, „Junge Veredler“ und die „Jungzüchter des RZOs“ ist die Unterscheidung „EU“ oder „Nicht-EU“ problematisch, denn so sei immer noch nicht klar, ob das Schnitzel zum Beispiel aus Österreich oder aus den Niederlanden kommt.

Nach Auffassung von Alexander Hörmandinger, Obmann Jungzüchter FiH ist es in einer Zeit, in der alle mit extremen Teuerungen zu kämpfen haben, für angehende Hofübernehmer extrem wichtig endlich eine Herkunftskennzeichnung über alle Branchen hinweg zu bekommen. „Der jetzt vorgelegte Entwurf ist für uns mehr ein Schlag ins Gesicht als ein Grund zur Freude und Hoffnung,“ so Hörmandinger,

Unmut verursacht bei den Jungbauern, dass die Gastronomie von der verpflichtenden Herkunftskennzeichnung ausgenommen bleiben soll, während Kennzeichnungspflicht nur in Großküchen und verarbeiteten Betrieben greifen wird. Zwar soll die Kennzeichnung in der Gastronomie laut Gesetzesentwurf durch freiwillige Initiativen gestärkt werden. Um Gastronomiebetriebe zu mehr Transparenz zu motivieren, gibt es in Oberösterreich die Plattform Genussland Oberösterreich. Auch durch die Aktion „KulitWirte“ stärkt Oberösterreich seine Rolle als Vorreiter. Beide führen nach Auffassung der Jungbauern zu mehr Achtsamkeit bei Konsumentinnen und Konsumenten, wie auch bei Wirten.

„Langfristig gesehen, braucht es eine Herkunftskennzeichnung auch bei verarbeiteten Lebensmitteln und in der Gastronomie,“ fordert Christian Lang, Obmann OÖ Jungbauernschaft

Grüne Woche: Österreich schmecken und erleben – Das sind die Neuheiten aus Österreich

Auf der Grünen Woche in Berlin gibt es nicht nur Schinken, Käse und Speck aus Österreich. Hanfwein und schwarzer Knoblauch sorgen für neugierige Blicke.

Ein wenig stechen die grünen Flaschen in Berlin mit goldenem Etikett am Stand des Weinguts Elfenhof schon heraus. Vertriebsleiter András Kádár platziert sie neben den dunklen Weißweinflaschen. Er weiß, wie er die kleinen 0,2 Liter-Flaschen in Szene setzt. „Das ist unser neuer Hit“, macht Kádár neugierig und nimmt die Flasche in die Hand. Eine kleine Elfe und ein großes Hanfblatt zieren das Etikett. „Elfenhof Hemp“ heißt das Getränk aus Hanf und Trauben.Lange haben sie im Weingut im Burgenland daran herumgetüftelt und noch länger dafür gekämpft, das Getränk überhaupt auf dem Markt bringen zu dürfen. Die Hürden sind überwunden, sämtliche Genehmigungen liegen vor. Nun steht der neue „Lifestyle-Drink“, wie das österreichische Weingut seine Kreation nennt, pünktlich zur Internationalen Grünen Woche am Messestand.

Black Garlic, also schwarzer Knoblauch, erinnert geschmacklich an eine Mischung von Balsamico, Vanille und Karamell, heißt es am Stand. Entstanden ist der schwarze Knoblauch bei einem monatelangen Fermentationsprozess. „Ursprünglich stammt der schwarze Knoblauch aus Korea und Japan“, erklärt Robert Sorger. Neben dem Knoblauch bieten sie auch gefriergetrocknete Produkte, darunter Erdbeeren und Physalis an. Die Nachfrage sei sehr gut, berichtet Patrick Sorger. „Ich glaube, wir sind nächstes Jahr wieder am Start.“Holzer Austria repräsentierte auf der Internationalen Grünen Woche Kärnten und punktete insbesondere mit dem schwarzen Knoblauch.

Bei den Käsesorten haben die Besucherinnen und Besucher in der Österreich-Halle eine große Auswahl. Am Stand gegenüber sind auf der Preisliste schon einige Produkte durchgestrichen. Gertrud und Günter Kammerlander legen sich ins Zeug, bieten den Passanten Kostproben an. „Aktiv muss man schon sein“, sagt Gertrud Kammerlander, die mit ihrem Mann Günter am Stand der Genossenschaft Bioalpin aus Tirol steht. Normalerweise sind die Kammerlanders Milcherzeuger. Die Käsereien verarbeiten ihre Heumilch. Nun stehen sie zehn Tage am Messestand. „Das ist eine Abwechslung zum Alltag im Betrieb und wir treffen hier viele Freunde“, sagt Gertrud Kammerlander. Als Milchviehhalter geben sie den Verbrauchern Infos aus erster Hand.

