Autor: Hannes Kulterer

Inflation bremst Absatz um bis zu 20 %

Quer durch Europa schwächelt der Fleischmarkt. Allerorts sei es primär die hohe Inflation, die den Absatz von Fleisch und Fleischprodukten erschwere und bis zu 20 % reduziere, so Johann Schlederer von der Österreichischen Schweinebörse. Der Preis für Schlachtschweine in Österreich bleibt unverändert.

Am deutschen Fleischmarkt konnten sich die Preise nur mit Mühe behaupten, wobei Hauspreisandrohungen namhafter Schlachthofunternehmen die Runde machten. Schlachtunternehmen versuchen, die Preise zu drücken, so die deutsche Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch (VEZG). Insgesamt ausgeglichene Angebots- und Nachfrageverhältnisse hätten aber letztlich in der neuen Schlachtwoche unveränderte Preise bedingt. Das für diese Woche angekündigte Grillwetter hätte laut Schlederer die Preismelder ermutigt, trotz aufkeimenden Preisdrucks unverändert zu notieren.

Österreich: Stark eingeschränktes Angebot, lustloser Absatz

Auch in Österreich plätschere das Geschäft mit Fleisch nur lustlos vor sich hin. Daher sei trotz eines nur bei 85 % des Normalwerts liegenden Angebots an Schlachtschweinen „der Kampf um das letzte Schwein“ nicht mehr so stark wie zuletzt. „Viele Verbraucher fehlen wegen Urlaubsreisen ins Ausland, Zuhausegebliebene haben scheinbar weniger Lust zum Grillen als früher“, wird ein Abnehmer an der Österreichischen Schweinebörse zitiert.

Spar verklagt VGT wegen Vollspalten-Protesten

Der Verein gegen Tierfabriken startete vor Jahren eine Kampagne gegen die Vollspaltenböden. Zuletzt protestierten die Tierrechtsaktivisten vermehrt vor Spar-Filialen, der Konzern reichte nun Klage gegen den Verein ein.

Der Vollspaltenboden in der Schweinehaltung ist mit 2040 verboten. Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) machte seit Jahren Stimmung gegen diese Böden unter anderem mit Protesten vor Filialen der Supermarktkette Spar. Laut VGT habe es Gespräche gegeben, ob eine Umstellung der Schweinehaltung auf Stroh möglich wäre. Nach Gesprächen mit der Spar-Leitung, hätten die Tierrechtsaktivisten eine Absage erhalten und vor mehreren Filialen Proteste gestartet.

Dagegen hat Spar nun eine Klage eingereicht, es geht um unlauteren Wettbewerb, da nur vor Spar-Supermärkten protestiert wurde, es wurde das Logo der Handelskette verunstaltet und mit Blut dargestellt und habe Spar beleidigt, wie der VGT in einer Presseaussendung mitteilt.

„Auf Basis dieser Vorwürfe klagt SPAR auf Unterlassung weiterer Proteste, Widerruf der Kritik und Vernichtung der Kampagnenmaterialien. Die ebenfalls beantragte Einstweilige Verfügung zu dieser Klage wird bereits in naher Zukunft am Handelsgericht Wien verhandelt“, teilt VGT-Obmann Martin Balluch mit. Die ebenfalls beantragte Einstweilige Verfügung zu dieser Klage wird bereits in naher Zukunft am Handelsgericht Wien verhandelt. Streitwert ist laut VGT 62.500 Euro. „Bei einer Verurteilung des VGT könnte eine existenzgefährdende Schadenersatzklage folgen“, meint Balluch. Laut Finanzbericht 2020, hat der Verein 2,25 Millionen Euro eingenommen, mehr als eine Million Euro davon sind Spenden. Der größte Posten, mit rund 400.000 Euro, floss in die Schweine-Kampagne des Vereins. 2020 wurde ein Jahresüberschuss von etwa 458.000 Euro ausgewiesen.

Auf top agrar-Anfrage bestätigt Spar die Klage gegen den VGT. „Hintergrund ist, dass der VGT wiederholt behauptet, Spar würde Verbesserungen für das Tierwohl von Schweinen bewusst verhindern. Das Gegenteil ist der Fall: Spar bezieht bereits jetzt die meisten Schweine aus Tierwohl-Haltung in Österreich und forciert mit unterschiedlichsten Programmen die Tierwohl-Haltung“, heißt es in der Stellungnahme des Konzerns.

Die Lebensmittelkette vermarkte seit 25 Jahren in Österreich ausschließlich heimisches Frischfleisch von Schwein, Rind und Kalb, davon aktuell pro Jahr fast 50.000 Schweine aus unterschiedlichen Tierwohl-Programmen. „Das macht Spar österreichweit zum größten Abnehmer von Schweinen aus heimischer Landwirtschaft, die ohne Vollspaltboden aufgezogen wurden“, erklärt ein Konzern-Sprecher. Aktuell werden in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland mehr als 25% des gesamten Schweinefleischbedarfs aus Tierwohlprogrammen bezogen. Zusätzlich befürwortet der Konzern eine zeitnahe Kennzeichnung der Haltungsform für Fleisch, wie kürzlich beim Tierwohl-Termin mit BM Johannes Rauch bekräftigt wurde.

Die derzeitige Kampagne geht jedoch zu weit. Spar sehe sich daher gezwungen, die erforderlichen rechtsstaatlichen Mittel zu nutzen, um Kennzeichenrechte, den guten Ruf und das zurecht hohe Vertrauen der Kundinnen und Kunden in das Unternehmen zu schützen.

Niedrigstes Schweineangebot-und keine Preiserhöhung

Laut Österreichischer Schweinebörse war bedingt durch einen neuen Negativrekord beim
Angebot der Schlachtschweinemarkt blitzblank geräumt. Auch das Schlachtgewicht, das
binnen 14 Tagen um 1 kg sank, erreichte mit 96,5 kg den niedrigsten Wert des Jahres.
Seit Wochen sommerliche Temperaturen in den Stallungen und teils vorzeitige Abholung
waren die Hauptgründe für diese Entwicklung. Schlacht- und Zerlegebetriebe klagten aller-
dings über ein desaströses Fleischgeschäft, das mit dem Urlaubsbeginn und einer durch
die Inflation geschwächten Kaufkraft der Konsumenten in Verbindung gebracht wurde.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt passten das frische Angebot und die Nachfrage
wieder besser zusammen als in der Vorwoche, die Rückstellungen konnten jedoch nur
unwesentlich abgebaut werden.

Europaweit lagen Ferkelangebot und -nachfrage zumeist auf ähnlichem Niveau. Daraus
ergaben sich viele konstante Notierungen. Spielraum für Anstiege gab es nur dort, wo
auch Schlachtschweine höhere Preise erzielten, z.B. in Spanien.

Der EU-Schweinemarkt blieb trotz des seit Wochen überschaubaren Angebotes ohne
einheitlichen Aufwärtstrend. Höhere Notierungen meldeten Spanien, Frankreich und
Italien, während die Preise in den meisten Mitgliedsländern stagnierten. Das lag haupt-
sächlich am schwachen Fleischhandel, der Anstiege bei den Teilstücken verhinderte und
die Bestellungen der Schlachtunternehmen drosselte.
In Deutschland nimmt der Druck auf die Schweinepreise weiter zu. Aufgrund der anhal-
tend geringen Mengen belassen die Erzeugergemeinschaften den Vereinigungspreis für
Schlachtschweine im Zeitraum 14. bis 20. Juli mit EUR 1,85 je kg auf unverändertem
Niveau. Mit Verweis auf die schwierigen Fleischgeschäfte haben viele Schlachtunter-
nehmen reduzierte Aktivitäten und niedrigere Hauspreise angekündigt.

Konjunkturbarometer: Weniger Bauern wollen mehr investieren

Die aktuelle Wirtschaftslage in der Landwirtschaft fällt schlechter aus als noch im Frühjahr. Eine große Mehrheit plädiert für Aussetzen der Stilllegungspflicht.

Die Stimmungslage unter den deutschen Landwirten bleibt im Sommer 2022 zwar weiterhin gedrückt. Dennoch wollen sie mehr Geld in ihre Betriebe investieren. Das zeigen die Ergebnisse des DBV-Konjunkturbarometer Agrar. Ihre aktuelle wirtschaftliche Lage schätzen die Landwirte gegenüber dem Frühjahr etwas schlechter ein. Die zukünftige wirtschaftliche Situation wird hingegen etwas besser beurteilt.

Bei der weiter gedrückten wirtschaftlichen Stimmungslage wollen zwar weiterhin nur 28 % Investitionen tätigen. Das dabei geplante Investitionsvolumen wird allerdings auf 4,9 Mrd. € veranschlagt. Der entsprechende Vorjahreswert lag noch bei 4,3 Mrd. €. Grund für das höhere Investitionsvolumen sind wesentlich höhere Investitionen bei Erneuerbaren Energien und Landkauf, aber auch bei Wohngebäuden.

Trend zu Erneuerbaren

Dem gegenüber steht ein stark verminderter Kapitaleinsatz bei Wirtschaftsgebäuden. Die offensichtlich starke Investitionszurückhaltung bei Wirtschaftsgebäuden und hier bei Stallbauten kommt auch darin zum Ausdruck, dass Erhaltungsinvestitionen deutlich überwiegen.

Der Indexwert des Konjunkturbarometer Agrar bleibt mit 11,1 im Juni gegenüber 10,8 aus der vorangegangenen Befragung von März nahezu unverändert. Der Indexwert bildet die Einschätzung der aktuellen wirtschaftlichen Entwicklung und die Erwartungen an die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ab.