Eine besondere Köstlichkeit bietet ihr Sortiment: einen Trüffelkäse. Den nahm die Alpbachtaler Heumilch-Käserei aus Reith erst kürzlich in das Sortiment auf. „Den hat hier sonst keiner“, sagt Günter Kammerlander und reicht ein Stückchen. Am meisten gefragt sei am Stand würziger Käse, insbesondere der Bergkäse.

13 Sorten Käse umfasst der Stand der „KäseStrasse Bregenzerwald“. Die Gemeinschaft aus 12 regionalen Sennereien und 20 Alpen präsentiert auf der Messe die verschiedenen Erzeugnisse. „Wir haben knapp eine Tonne Käse dabei“, erzählt Franziska Kohler. Sie ist Sennerin bei der Langenegger Dorfsennerei. Am Stand verspricht sie einige Raritäten: Tomatinokäse zum Beispiel, der nach Basilikum und frischen Tomaten schmeckt. Oder Thymian-Zitronen-Pfefferkäse. „Es kommen immer wieder neue Käsesorten dazu“, berichtet sie.

Das Vulkanland sei ein besonderes Fleckchen Erde und der Schinkenmanufaktur gehe es um artgerechte Haltung, sagt sie. Das wolle sie den Gästen am Stand vermitteln – und sie zu einer Betriebsbesichtigung einladen. „Wir sind hier ja für die Region da. Wir präsentieren unsere Produkte und unsere Tourismusregion.“

Renate Dohmen arbeitet als Gästebetreuerin bei der Schinkenmanufaktur. Nun erklärt sie in Berlin, welche unterschiedlichen Reifestufen es beim Schinken gibt. „Unser Bestseller ist der 18er“, sagt sie. Die ersten fünf Monate reift der Vulcano Schinken zwischen 0 und 8 Grad. Danach wird die Temperatur auf bis zu 24 Grad erhöht, damit der Schinken gut reifen kann. Die milde Würze und das leicht salzige Aroma zeichnen den Schinken aus, erklärt Dohmen und reicht eine kleine Scheibe.

Wer außergewöhnliche Kulinarik sucht, wird hier ebenfalls fündig: Die Schinkenmanufaktur bietet Schinken-Crisps an. Sie eignen sich als kleiner Snack zum Wein oder zum Garnieren von Speisen, erklärt Dohmen. Das Interesse der Kunden sei jeden Tag unterschiedlich. „Am einen Tag interessieren sie sich vor allem für Walnusssalami, am anderen Tag für Trüffelfilet.“ Eines kann sie aber auf jeden Fall sagen: Das Interesse ist groß. „Wir hatten sehr gute Gespräche und viele Kontakte zu potenziellen Kunden.“

Alles wird weniger – Sattes Minus beim Ferkelimport in Deutschland

Aufgrund der stark gesunkenen Ferkelimporte hat Deutschland im vergangenen Jahr deutlich weniger Schweine eingeführt als noch im Vorjahr. Wie die ISN anhand von Zahlen des Thünen-Instituts und Destatis herausgearbeitet hat, verzeichnete die Importbilanz mit rund 10 Mio. Schweinen ein sattes Minus von rund 12 %. Damit setzt sich ein seit mehreren Jahren zu beobachtender Negativtrend fort.

Hauptantreiber dieser Entwicklung ist der massive Rückgang der Ferkelimporte. So nahmen die deutschen Mäster im vergangenen Jahr nur noch gut 8,8 Mio. Ferkel auf, was im Vergleich zu 2021 einem Minus von fast 13 % entspricht. Wichtigster Lieferant blieb dabei Dänemark, die allerdings mit circa 5,6 Mio. Jungtieren auch fast 12 % weniger Ferkel einführten als im Vorjahr. Einen noch stärkeren Rückgang verzeichneten die niederländischen Ferkelexporteure, die mit gut 3,2 Mio. Ferkel an die 13 % im Deutschland-Geschäft einbüßten. Der starke Rückgang der Ferkelimporte mag angesichts der eingebrochenen deutschen Ferkelerzeugung verwunderlich erscheinen, allerdings wurden auch in der deutschen Schweinemast Kapazitäten in erheblichem Umfang abgebaut bzw. Ställe blieben vorübergehend leer, so die Einschätzung der ISN zu den Zahlen.

In Anbetracht dieses starken Einbruchs im Ferkelhandel fielen die leicht gestiegenen Schlachtschweineimporte kaum ins Gewicht. Hier wurde nämlich im Vergleich zu 2021 ein Plus von 6 % auf 1,23 Mio. Stück ermittelt. Nach dem 2020 und 2021 aufgrund des Schweinestaus und anderer Marktverwerfungen kaum Schweine zur Schlachtung eingeführt wurden, fließen die Einfuhrströme jetzt wieder auf konstantem Niveau. Dabei kommen rund zwei Drittel der ausländischen Schlachtschweinen aus den Niederlanden. Weit dahinter folgen dann erst die Belgier und Dänen.

Wie immer – gleichen CO2-Zertifikate wirklich den ökologischen Fußabdruck aus?

Immer mehr Firmen wollen nachhaltig agieren, Ressourcen sparen und den Ausstoß von CO2 kompensieren. Sie kaufen Zertifikate oder pflanzen Bäume. Eine neue internationale Studie beschäftigt sich mit den Fragen: Warum pflanzen Unternehmen Bäume? Wo und mit wem machen sie das? Dafür untersuchte das Forschungsteam Konzerne der Fortune-Global-500-Unternehmensliste aus Frankreich, der Schweiz und Großbritannien und ihren Einsatz im Wald.

Im Dezember 2022 sind die Ergebnisse der IUFRO-Studie (International Union of Forest Research Organizations) veröffentlicht worden. Stephanie Mansourian, Umweltberaterin und Wissenschaftlerin an der Universität Genf, und Daniel Vallauri, WWF Frankreich, erfassten in ihrem Projekt die Ausmaße von Baumpflanzungen, die durch Unternehmen organisiert werden und entdeckten Lücken im Versuch, einen Beitrag für das Klima zu leisten.

Vor allem haben die Unternehmen in China, Indonesien, Madagaskar, Malaysia, Australien und Kanada Bäume gepflanzt. Es falle aber auch auf, dass die Unternehmen die Pflanzungen in den Ländern ihrer Hauptstandorte oder wichtiger Nebenstandorte durchführen. Gepflanzt werde meist zusammen mit Landwirten aus den Regionen, Schulen und Nonprofit- oder Profit-Organisationen. Oft sei ein Netzwerk aus vielen Akteuren beteiligt.

Die Studie zeigt, dass in den letzten 22 Jahren allein 98 % der großen Unternehmen aus Frankreich, Großbritannien und der Schweiz über 500 Mio. Bäume gepflanzt haben. Das sei daher nur die Spitze des Eisbergs weltweiter Baumpflanzungen. Die Frage, wer sich nach einer Bepflanzung einer Fläche um die jungen Kulturen kümmert, sei allerdings meist undurchsichtig.

Ob es sich bei Baumpflanzungen durch Firmen um „Greenwashing“ handelt, also Marketingtricks, um beim Thema Nachhaltigkeit verantwortungsvoll und grün zu wirken, sei schwer zu sagen, so Mansourian. Viele der Baumpflanzaktionen seien keine Erfolgsgeschichten. „Klar ist, dass angesichts der Ausmaße der Baumpflanzungen und der Notwendigkeit der Wiederaufforstung langfristig sichergestellt werden muss, was nach der Baumpflanzung geschieht.“

Abseits der IUFRO-Studie zu Baumpflanzungen durch Konzerne deckte eine Recherche der Wochenzeitung „Die Zeit“, des „Guardian“ und von „SourceMaterial“ kürzlich auf, dass rund 90 % der CO2-Zertifikate, die durch Unternehmen erworben werden, kein CO2 einsparen würden. CO2-Zertifikate seien ausgestellt worden, ohne dass der Schutz von Waldflächen im Gegenzug kontrolliert wurde. Die Recherchen beziehen sich allein auf den weltweit führenden Zertifizierer Verra, die durch den Marktführer ausgestellt wurden. Weltweite Ausmaße seien daher nicht bekannt, heißt es in der „Zeit“.

Auf dem Weg, den Ökologischen Fußabdruck von Unternehmen zu verbessern, ist damit nicht nur aus Sicht von Mansourian noch viel zu tun. Neben der Wiederbewaldung und dem Schutz dieser Flächen müssen auch bestehende Wälder besser geschützt werden, um das CO2-Vorkommen in der Atmosphäre langfristig zu reduzieren. Mit Material von IUFRO, Die Welt, Die Zeit