Aktuelle Finanzlage besser als künftige

Auf der Notenskala von 1 bis 5 beurteilen die Betriebe ihre aktuelle wirtschaftliche Situation im Durchschnitt mit 3,03 weiterhin deutlich günstiger beurteilt als die zukünftigen Aussichten mit 3,34. Die aktuelle wirtschaftliche Lage hat sich gegenüber März in den Futterbaubetrieben deutlich verbessert. Die Stimmung in den Ackerbaubetrieben hingegen hat sich etwas und in den Veredlungsbetreiben sogar deutlich verschlechtert, und das bei einer ohnehin bereits sehr angespannten wirtschaftlichen Lage in der Schweinehaltung. Im Ausblick auf die nächsten zwei bis drei Jahre wächst der Pessimismus der Veredlungsbetriebe. Dagegen blicken Ackerbau- und Futterbaubetriebe im Vergleich zur Märzerhebung etwas optimistischer in die Zukunft.

Fast 80 % für Aussetzen der Stilllegung

Der Ukraine-Krieg hinterlässt seine Spuren auch in der Landwirtschaft. 79 % der Landwirte befürworten, Ackerstilllegungsflächen wieder für die Produktion zuzulassen. Mehr als jeder zweite Landwirt befürchtet, dass öffentliche Mittel zugunsten der Landwirtschaft knapper werden. Etwa genauso viele glauben, dass der gesellschaftliche Stellenwert der Landwirtschaft als Folge des Ukraine-Krieges zunimmt. Etwa ein Viertel der Landwirte will wegen der aktuellen Auswirkungen des Krieges in der Ukraine geplante Investitionen auf unbestimmte Zeit verschieben. Gleichzeitig sehen 13 % der Landwirte neue Marktchancen, verbunden mit Änderungen in der Anbauplanung.

Was ist los in China: Schweinepreise steigen um 60 % – Fakten und Politik

Seit Anfang Mai sin die Schweinepreise am Terminmarkt in Dalian um 50 % gestiegen. Analysten begründen diesen steilen Preisanstieg, mit einem deutlich knapperen Angebot infolge einer kräftigen Reduzierung der Zuchtschweinebestände. Hintergrund dieser Entwicklung war der rasche und staatlich massiv geförderte Wiederaufbau der chinesischen Schweinebestände nach ASP. Auch in riesigen Schweinehochhäusern und gigantischen „Schweinestädten“.

Das Ergebnis dieses Booms war dann ein Absturz der Preise um deutlich mehr als Hälfte und massive Verluste für die Schweinehalter. Und auch in China stiegen die Kosten im letzten Jahr steil an. Dazu kam noch die globale Preisrallye bei Getreide und Sojaschrot. Nun hat sich die Lage offenbar umgekehrt.

Staatliche Stellen – wie die Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) – nennen die „irrationale Zurückhaltung beim Verkauf“, als Hauptursache für den steilen Preisanstieg, berichte die Nachrichtenagentur Reuters.

Offenbar hat es wegen der steil ansteigenden Schweinepreise und dem großen Einfluss der Schweinefleischpreise auf die Nahrungsmittinflation ein Krisen-Treffen zwischen der Nationale Entwicklungs- und Reformkommission (NDRC) und den großen Produktionsunternehmen gegeben. Chinas Staatsplaner forderte die Unternehmen danach auf, die konstante Versorgung sicherzustellen, hieß es in einer Erklärung, nachdem die Preise in den letzten Monaten stark gestiegen waren.

In dem Bericht des NDRC heißt es außerdem, einige Medien hätten Informationen über die steigenden Preise übertrieben und erfunden, was die Zurückhaltung der Landwirte beim Verkauf noch verstärkt habe. „Derzeit ist die Produktionskapazität für lebende Schweine im Allgemeinen angemessen und ausreichend“, sagte die NDRC in der Erklärung. Danach geben es derzeit einen schwachen Konsum und keine Grundlage für einen nachhaltigen Preisanstieg.

Ob diese offizielle Statement dazu beiträgt, den Markt zu beruhigen, ist indessen fraglich. Die Preise am Terminmarkt in Dalian sprechen jedenfalls eine andere Sprache. Sie steigen auch Anfang Juli weiter. Das gilt sowohl für den vorderen aktuellen Juli-Termin und erst recht für die späteren Termine im Herbst. Diese sind noch deutlich höher. Erst danach geben die Preise leicht nach bzw. konsolidieren sich auf hohem Niveau.

Nun ist fix – Österreich beschließt Verbot von Vollspaltböden in der Schweinehaltung

Österreich verbietet nicht nur das Kükentöten und die Anbindehaltung von Rindern, sondern auch Vollspaltenböden für Schweine. Dazu kommen verpflichtende Klimatisierung und mehr Beschäftigungsmaterial.

Vollspaltenbuchten in der Schweinehaltung werden in Österreich mit Ablauf des Jahres 2039 endgültig der Vergangenheit angehören. Der Wiener Nationalrat gab am vergangenen Donnerstag grünes Licht für das von den Regierungsparteien Anfang Juli vorgelegte Tierschutzpaket.

Beschlossen wurden unter anderem Novellierungen des Tierschutzgesetzes und der Ersten Tierhaltungsverordnung. Darin wird das von Tierschützern seit langem geforderte Aus für Vollspaltböden in der Schweinehaltung verankert. Zudem beinhaltet das Paket auch ein Schredderverbot für Kükentöten und die permanente Anbindehaltuing für Rinder.

Nach Angaben des Wiener Landwirtschaftsministeriums müssen bestehende Schweineställe mit unstrukturierten Vollspaltenbuchten bis Ende 2039 umgebaut sein. Bei Neu- und Umbauten sind Vollspaltenbuchten ohne Funktionsbereiche bereits ab dem kommenden Jahr verboten.

Vorgeschrieben sind ab dann bis zu 20 % mehr Platz, eine verpflichtende Klimatisierung, mehr Beschäftigungsmaterial und sogenannte „strukturierte Buchten“, also eigene Liege-, Aktivitäts- und Kotbereiche mit angepasster Temperaturregelung.

Änderungen gibt es auch im Hinblick auf die Kastration von Ferkeln. So wird die Betäubung von Ferkeln vor der Kastration für die Betriebe deutlich erleichtert, indem die Verwendung eines Narkosegases ermöglicht wird. Dieses ist nach entsprechender Ausbildung für die Anwendung durch die Tierhalter geeignet.

Das endgültige Aus für die Vollspaltenbuchten ist Teil des Regierungsprogramms 2020 bis 2024 „Aus Verantwortung für Österreich“, das eine Reihe von konkreten Anpassungen beim Tierschutz, der Tierhaltung und Tiertransporten umfasst. Darauf sowie auf dem parlamentarischen Entschließungsantrag vom Dezember 2021 aufbauend war Anfang Mai ein umfassendes Tierwohlpaket in die Begutachtung geschickt worden.

Nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums werden bis 2026 Vorschläge für einen neuen gesetzlichen Mindeststandard in der Schweinehaltung erarbeitet. Dieser werde nach einer fachlichen Begutachtung und politischen Diskussion festgesetzt und sei anschließend für weitere Neu- und Umbauten sowie ab 2040 auch für bestehende Ställe verbindlich.

Die Erarbeitung dieses Mindeststandards erfolge im Rahmen des Forschungsprojekts IBest+, in das auch Tierschutzorganisationen, Wissenschaftler und schweinehaltende Betriebe eingebunden würden.

Neben dem Tierwohl-Paket ist laut Agrarressort eine marktbasierte Umsetzung höherer Tierwohlstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette vorgesehen. Dazu werde das Gütesiegel der Agrarmarkt Austria (AMA) ausgebaut, um möglichst viele Betriebe zu besseren Tierwohlstandards zu bewegen. Mehr als 1 Mio. Schweine würden so bereits bis 2030 bessere Haltungsbedingungen erhalten.

Fleisch von Schweinen, die auf Vollspaltenbuchten gehalten würden, verschwinde aus Küchen und Kantinen von Behörden, Schulen, Polizeistationen und anderen Bundeseinrichtungen. Stattdessen müsse dort auf Fleisch aus Haltungen mit mindestens 60 % mehr Platz und eingestreutem Liegebereich umgestellt werden.

Agra Europe (AgE)

Fütterungsalternative: Hohe Roggenanteile senken Salmonellenrisiko ​ ​ ​

Roggen hat ein großes Potential für eine nachhaltige und gesunde Schweinefütterung. Das ist das Ergebnis des Forschungsprojekts „6-R-Konzept“, das ein Forschungsverbund von Hochschulen und Wirtschaftsvertretern jetzt abgeschlossen hat. Konkret könnten durch mehr Roggen in der Ration die Salmonellengefahr in den Ställen gesenkt, die Darmgesundheit und das Wohlbefinden der Tiere verbessert sowie der CO2-Ausstoß verringert werden, fasste der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) als ein Projektpartner am vergangenen Mittwoch die Ergebnisse zusammen. Außerdem verbrauche Hybridroggen im Anbau gegenüber anderen Getreidearten weniger Dünger, Pflanzenschutzmittel und Wasser und sei so eine attraktive Alternative in der Fruchtfolge.

Die KWS Lochow GmbH wies darauf hin, dass Roggen von den Tieren auch bei hohem Leistungsniveau in größeren Mengen akzeptiert werde. Die Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) erläuterte die Hintergründe der Beeinflussung der Salmonellengefahr durch die Verfütterung von Roggen. Die Untersuchungen belegten, dass die hohen Anteile an wasserlöslichen Kohlenhydraten des Roggens am Ende des Verdauungstrakts von den Bakterien vermehrt zu flüchtigen Fettsäuren umgebaut würden. Das sei gut für die Darmschleimhaut und erschwere die Ansiedlung von Salmonellen. An dem vom Bundeslandwirtschaftsministerium geförderten und vom Saatguthersteller KWS initiierten Forschungsprojekt „6-R-Konzept“ mit dem Titel „Regionale Renaissance von Roggen und Raps zur Reduktion von Problemen in Pflanzenbau und Tierproduktion durch Reevaluation der Inhaltsstoffe und deren gezielte Nutzung zur Förderung des Umwelt-, Tier- und Verbraucherschutzes“ waren neben dem DRV, der KWS Lochow GmbH und der TiHo die Freie Universität Berlin und die Universität Bonn sowie das Raiffeisen Kraftfutterwerk Mittelweser Heide und die Viehvermarktungsgemeinschaft Aller-Weser-Hunte beteiligt. AgE

ASP: Spurensuche läuft auf Hochtouren im Emsland

Nachdem am Wochenende ein Sauenbetrieb in Emsbüren im niedersächsischen Landkreis Emsland positiv auf die Afrikanische Schweinepest (ASP) getestet wurde, konnte nun bezüglich dessen Kontaktbetriebes in Freren Entwarnung gegeben werden. Der Mastbetrieb mit rund 1.800 Tieren war sofort in den Fokus der Seuchenbehörden geraten, weil er von dem betroffenen Sauenhalter in Emsbüren Ferkel bezog. Daraufhin wurden vom Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (LAVES) entsprechende Stichproben gezogen, die glücklicherweise alle negativ ausfielen. „Das lässt uns hoffen, dass wir es in Emsbüren mit einem Einzelfall zu tun haben“, erklärte Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Renate Otte-Kinast.

Trotz der negativen Testergebnisse wurde der Bestand in Absprache mit dem Landkreis Emsland, dem LAVES, der Tierseuchenkasse und dem Landwirtschaftsministerium tierschutzgerecht gekeult. Die Behörden rechtfertigten diesen Schritt damit, dass in der Kürze der Zeit nicht alle Tiere des Betriebes gezielt beprobt werden konnten und eine Infektion nicht sicher auszuschließen war. Im schlimmsten Fall hätte sich das Virus während der weiteren Testungen verbreiten können, was man unbedingt verhindern wollte. Der Betrieb in Freren wird nun, wie der bereits am Sonntag geräumte Seuchenbetrieb in Emsbüren, von der Tierseuchenkasse entschädigt. Die Ausgleichssumme orientiert sich dabei am Wert der Tiere sowie den Kosten für die Keulung und die Reinigung bzw. Desinfektion der Stallanlagen.

Agrarministerin Otte-Kinast bezog gestern nochmal Stellung zum aktuellen Seuchenverlauf und machte deutlich, dass die Schweinehalter in Niedersachsen nach dem ersten Ausbruch der ASP im Land auf größtmöglichen Schutz bedacht sind. So wären auch außerhalb der Schutz- und Überwachungszonen rund um den Betrieb in Emsbüren „bei allen Landwirten die Alarmglocken angegangen“, so die CDU-Politikerin bei einer Pressekonferenz in Hannover.

Wie das hochansteckende Virus in den Sauenbetrieb im Emsland gelangen konnte, ist noch nicht bekannt. „Wir haben keine heiße Spur. Es wird alles untersucht“, gab die Ministerin zu Protokoll. Neben möglichen Eintrittspforten über die Futterversorgung und den Personenverkehr wird auch über Wildschweine als Überträger nachgedacht. Allerdings gibt es in der Region kaum Wildschweine und alle geschossenen Tiere würden schon seit geraumer Zeit auf die ASP untersucht. „Da ist die Jägerschaft sehr sensibel, gerade im Herzstück der Schweinehaltung in Deutschland“, so Otte-Kinast.

In Holland geht es zur Sache – Nach Schüssen auf Trecker Proteste vor Polizeistation – RLV verurteilt Gewalt

Nachdem die Polizei drei Landwirte wegen versuchten Totschlags festgenommen hat, verlagern sich die Proteste zur Polizeistation. Der RLV stellt unterdessen klar, dass Konfrontation keine Lösung ist.

Am Dienstagabend hatte die niederländische Polizei wie berichtet bei einer Bauerndemonstration Warnschüsse und auch gezielte Schüsse abgegeben. Die Polizei behauptet, an der Autobahnauffahrt in Heerenveen im Norden des Landes seien Traktorfahrer gezielt auf Polizisten und Polizeiautos zugefahren. Es sei eine „bedrohliche Lage“ entstanden. Die Beamten hätten daher Schüsse abgegeben. Ein Traktor sei getroffen worden. Verletzte habe es nicht gegeben.

Private Videos zeigen dagegen, dass ein Traktor lediglich an den Polizisten vorbeifährt, ein gezielter Angriff des Fahrers ist nicht zu erkennen (top agrar und auch der WDR können die Echtheit der Videos nicht nachprüfen). Nach Angaben seiner Mutter in der Zeitung de Gelderlander habe er nicht auf die Polizei zufahren wollen, sondern wollte vielmehr um den Hang herumfahren.

Die Polizei bleibt dagegen bei ihrer Darstellung und nahm am gleichen Tag drei Menschen wegen versuchten Totschlags fest. Laut der Polizei Leeuwarden soll es sich dabei um einen 46-jährigen Mann aus Opsterland, einen weiteren 34-jährigen Mann sowie einen 16-jährigen Jugendlichen aus Heerenveen handeln, berichtet der WDR.

Das hat die Wut der Demonstranten weiter angeheizt. So soll es jüngst auch Proteste vor einer Polizeistation gegeben haben. Die Landwirte fordern die Freilassung der Festgenommenen.

Unterdessen gehen die Blockaden von großen Supermarktlagern mit Traktoren weiter. Lastwagen können die Märkte deshalb nicht beliefern. Zuletzt war es bei den Protesten schon zu Gewalt gekommen. So lieferte sich eine Gruppe vor dem Privathaus der niederländischen Umweltministerin eine Gruppe Auseinandersetzungen mit der Polizei. Bei einer anderen Aktion wurde ein Polizeiwagen attackiert.

Am Mittwoch wurde auch der Flughafen in Groningen blockiert. Der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Tynaarlo, Marcel Thijssen, sagte regionalen Medien, die Gemeinde habe mit den Landwirten vereinbart, dass sie die Start- und Landebahnen frei lassen.

Hintergrund sind die geplanten Verschärfungen der Düngeregeln und die Zwangsaufgabe von Höfen bis hin zur Enteignung bei denen, die nicht einwilligen, die Tierhaltung abzuschaffen.

ISN wirft Aldi und Co Verhöhnung der Bauern vor – sowie immer

Die teils drastischen Preissenkungen für Fleischprodukte bei Aldi Nord und Aldi Süd und gleichlautende Ankündigungen weiterer Lebensmitteleinzelhändler stoßen bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) auf scharfe Kritik. Der Verband warf den Discountern heute vor, sich auf dem Rücken der Tierhalter als „Inflationsbremser“ zu inszenieren. Dabei werde unterschlagen, dass den deutschen Schweinehaltern nach vielen Monaten mit erheblichen finanziellen Verlusten immer noch bis zu 70 Euro am Schwein fehlten, so der ISN-Vorsitzende Heinrich Dierkes. Offenbar gehe es den Einkäufern im Lebensmittelhandel aller Bekenntnisse zu „5xD“ zum Trotz weiter ausschließlich darum, möglichst billig einzukaufen.

Als „völlig falsches Signal zur Unzeit“ kritisierte ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack das Gebaren der Händler. Er räumt zwar ein, dass die Fleischläger aktuell voll sind und das Angebot an Fleisch reichlich. Auch wäre gegen temporäre verkaufsfördernde Aktionen im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) nichts einzuwenden. Generelle Preissenkungen und Druck auf die Einkaufspreise seien hingegen ein Schlag in das Gesicht der deutschen Schweinehalter und hätten eine „verheerende Signalwirkung“ für die Wettbewerber, erklärte Staack. Dass es ausgerechnet Edeka zuallererst sei, wundere ihn angesichts seiner bisherigen Erfahrungen jedoch wenig. „Wir sehen uns als Schweinehalter der enormen Marktmacht einzelner Unternehmen im Lebensmittelhandel ausgesetzt“, stellte Dierkes fest. Aus seiner Sicht führt das Verhalten dieser Händler aber auch alle Dialogformate zwischen der Landwirtschaft und dem LEH ad absurdum. Man müsse man sich nun ernsthaft fragen, welchen Sinn diese noch hätten. Der ISN-Vorsitzende hält diese inzwischen nur noch für eine „Hinhaltetaktik der Lebensmitteleinzelhändler, um unsere Schlepper von ihren Zentrallagern fern zu halten“. Staack wies auch darauf hin, dass das von Aldi als Begründung für die Preissenkungen angeführte Überangebot vom EU-Markt komme. Deutschland verzeichne unterdessen den niedrigsten Schweinebestand seit der Wiedervereinigung, da immer mehr Halter wegen der prekären wirtschaftlichen Verhältnisse ausstiegen. Laut Dierkes zeigt sich darin auch die Doppelmoral der Händler: Diese formulierten auf der einen Seite werbewirksam hohe Tierwohlziele und bezögen „blumig“ Stellung zur „Herkunft Deutschland“. Nun zeige sich aber einmal mehr: „Geiz ist geil, höhere Haltungsstufen eher nicht“. Das sollten auch die Politik und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir zur Kenntnis nehmen, mahnte der ISN-Vorsitzende. AgE

VÖS- sieht Tierwohl-Paket als umsetzbar an

Der Verband Österreichischer Schweinebauern (VÖS) sieht in den geplanten Novellierungen des Tierschutzgesetzes und der 1. Tierhaltungsverordnung ein umsetzbares Gesamtpaket für die österreichischen Schweinebäuerinnen und -bauern.

„Der Beschluss des Pakets wird Ruhe in eine oft unsachliche mediale Auseinandersetzung bringen und die notwendige Planungssicherheit gewährleisten“, teilt der Verband mit.

Die geplanten Novellierungen von Tierschutzgesetz und 1. Tierhaltungsverordnung sehen unter anderem ein Verbot der Haltung von Mastschweinen, Aufzuchtferkeln und Zuchtläufern in unstrukturierten Vollspaltenbuchten ohne Funktionsbereiche vor. Für Neu- und Umbauten bedeutet dies ein erhöhtes Platzangebot (bis zu 33 % über EU-Standard), eine ausgewiesene Liegefläche, Mindestgrößen für Buchten (10m2 in der Aufzucht, 20 m2 in der Mast), zusätzliches Beschäftigungsmaterial sowie eine Klimatisierungsmöglichkeit.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes sollen nun praxistaugliche Alternativen zur strukturlosen Vollspaltenbuchten für alle bestehenden Stallungen erarbeitet werden, die die Grundlage für den neuen gesetzlichen Mindeststandard ab 1. Jänner 2040 bilden. „Wer in Österreich einen Schweinestall umbaut oder neu baut, muss ab 2023 einen Haltungsstandard einhalten, der europaweit seinesgleichen sucht. Mit diesem Paket gibt Österreich Standards vor, die weit über dem Großteil der europäischen Produktion liegen“, so VÖS-Obmann Walter Lederhilger. „Um das vollständige Verbot von unstrukturierten Vollspaltenbuchten bis 2040 umzusetzen, müssen im Rahmen eines Forschungsprojektes praxistaugliche Alternativen untersucht werden. Wirtschaftlichkeit und europäische Rahmenbedingungen werden hier selbstverständlich berücksichtigt. Durch den Investitionsschutz von 23 Jahren für alle Schweineställe ohne unstrukturierte Vollspaltenbuchten wurde auch eine wesentliche Verbesserung der Planungssicherheit erreicht.“

Darüber hinaus beinhaltet das Tierwohl-Paket weitere Bestimmungen zum Schwanzkupieren und ermöglicht die Verwendung der Inhalationsnarkose bei der Kastration von Ferkeln.

Neben dem Tierwohl-Paket ist eine marktbasierte Umsetzung höherer Tierwohlstandards entlang der gesamten Wertschöpfungskette entscheidend. Mit der Weiterentwicklung im AMA-Gütesiegel wurden die notwendigen Rahmenbedingungen geschaffen, um bei entsprechender Nachfrage möglichst vielen Betrieben einen raschen Einstieg in Tierwohlsysteme zu ermöglichen. „Insbesondere das höchste Tierwohl-Modul im AMA-Gütesiegel ist ein All-Inclusive-Paket: 100% mehr Platz, eingestreuter Liegebereich, Auslauf, regionale Eiweißfuttermittel, Kastration unter Narkose und Kupierverzicht. Die Bereitschaft zu mehr Tierwohl in der Landwirtschaft ist da – nun müssen auch unsere Partner entlang der Wertschöpfungskette bis hin zu den Konsumentinnen und Konsumenten Verantwortung übernehmen. Die Mehrleistung der Landwirte muss auch honoriert werden“, fordert VÖS-Geschäftsführer Michael Klaffenböck: „Unsere Schweinebäuerinnen und -bauern gehen trotz der schwierigen Marktlage und überschaubarer Nachfrage im Bereich Tierwohl massiv in Vorlage. Nur: Allein kann die Landwirtschaft diesen Weg nicht gehen, er muss von der gesamten österreichischen Gesellschaft mitgetragen werden.“

Moosbrugger: Tierwohlangebot ist in Österreich größer als Nachfrage

In der Diskussion um die Einführung einer Haltungskennzeichnung in Österreich plädiert der Präsident der LKÖ, Josef Moosbrugger, bei Fleisch für ein freiwilliges Kennzeichnungsyystem.

In der Diskussion um die Einführung einer Tierhaltungskennzeichnung in Österreich hat der Präsident der Landwirtschaftskammer, Josef Moosbrugger, vor zusätzlichen Kosten für die Bauern gewarnt. „Es darf nicht sein, dass die Last und die Kosten wieder einmal einzig und allein den bäuerlichen Familienbetrieben angehängt werden“, erklärte Moosbrugger in der vergangenen Woche in Wien. Einige Tage zuvor hatten die vier großen Lebensmittelhandelsketten des Alpenlandes ihre Unterstützung für das Vorhaben zugesagt, eine verpflichtende Kennzeichnung der Tierhaltung zu etablieren.

Wenn sich der Lebensmitteleinzelhandel für eine verstärkte Tierwohlkennzeichnung ausspreche, solle er gleichzeitig auch offenlegen, wie hoch der Anteil solcher Produkte derzeit sei und einen kontrollierbaren Entwicklungspfad mit ebenso kontrollierbaren Zielen vorlegen, forderte der Kammerpräsident. „Ein paar Feigenblatt-Tierwohl-Projekte zur Eigenwerbung werden zu wenig sein, wenn die großen Mengen über den niedrigen Preis abgesetzt werden. Und auch das millionenschwere Marketing muss dann verstärkt auf Qualität und Tierwohl fokussiert werden, statt auf Rabattaktionen“, unterstrich Moosbrugger. Mehr Tierwohl müsse auf langfristigen und verlässlichen Verträgen beziehungsweise Partnerschaften basieren; Werbung allein sei zu wenig.

Dem Kammerpräsidenten zufolge ist Österreich gerade dabei, ein praktikables Kennzeichnungssystem für den Milchbereich zu entwickeln. Das sei höchst herausfordernd, da es unterschiedlichste Formen und Kombinationen von Stall- und Freilandhaltung gebe. „In Punkto Fleisch forcieren wir freiwillige Kennzeichnungssysteme und geben – trotz aller Unterstützung für tierfreundliche Haltungsformen – zu bedenken, dass das Tierwohlangebot schon derzeit größer als die Nachfrage ist“, so der Kammerpräsident.

Ein Tierhaltungskennzeichnungssystem bei Milch und Fleisch müsse praktikabel sein, auf einem zentralen System aufbauen, das für alle Abnehmer passe, und müsse in vollem Umfang auch für Verarbeitungs- und Importprodukte gelten. „Die Forderung des Handels nach einer verpflichtenden Tierwohlkennzeichnung wäre nur dann glaubwürdig, wenn auch Händler, Gastronomen und Gemeinschaftsverpfleger verpflichtet werden, den Anteil an Produkten mit höherem Tierwohlstandard auch öffentlich zu deklarieren“, stellte Moosbrugger klar.

Bauern wollen Niederlande heute lahmlegen

In den Niederlanden werden an diesem Montag erneut Protestaktionen von Bauern erwartet. Die Polizei will hart durchgreifen.

Möglicherweise sollen dabei wieder Straßen blockiert werden, berichtete der Sender NOS. Die Polizei sei bereit einzugreifen, sollten Demonstranten versuchen, Zufahrten zum internationalen Flughafen Schiphol bei Amsterdam zu sperren. Flugreisende wurden aufgerufen, sicherheitshalber nicht dem Auto, sondern mit der Bahn zum Airport zu kommen.

Wo und wann genau mit Protestaktionen zu rechnen ist, ließen die Organisatoren im Dunkeln. Unter anderem werde es wieder sogenannte Langsamfahr-Aktionen geben, kündigten sie in Sozialen Medien an. Es wurde auch dazu aufgerufen, „die gesamten Niederlande lahmzulegen“.

Aktuell kursieren in den sozialen Medien Berichte, wonach zahlreiche Filialen und Lager des Einzelhandels, Häfen, Straßen und Grenzübergänge nach Deutschland blockiert sein sollen.

In den vergangenen Tagen hatten niederländische Bauern für Straßenblockaden auf Autobahnen bereits etliche Traktoren eingesetzt. Die Folge waren kilometerlange Staus. Allerdings waren die Protestaktionen teilweise eskaliert. So hatten Landwirte eine Polizeisperre durchbrochen, um das private Wohnhaus von Umweltministerin Christianne van der Wal mit Gülle zu besprühen. Mehrere Polizeiautos wurden beschädigt.

Die Polizei hat darum für die für heute erwarteten Proteste ein hartes Vorgehen angekündigt, insbesondere falls die Landwirte versuchen sollten, den Flughafen Schiphol zu blockieren. Notfalls sollen Treckerblockaden mit schwerem Gerät einschließlich gepanzerten Fahrzeugen aufgelöst werden.

Die niederländischen Landwirte sind wegen der Auflagen zur Reduzierung des Stickstoff-Ausstoßes verärgert. Sie befürchten, dass zahlreiche Viehbetriebe aufgeben müssen.

Die Regierung macht die Tierhaltung für schädliche Stickstoffemissionen verantwortlich. Schon seit mehr als 30 Jahren verletzten die Niederlande EU-Grenzwerte. Das höchste Gericht des Landes hatte 2019 die Notbremse gezogen und bestimmt, dass die Stickstoffnormen eingehalten werden müssen. Mit Material von dpa

„Lohnunternehmer arbeiten zu günstigen Hektarkosten“

Die Getreideernte ist voll im Gange.

Mit dem Drusch der Wintergerste startete in diesen Tagen in vielen Regionen Österreichs die Getreideernte. „Lohnunternehmen leisten dabei eine hochwertige Arbeit. Damit kann dem Landwirt eine optimale Arbeitsdurchführung und dies zu günstigen Hektarkosten geboten werden“, schreibt Helmut Scherzer, GF des Lohnunternehmerverbandes in einer Aussendung.

Ein verbesserter Getreidepreis gibt Hoffnung für höhere Deckungsbeiträge und eine gute Wirtschaftlichkeit im Ackerbau, heißt es weiter. Parallel sind laut Scherzer die Betriebsmittelkosten für Dünger und Saatgut sowie für den Maschineneinsatz wie beispielsweise für Diesel, Ersatzteile, Öle etc. entsprechend angestiegen.

Für 2022 werde eine gute Ernte erwartet. Die Getreideanbaufläche ohne Körnermais sei gegenüber dem Vorjahr um rund 3 % gestiegen. Schätzungen zu den Erntemengen ergeben für 2022 ein Plus von 6 %, so Scherzer weiter.

„Lohnunternehmen leisten mit ihren Maschinen einen sehr wesentlichen Beitrag für die zuverlässige Ernte von Getreide und anderen Kulturen. Sie wirken an der Versorgung unserer Lebensmittel mit. Mittels schlagkräftiger Technik können die Arbeitserledigungen innerhalb kurzer Zeit und damit zum optimalen Termin vorgenommen werden. Landwirte profitieren von der Arbeit durch Lohnunternehmen“, berichtet der Geschäftsführer.

Einzelmechanisierungen mit teuren Maschinen führen in den landwirtschaftlichen Betrieben zu enormen Fixkostenbelastungen, so der Verband weiter. „Die Betriebe zwingen sich selbst in hohe Kostenstrukturen. Mit Pachtungen setzen einzelne Betriebe auf Betriebsentwicklung und investieren in teure Technik oder steigen als neuer Anbieter in das Dienstleistungssegment ein. Vielfach wird der Zeitaufwand für das erforderliche Know-how beim Umgang mit der Technik übersehen“, erklärt Manfred Humer, Obmann des Verbandes . Durch die Anschaffung von größeren Maschinen beschleunige sich der Strukturwandel, denn die Betriebe wollten ihre Kosten im Griff haben. Die Folge sei bei begrenzten Zeitressourcen eine neue Arbeitsfalle, oder es komme zu höheren Fixkosten.

Die Beauftragung von Lohnunternehmen setze sich immer mehr durch: Das zeigten die Zahlen bei der Entwicklung von gewerblichen Dienstleistern laut Auswertungen der Wirtschaftskammer. So konnte im Zeitraum von 2010 bis 2021 die Zahl der aktiven Agrarservice-Betriebe (landwirtschaftlichen Lohnunternehmen) auf das Dreifache (2010: 444 aktive Betriebe, 2021: 1472 aktive Betriebe) und der Forstunternehmen (forstwirtschaftliche Dienstleister bzw. Holzschlägerungsunternehmen) auf das 1,6-fache (2010: 2536 aktive Betriebe, 2021: 4254 aktive Betriebe) gesteigert werden.

Humer: „Lohnunternehmen sind für die Land- und Forstwirte wichtige Partner, denn sie erbringen täglich die verschiedensten Aufgaben in der Außenwirtschaft. Neben der ursächlichen Maschinenarbeit nehmen die Vorbereitungen beim Einsatz verschiedener Betriebsmittel z.B. Saatgut, Dünger, Pflanzenschutzmittel, etc. und die Dokumentation eine zunehmend wichtigere Rolle ein. Die Ausstattung mit modernen Steuer- und Überwachungsgeräten wie Spurführung, Einsatz von Applikationskarten, Section Control oder Aufzeichnungen zu den erzielten Erträgen in einzelnen Ertragszonen sind klar im Steigen begriffen.“

Aus für Vollspaltböden in Schweinehaltung ist fix

 Lange wurde es gefordert – nun kommt es fix: das Verbot von Vollspaltböden in der Schweinehaltung. Es wird mit dem neuen Tierschutzgesetz fixiert. Das endgültige Aus kommt Ende 2039, bis dahin gilt eine Übergangsfrist. Das haben die beiden zuständigen Minister Johannes Rauch (Grüne) und Norbert Totschnig (ÖVP) bekannt gegeben. 

Das endgültige Aus von Vollspaltenbuchten erfolgt Ende 2039. Bis dahin müssen bestehende Ställe auf eine neue Haltungsform umgebaut werden. Ab 2023 wird es ein gesetzliches Verbot für den Neu- und Umbau von Ställen mit herkömmlichen Vollspaltenbuchten geben. Ab dann gilt bereits konkret: bis zu 20 Prozent mehr Platz, verpflichtende Klimatisierung, mehr Beschäftigungsmaterial und sogenannte „strukturierte Buchten“ – also eigene Liege-, Aktivitäts- und Kotbereiche mit angepasster Temperaturregelung.

„Unsere Maßnahmen bringen schon in den kommenden Jahren Verbesserungen für Millionen Schweine, gleichzeitig wird den Betrieben die Umstellung erleichtert“, so Tierschutz-Minister Rauch.

Das Tierwohl-Paket der Bundesregierung enthält auch Verbesserungen bei der Kastration von Ferkeln, sieht ein Verbot der ganzjährigen Anbindehaltung von Rindern vor, ein Verbot des sinnlosen Tötens von Küken sowie Einschränkungen bei Tiertransporten.

Das Paket werde sowohl den Interessen des Tierschutzes, der Bauern als auch der Verbraucher gerecht, sieht Landwirtschafts-Minister Totschnig. „Auch wenn einzelne Punkte des Pakets durchaus fordernd sind, wird damit den tierhaltenden Bauern Planungssicherheit für die Ausrichtung der Betriebe gegeben. Mit dem Ausstieg aus dem Vollspaltenboden gehen wir auf die gestiegenen gesellschaftlichen Erwartungen für mehr Tierwohl und Qualität ein, geben unseren Bauern Perspektive und sichern gleichzeitig die Lebensmittelversorgung“, unterstreicht er.

Das Paket sei unter Einbeziehung der Öffentlichkeit, der bäuerlichen Interessenvertretung, Branchenvertretern, Vertretern der Zivilgesellschaft und weiteren Stakeholdern ausverhandelt worden, es soll nächste Woche im Parlament beschlossen werden.

Anfang Mai wurde es in Begutachtung geschickt, der Entwurf hatte das Vollspalt-Verbot noch nicht enthalten. In den Stellungnahmen im Begutachtungsverfahren war die Schweinehaltung daher auch meist erwähnter Mangel.

Bundesminister Johannes Rauch kommentierte das Paket als einen “großen Erfolg für den Tierschutz” und als “echte Wende in der Schweinehaltung”. Schon in den kommenden Jahren gebe es Verbesserungen für Millionen Schweine, gleichzeitig werde den Betrieben die Umstellung erleichtert.
Für Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig wir das Paket den Interessen des Tierschutzes, der Bauern und auch der Verbraucher gerecht. Gerade in Zeiten der Teuerung müssen Schritte der Weiterentwicklung behutsam gesetzt werden, um heimische Produktionsketten nicht zu gefährden und keinen weiteren Teuerungsschub auszulösen. Auch wenn einzelne Punkte des Pakets fordernd seien, gebe es für die tierhaltenden Betriebe Planungssicherheit. Erstmals sei es gelungen, im Tierschutzgesetz einen Investitionsschutz für bestehende Systeme zu verankern.

Totschnig: “Mit dem Ausstieg aus dem Vollspaltenboden gehen wir auf die gestiegenen gesellschaftlichen Erwartungen für mehr Tierwohl und Qualität ein. Ich appelliere an die Bevölkerung, zu heimischem Fleisch zu greifen. Wer keinen Vollspaltenboden will, entscheidet sich künftig für das Schnitzel vom österreichischen Schwein!“

Brasilien festigt Zugang zum kanadischen Schweinemarkt​ ​

Eine Woche nach der Zulassung der ersten brasilianischen Betriebe für den Export von Schweinefleisch nach Kanada hat die dortige Gesundheitsbehörde zwei weiteren Unternehmen die Ausfuhrgenehmigung erteilt. Wie der brasilianische Verband für tierisches Protein (ABPA) am vergangenen Mittwoch berichtete, sind nun insgesamt fünf Produktionsstätten aus dem Bundesstaat Santa Catarina für die Beschickung des kanadischen Marktes zugelassen. Die veterinärrechtliche Öffnung des Marktes sei im März dieses Jahres nach jahrelangen Verhandlungen erreicht worden, erläuterte der Verband. „Mit den neuen Handelsmöglichkeiten hoffen wir, dass Kanada als Kunde im Schweinefleischexport an Bedeutung gewinnt und die Lieferungen von höherwertigen Produkten wie Bauch und Rippen dorthin zunehmen werden“, erklärte ABPA-Präsident Ricardo Santin. Gleichzeitig sollten die Verkäufe nach Kanada dazu beitragen, den starken finanziellen Druck auf die Schweinebranche zu verringern, die mit Produktionskosten auf historischem Niveau konfrontiert sei. Kanada war dem Verband zufolge 2021 mit 1,5 Mio. t der weltweit drittgrößte Exporteur von Schweinefleisch, importierte aber gleichzeitig rund 250 000 t.

Weitere Absatzmärkte hat Brasilien dringend nötig, denn im bisherigen Jahresverlauf klemmt der Export: Laut Erhebung von ABPA lagen die Ausfuhren von Schweinefleisch im Mai mit 89 300 t um 12,4 % unter dem Niveau des Vorjahresmonats; von Januar bis Mai war der Auslandsverkauf gegenüber der Vorjahresperiode um 8,2 % auf 416 600 t rückläufig. Bei den Exporterlösen wurde sogar ein Minus von rund 17 % auf umgerechnet 852 Mio. € verzeichnet. Grund war, dass auch Brasiliens Exporte nach China und Hongkong eingebrochen sind; im Mai wurde dort nur noch die Hälfte des Absatzes des Vorjahresmonats erzielt. Zwar stiegen 2022 bisher die Lieferungen auf die Philippinen, nach Japan und einige andere Länder merklich an, doch konnten damit die Verluste des Chinageschäftes nicht kompensiert werden. Im ersten Quartal 2022 legten die Schweineschlachtungen in Brasilien gegenüber dem Vorjahresquartal um 7,2 % auf 13,64 Mio. Tiere zu; die Schweinfleischerzeugung stieg um 6,7 % auf 1,24 Mio. t. Das große Angebot sorgte bei nachlassenden Exporten für schwache Schlachtschweinepreise, die trotz der höheren Produktionskosten klar unter dem Vorjahresniveau blieben. AgE

Schweinemarkt vollständig geräumt-aber keine Preiserhöhung

Laut Österreichischer Schweinebörse war die vollständige Räumung des Schweine-
marktes primär dem um ca. 10 Prozent unter dem Durchschnitt liegenden Angebot ge-
schuldet. Das abwärts tendierende Schlachtgewicht von 97,4 kg war eine Folge der flotten
Abholung schlachtreifer Schweine, aber auch der hochsommerlichen Temperaturen, die
das Wachstum in den Maststallungen verlangsamten. Nach Angaben der Handelsketten
sorgte das inflationsbeeinflusste Kaufverhalten der Konsumenten für einen Rückgang des
Fleischabsatzes um etwa 15 Prozent. Die Notierung bleibt gleich.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt wog der Rucksack zurückgestellter Ferkel aus den
Vorwochen nach wie vor schwer. Die Verkaufsgewichte waren deutlich höher als üblich.
Für die Mäster bedeutete das einen deutlichen Startvorteil, der zumindest bei Ferkeln aus
der Vermittlung nicht verrechnet wurde. Die Notierung bleibt in der 26. Kalenderwoche
unverändert bei EUR 2,50 je kg.

Der EU-Schweinemarkt wurde weiterhin vom geringen Angebot bestimmt. Die Nachfrage
fiel uneinheitlich aus, abhängig vom Fleischmarkt in den Mitgliedsländern. Während in
Südeuropa der Bedarf an Schweinefleisch durch die steigenden Touristenzahlen zunahm,
klagte man in anderen Regionen noch immer über stockende Geschäfte. Aufgrund der
wenigen verfügbaren Schlachtschweine stiegen die Notierungen dennoch mehrheitlich.
In Deutschland passt das rückläufige Angebot gut zum Bedarf der Schlachthöfe. Der
Handel mit Schweinefleisch wird etwas lebhafter, vor allem dank der Grillartikel. Allerdings
dämpfen die am Monatsende beinahe erschöpften Haushaltsbudgets und die beginnende
Urlaubszeit die Nachfrage der Konsumenten. Damit besteht kein Spielraum für eine wei-
tere Preisanhebung.

„Das Aus fürs Tierwohlfleisch“?

Der gesamte Plan zum Umbau der Tierhaltungbasiert auf der Grundannahme, dass unser Wohlstandsniveau hoch ist und weiter steigt, ordnet die Agrarjournalistin Christin Benecke für die DLG-Mitteilungen die Forderung nach mehr Tierwohl korrekt ein. Aber auch das ist nur die halbe Wahrheit. Das Moralparadoxon beschreibt die Kluft zwischen Anspruch und Kaufverhalten – auch in Wohlstandsgesellschaften. Für mehr Tierwohl ist jeder; man will dafür aber nicht zahlen. Der Ratschlag der Journalistin, den diese aufgrund der zögerlichen Haltung der Bundesregierung zur Finanzierung einer Tierhaltungstransformation den Schweinehaltern gibt, ist berechtigt: Denn wer im guten Glauben auf eine beständige staatliche Finanzierung große Summen investiert, die wie auch immer konzipierte Finanzierung dann aber, wegen Unzumutbarkeit für Verbraucher und Staatshaushalt gekippt wird, der ist auf jeden Fall ruiniert.

Dem ist wohl nichts mehr hinzuzufügen!

Seit Anfang April kennzeichnet Lidl seine Fleischprodukte mit einem eigenen Stufensystem. So sollen Kunden des Discounters auf den ersten Blick erkennen, wie tierfreundlich ein Produkt entstanden ist. Die einzelnen Stufen entsprechen dabei bestehenden Tierschutzstandards – von den gesetzlichen Mindestanforderungen an die konventionelle Tierhaltung auf der untersten Stufe, über das eher schwache Label der Initiative Tierwohl bis hin zu Biostandard auf der höchsten Stufe.

Allerdings zeigen die vergangenen zwei Monate seit Einführung der Kennzeichnung laut Lidl: Je tierfreundlicher und somit teurer ein Produkt, desto weniger wird es nachgefragt. Das sagte Jan Bock, Einkaufschef von Lidl Deutschland, der „Süddeutschen Zeitung  „. Dieser Trend widerspreche Umfragewerten, wonach 90 Prozent der Verbraucher sich bereit erklärten, mehr Geld für Fleisch aus tierfreundlicherer Produktion auszugeben. „Die Moral endet oft am Geldbeutel, das ist nach unserer Erfahrung so“, sagte Bock.

Das eigene Stufensystem für mehr Transparenz sieht Lidl-Manager Bock dennoch als Schritt in die richtige Richtung. Ziel müsse sein, die Standards der Tierhaltung nachhaltig anzuheben. Beispiele – etwa aus den Niederlanden – hätten gezeigt, dass Umstellungen des Konsumverhaltens und der Branchenstandards mehrere Jahre dauerten.

Viehzählungsergebnisse in Deutschland: Niedrigster Schweinebestand seit über 30 Jahren – Riesige Ausstiegswelle rollt

Die ersten Viehzählungsergebnisse der einzelnen Bundesländer haben bereits in den letzten Tagen die dramatische Entwicklung angedeutet, die jetzt durch die aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes bestätigt wurde: der Schweinebestand in Deutschland ist weiter massiv gesunken und auch die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe geht weiter dramatisch zurück. Zum Stichtag 03. Mai 2022 wurden insgesamt 22,3 Mio. Schweine gehalten, 6,2% weniger als noch vor einem halben Jahr. Der Schweinebestand in Deutschland ist damit auf dem niedrigsten Stand seit über 30 Jahren. Die Zahl der schweinehaltenden Betriebe hat sich in den letzten 10 Jahren fast halbiert.

ISN: Auch wenn die Zahlen bereits erwartet wurden, sind sie doch erschreckend. Eine riesige Ausstiegswelle rollt. Kein Wunder, denn die deutschen Schweinehalter erleben eine in diesem Ausmaß noch nie dagewesene Vielfachkrise. Nur auskömmliche Preise für Ferkel und Mastschweine und ein Auflagenmoratorium können die dramatische Entwicklung noch abschwächen.

In der Pressemitteilung von Destatis zeichnet sich für die einzelnen Tierkategorien beziehungsweise Gewichtsklassen folgendes Bild: Zum Stichtag 3. Mai 2022 wurden 10,3 Mio. Mastschweine in Deutschland gehalten, das waren 8,7 % bzw. 983.300 Tiere weniger als noch ein Jahr zuvor. Auch die Zahl der Jungschweine bis unter 50 Kilogramm Lebendgewicht ging binnen Jahresfrist deutlich um 16 % (711.700 Tiere) auf 3,8 Mio. Tiere zurück. Die Zahl der Zuchtsauen verringerte sich im Vergleich zu Mai 2021 um 9,3 % bzw. 152.900 auf 1,48 Mio. Tiere. Am 3. Mai 2022 wurden insgesamt 6,8 Mio. Ferkel gehalten, das sind 7,6 % bzw. 559.700 weniger im Vorjahresvergleich.

Nicht nur der Schweinebestand ist rückläufig, auch immer mehr Schweinehalter geben ihren Betrieb auf. Zum 3. Mai 2022 gab es 17.900 schweinehaltende Betriebe. Das waren 5,2 % oder 1.000 Betriebe weniger als noch im November 2021. Der deutsche Schweinebestand ging damit im vergangenen Halbjahr prozentual stärker zurück als die Zahl der Betriebe. Im Vergleich zum Vorjahr lag der Rückgang der schweinehaltenden Betriebe bei 9,6 % (1.900 Betriebe).

Auch der Zehnjahresvergleich zeigt die abnehmenden Tendenzen bei den gehaltenen Schweinen und Betrieben: Die Zahl der Schweine sank seit 2012 um 20,8 % oder 5,8 Mio. Tiere, während die Zahl der Betriebe sogar um 41,0 % (12 .00 Betriebe) abnahm. Da die Zahl der Betriebe stärker abnahm als die Zahl der gehaltenen Schweine, erhöhte sich der durchschnittliche Schweinebestand in den vergangenen zehn Jahren von 929 auf 1.248 Schweine je Betrieb.

Destatis zieht als Fazit aus den heute veröffentlichten Zahlen, dass sowohl im letzten halben Jahr die Anzahl der schweinehaltenden Betriebe als auch die Zahl der gehaltenen Schweine stark zurückgegangen ist. Trotz der zuletzt deutlich gestiegenen Preise für Schlachtschweine bleibe die wirtschaftliche Lage vieler landwirtschaftlicher Betriebe unter anderem aufgrund von gesteigerten Energie-, Düngemittel- und Futtermittelkosten und damit höheren Produktionskosten weiterhin schwierig.

Die ersten vorläufigen Ergebnisse der Mai-Viehzählung aus einzelnen Bundesländern haben es bereits angedeutet, jetzt liegen die Zahlen für ganz Deutschland schwarz auf weiß auf dem Tisch und beweisen, wovor wir in den letzten Monaten immer wieder gewarnt haben: Eine riesige Ausstiegswelle in der Schweinehaltung rollt. Die Zahlen sind erschreckend und doch leider wenig verwunderlich. Immerhin befinden sich die deutschen Schweinehalter seit über zwei Jahren in einer noch nie dagewesenen Multikrise, kommentiert ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack die aktuellen Zahlen.

Wir erleben hier eine Katastrophe biblischen Ausmaßes“

Die Verzweiflung der Bauern in der Po-Ebene lässt auch höchste kirchliche Würdenträger nicht unberührt. Der Mailänder Erzbischof Mario Delpini wird am Samstag gleich in drei ländlichen Kirchgemeinden seiner Diözese Gottesdienste halten, um „für das Geschenk des Wassers und für einen weisen Umgang mit diesem lebenswichtigen Element“ zu beten, wie die Erzdiözese Mailand mitteilte.

Bereits in den vergangenen Tagen hatten mehrere Landpriester in den besonders von der Hitze und Dürre betroffenen Regionen Piemont, Lombardei und Emilia-Romagna mit den Gläubigen Prozessionen durchgeführt – auf dass es der Himmel auf die ausgetrocknete Erde und die verdorrten Felder endlich wieder einmal regnen lasse.

Bisher blieben die Fürbitten ohne Erfolg: Ganz Italien und besonders die Po-Ebene leidet in diesen Tagen unter einer Trockenheit und Hitze, wie sie seit mindestens acht Jahrzehnten nicht mehr vorgekommen ist. Im Piemont hat es seit Anfang Dezember nicht mehr richtig geregnet, in der Emilia-Romagna liegt der Pegel des „Grande Fiume“, des größten Flusses in Italien, acht Meter unter dem Normalstand dieser Jahreszeit.

Bei der Messstation von Pontelagoscuro, einige Kilometer oberhalb des Po-Deltas, flossen am Mittwoch noch 160 Kubikmeter pro Sekunde in Richtung Adria. Normal wären in dieser Jahreszeit 1500 bis 2000 Kubikmeter – der Po ist zu einem Rinnsal verkümmert. Weil der Pegel des Flusses tiefer liegt als der Meeresspiegel, fließt Salzwasser aus der Adria im Flussbett inzwischen mehr als zwanzig Kilometer ins Landesinnere und dringt in die Felder und in das Grundwasser ein.

Die Folge davon schildert Giancarlo Mantovani, Direktor des Unterhalts-Konsortiums des Po-Deltas: „Im Umkreis von 200 Metern des Flusslaufs wächst nichts mehr; die Erde ist zur Wüste geworden.“ Wegen des Einsickerns von Salzwasser ins Grundwasser sei es nur eine Frage der Zeit, „bis aus den Wasserhähnen Salzwasser fließt“.

Nicht besser sieht es im oberen Flusslauf aus, im Piemont. „Glauben sie mir, ich übertreibe nicht: Wir erleben hier eine Katastrophe biblischen Ausmaßes“, sagt der Landwirt Giuseppe Casalone, dessen Betrieb einige Kilometer südlich von Novara liegt. Der größte Teil seiner Pflanzen ist so vertrocknet, dass nun auch Regen nicht mehr helfen würde: Die Jungpflanzen sind bereits abgestorben. Und der Sommer hat gerade erst begonnen – die trockensten und heißesten Monate des Jahres, der Juli und der August, stehen noch bevor. https://3d36b70ad3339305d5f1e55990a020f5.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-38/html/container.html

Laut dem italienischen Bauernverband Coldiretti betragen die Ernteausfälle bei den frühen Getreidesorten bereits heute rund 30 Prozent. Bei den Früchten und Gemüsen rechnet der Verband mit einem Ausfall von 40 Prozent.

Am meisten leiden die Reisbauern: „Wenn es nicht sehr bald regnet, gibt es ein Desaster“, betont Paolo Carrà, Präsident der Reisproduzenten von Novara, Biella und Vercelli im Piemont. In dieser Jahreszeit müssten die Reisfelder eigentlich geflutet werden, was angesichts des dramatischen Tiefstands der Flüsse derzeit kaum noch möglich sei.

Noch relativ wenig ist von dem Wassermangel am Gardasee zu spüren: Er ist zwar auch nur noch zu 60 Prozent gefüllt, aber noch sind die Urlaubsfreuden an dem bei Touristen und Einheimischen gleichermaßen beliebten Gewässer ungetrübt. Aber genau deswegen tobt hinter den Kulissen ein erbitterter Streit um die Abflussmenge – immerhin handelt es sich beim Gardasee mit seinem Fassungsvermögen von 50 Milliarden Kubikmetern um das größte Wasserreservoir Oberitaliens.

Um dem Po, seiner Fauna und den Landwirten südlich des Sees zu Hilfe zu kommen, hat die Regulierungsbehörde für das Po-Becken bei Peschiera del Garda eine Öffnung der Schleusen angeordnet, um die Abflussmenge über den Fluss Mincio zuerst um 10 und dann um 30 Kubikmeter pro Sekunde zu erhöhen. Solche Maßnahmen sind nationalen Gesetz für derartige Krisensituationen vorgesehen.

Meuccio Berselli, Leiter der Regulierungsbehörde für den Po, sieht das anders – und er fordert von den Gardasee-Gemeinden „Kollegialität und Zusammenarbeit“. Solidarisch zeigten sich in diesen Tagen die Stromversorger Enel, Edison und A2A, die zugesagt haben, in den kommenden zehn Tagen insgesamt fünf Millionen Kubikmeter aus ihren Stauseen abzulassen, um die Not der Landwirte rund um den Po zu lindern.

„Aber danach sind die Reserven zu Ende, denn auch unsere Wasserspeicher sind nur noch zur Hälfte gefüllt“, betonte gestern ein Sprecher von Enel. Mit anderen Worten: Die Notmaßnahmen sind weitgehend ausgeschöpft – jetzt hilft vielleicht tatsächlich nur noch beten.

Tagesspiegel Background Energie & Klima Artikel von Dominik Straub

Die Ära der Knappheit beginnt

Nahrungs- und Energiekrise treiben die Preise. Überall fehlen Arbeitskräfte. Experten sehen Knappheit als neuen Megatrend – unter dem das Wachstum leiden wird. Eine Epoche, die unseren Wohlstand über Jahrzehnte mehrte, geht zu Ende. Dieser ist jetzt bedroht.

Energieknappheit, Engpässe bei Lebensmitteln, Mangel an Rohstoffen und Mikrochips – die Welt erlebt derzeit ein Phänomen, das für viele Menschen vollkommen neu ist. Die Preise klettern in die Höhe, die Produktion läuft vielerorts nicht rund, und im Globalen Süden drohen Hungersnöte.

Politiker verweisen auf die Nachwirkungen der Coronapandemie und die Folgen des Krieges in der Ukraine. Tatsächlich aber hat beides eine Krise lediglich beschleunigt, die sich schon vorher abgezeichnet hat.

Diese Situation werde sich auf absehbare Zeit auch nicht nachhaltig bessern, sondern sogar verschärfen, lautet das düstere Szenario. Denn neben den kurzfristigen Auswirkungen neuer Corona-Beschränkungen wie aktuell in China und den weitreichenden Kriegsfolgen führt die Studie mehrere andere Faktoren an, die langfristig die Wachstumsaussichten verschlechtern – gerade auch in Europa.

Denn das Zeitalter der kostengünstigen Produktion sei zu Ende. Knappheit werde deshalb die kommenden Jahrzehnte prägen. Damit drohten auch die Preise hoch zubleiben.

In den vergangenen drei Jahrzehnten herrschten global gesehen äußerst wachstumsfreundliche Rahmenbedingungen. Die Altersstruktur der Weltbevölkerung war mit einem ungewöhnlich hohen Anteil an Erwerbsfähigen günstig.

Jetzt aber kehrten sich diese Wachstumstreiber ins Gegenteil um – und zwar gleichzeitig, wie Bertelsmann-Wirtschaftsexperte Thieß Petersen unterstreicht. Die Alterung der Bevölkerung macht sich in Europa schon bemerkbar und wird in den nächsten Jahren immer mehr zum Problem werden. Anzeige

Eine weitere Erschwernis ist die zunehmende Knappheit an Rohstoffen. Hinzu kommt noch die von vielen Ländern betriebene Klimapolitik, die eine Verteuerung emissionshaltiger Produkte vorsieht. Auch der Transport kostet mehr. Viele der heutigen Geschäftsmodelle lohnen sich dann nicht mehr.

Die Knappheit an Gütern und Dienstleistungen wird auch durch die Deglobalisierung verschärft, die Ökonomen auch schon vor Corona-Zeiten beobachten. Zunehmender Protektionismus, exzessive Subventionierung und geopolitische Spannungen behindern immer stärker den internationalen Handel.

Die Strategie vieler Staaten, ihren eigenen Unternehmen Vorteile auf Kosten der ausländischen Konkurrenten zu verschaffen, führt dazu, dass am Ende alle verlieren. Vor allem China und die USA werden oft als Beispiele für ein solches Foulspiel genannt.

„Außerdem ist die EU in den letzten zehn Jahren zunehmend protektionistisch geworden“, kritisiert der Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO). So setze Brüssel besonders oft „Handelsschutzmaßnahmen“ wie etwa Antidumping-Zölle ein. Und Wirtschaftssanktionen wie aktuell gegen Russland würden auch gegen kleine Länder wie Kambodscha eingesetzt, um das dortige autokratische Regime zu bestrafen.

Quelle: Infografik WELT

Doch wieder Schweine ? -Getreidepreise im freien Fall – Die Suche nach Erklärungen

Der dramatische Absturz der Getreidepreise und der Rapspreise setzt sich am Donnerstag fort. Händler, Analysten und Landwirte suchen nach Erklärungen für den Preisrutsch. Als erste Erklärung gilt die Einrichtung eines potenziellen sicheren Seekorridors für den Getreideexport vom Schwarzen Meer.

Die Weizenpreise der neuen Ernte fallen am Donnerstag im laufenden Handel um weitere 11,50 Euro auf 359 Euro Tonne. Das ist gegenüber der letzten Preisspitze von Mitte Mai von 441 Euro ein Preissturz von 82 Euro oder knapp 20 Prozent. Noch schlimmer geht es für den Raps nach unten: Hier fallen die Preise für die neue Ernte im laufenden Handel am Donnerstag um weitere 24 Euro auf 671 Euro je Tonne. Gegenüber der letzten Preisspitze von Mitte Mai, von 881 Euro je Tonne, ist das ein Absturz von 210 Euro oder 24 Prozent.

Doch was sind die Auslöser für diesen Preisverfall, fragen sich Landwirte und Analysten und suchen nach plausiblen Erklärungen. Als erstes Argument dient natürlich die mögliche Schaffung von See-Korridoren für den Getreideexport aus dem ukrainischen Hafen Odessa. Russland und die Türkei einigten darauf, die Gespräche über einen potenziellen sicheren Seekorridor im Schwarzen Meer fortzusetzen, um Getreide aus der Ukraine zu exportieren, teilten das russische und das türkische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit.

In einer Erklärung sagte das türkische Verteidigungsministerium, dass ein türkisches Frachtschiff, die Azov Concord, Mariupol als Ergebnis der Gespräche ebenfalls sicher verlassen habe, und fügte hinzu, dass das Schiff das erste ausländische Schiff sei, das den Hafen seit der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar verlassen habe.

Analysten haben neben der Entwicklung am Schwarzen Meer aber noch andere Erklärung für den Preissturz parat. So sagt der Analyst Gautier Le Molgat von Agritel, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP: „Wir stehen vor einer schweren globalen Krise, an Märkten, die den höchsten Stand erreicht hatten und nun zu fallen beginnen und auch auf die neue Ernte warten.“

Für manche Analysten sind die Weizenpreise auch gefallen, weil Russland seine Ernteprognose auf etwa 89,2 Millionen Tonnen erhöht hat, was ein neuer Rekord wäre. Das ist jedoch eine Schätzung, die etwa die Analysten von Agritel als „sehr optimistisch“ einstuften.

Fakt ist aber auch: Der jüngste Preisverfall hat viele Importeure motiviert, wieder ins Geschäft zu kommen. Algerien hat in einer Ausschreibung 600.000 Mahlweizen für August gekauft. Tunesien startete eine Ausschreibung für 75.000 Tonnen Weizen und 50.000 Tonnen Gerste, die von Juli bis August verladen werden sollen.

Aus der Ukraine werden derzeit zwischen 1,5 und 1,7 Millionen Tonnen Getreide (alle Getreidearten zusammen) monatlich auf der Straße und der Schiene exportiert. Das sind immer noch 5 bis 6 Mal weniger als vor Kriegsausbruch über die Schwarzmeer-Häfen verkauft wurden.

Die meisten Analysten erwarten jedoch, dass die Getreide-Märkte in den kommenden Wochen extrem volatil bleiben werden. Vor allem die Wetterbedingungen auch in Europa werden sehr kritisch beobachtet, insbesondere während der entscheidenden Maisblütezeit im Juli“, sagte das Beratungsunternehmen Agritel.

Niederlande: Neue Notierung für Mastschweine

Holländische Landwirte und der Schachthof Gosschalk haben eine Vermarktungsgenossenschaft gegründet. Die Landwirte erhalten deutliche Zuschläge.

In den Niederlanden haben die Landwirte-Aktionsgruppe „Farmers Defence Force“ (FDF) und der Schlachthof Gosschalk im Rahmen des neuen Vermarktungslabels „Farmer-Friendly-Schweinefleisch“ einen Vertrag über den Absatz von Schlachtschweinen unterzeichnet. Es handelt sich dabei um Tiere, die nach dem gesetzlichen Standard produziert wurden. Der Vertrag, der einen „ehrlichen“ Auszahlungspreis wiederspiegeln soll, garantiert den teilnehmenden Landwirten einen Aufschlag von 15 bis 16 Cent pro kg Schlachtgewicht auf Basis der Van Rooi Meat-Notierung und sichert zu, dass der Preis mindestens immer der Beter-Leven-Notierung, dem holländischen Tierwohl-Labelprogramm, entspricht. Hier erhalten die teilnehmenden Landwirte je nach Vermarktungsweg unterschiedliche Boni.

Nach Aussage von Roy Nillesen, Vorsitzender des FDF-Schweineteams, erzielen die teilnehmenden Schweinehalter durch die Vereinbarung künftig Auszahlungspreise, die über dem niederländischen Notierungsschnitt liegen. Neben der jetzt neu eingeführten Notierung gibt es im Nachbarland noch Schlachtschweinenotierungen unter anderem von Vion, Compaxo, Westfort sowie den DCA-Beursprijs, die sich teil erheblich voneinander unterscheiden. Der Grund ist, dass die Vermarkter in den Niederlanden in der Regel individuelle Grundpreise festlegen, die dann mit zum Teil deutlichen Zuschlägen aufgewertet werden.

Für das Projekt hatten FDF und Gosschalk zuvor eine neue Genossenschaft gegründet, an der beide Seiten zu je 50 % beteiligt sind. Die Mitglieder der FDF liefern ihre Schweine künftig über die Genossenschaft an die noch zu gründende Schlachthof-Gesellschaft, die dann den Verkauf des Fleisches in die Hand nimmt. Ein Zielmarkt für Ohren, Pfötchen usw. soll China sein. Der Schlachthof Gosschalk besitzt eine Exportlizenz für das asiatische Land und schlachtet rund 10.000 Schweine pro Woche. Offen bleibt, wann die Vermarktung startet und wie nachhaltig das Projekt ist. In Deutschland jedenfalls ist es bislang nicht gelungen, dauerhaft höhere Preise in der Vermarktung von konventionell gehaltenen Schweinen durchzusetzen.

Die Gewinne aus der Vermarktung werden zu je 50 % an die Mitgliedsbetriebe der FDF und Gosschalk ausgeschüttet. Der FDF-Anteil wird dann zu gleichen Teilen an die teilnehmenden Betriebe ausgeschüttet. Sauenhalter, die Ferkel an teilnehmende Mäster liefern, erhalten aus dem Topf eine Gewinnbeteiligung von 10 %. Mit diesem Bonus will man die Belieferung der Mäster mit Ferkeln sicherstellen.

Um die Genossenschaft mit Kapital auszustatten, investieren Schweinemäster zu Beginn als Einlage zwischen 0,50 und 1,50 € je geliefertem Mastschwein und Jahr, Sauenhalter 1,50 bis 2 € je Sau und Jahr. Der Schlachthof Gosschalk investiert den gleichen Betrag. Sobald die Organisation wirtschaftlich stabil läuft, erhalten die Mitglieder ihre Einlagen zurück. „In unserem neuen Vermarktungskonzept setzen wir noch stärker als bisher auf die enge Zusammenarbeit in der Kette nach dem Motto: Einer für alle, alle für einen“, betont Roy Nillesen. Er ist sich zudem sicher, dass die Zeit für neue Geschäftsmodelle jetzt günstig ist, weil sich der Schlachtschweinemarkt künftig mehr und mehr zum Verkäufermarkt entwickeln wird. Marcus Arden

Na, endlich Schweinepreis erholt sich

Laut Österreichischer Schweinebörse musste abermals feiertagsbedingt das Volumen
eines Schlachttages in die nächste Woche mitgeschleppt werden. Dennoch sollten Über-
hänge vorerst kein Thema mehr sein. Einerseits profitierte der Fleischmarkt vom gut an-
gelaufenen Grillgeschäft, andererseits war das frische Angebot an Schlachtschweinen
alles andere als drückend. Gemeinsam mit dem Rest der Vorwoche entsprach es dem
Bedarf der Schlachthöfe. Die Mastschweine-Notierung steigt ab dem 23. Juni um 3 Cent.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt wurde das ohnehin schwierige Absatzgeschehen
durch die Feiertage in den letzten Wochen zusätzlich beeinträchtigt. Weitere Ferkelrück-
stellungen waren unumgänglich.

Europaweit herrschten mehrheitlich ausgeglichene Verhältnisse. In einigen Ländern nahm
die Nachfrage zu. Die Anhebungen der niederländischen und der spanischen Notierung
blieben allerdings Ausnahmen, zumeist tendierten die Preise unverändert.

Der EU-Schweinemarkt setzte die Aufwärtsentwicklung fort. Verantwortlich dafür war
neben dem rückläufigen Angebot zunehmend auch eine Belebung der Nachfrage. Das
Sommerwetter verlangsamte nicht nur das Wachstum der Schweine, es begünstigte auch
Grillaktivitäten. Insgesamt blieb der Fleischhandel aber noch unter den Erwartungen.
Spanien und die Niederlande berichteten von steigenden Exporten. Die Mastschweine-
Notierungen legten in vielen Mitgliedsländern zu.
In Deutschland nimmt das Schweineangebot weiter ab, es lässt sich problemlos absetzen.
Auf dem Fleischmarkt werden vor allem Grillartikel gut nachgefragt. Das Interesse ist aber
deutlich geringer als vor der Pandemie zu dieser Jahreszeit. Daher stieß die seit Wochen-
beginn absehbare Preiserhöhung auf Widerstand in der Schlachtbranche. Dennoch steigt
der Vereinigungspreis für Schlachtschweine um 5 Cent.


Größter Aderlass in der Geschichte der Schweinehaltung befürchtet

Weil durch die Kriegswirren in der Ukraine die Futter- und Energiekosten um bis zu 100 Prozent gestiegen sind, bräuchten die Schweinebauern einen Notierungspreis von 2,25 Euro, momentan liegt dieser 40 Cent darunter.

„Wenn wir in den nächsten Wochen die Vollkostendeckung nicht erreichen, befürchte ich den größten Aderlass in der Geschichte der heimischen Schweinehaltung. Neben der wirtschaftlichen Misere, die sich abzeichnet, sind es die politischen Rahmenbedingungen, die zu umfangreicher Stilllegung der Produktion führen werden“, erklärt Johann Schlederer, Geschäftsführer des Verbandes landwirtschaftlicher Veredelungsproduzenten OÖ, VLV.

Neben den hohen Futterkosten und den niedrigen Preisen, sind vor allem das immer wieder von NGO’s und Tierrechtsaktivisten geforderte Vollspalten-Verbot und Ringelschwanz-Gebot, Reizwörter in der Branche. „Internationale Mitbewerber am Binnenmarkt reiben sich schon die Hände, wenn bei uns Schweinebauern das Handtuch werfen“, meint Schlederer.

Daher fordert der VLV als größte Schweineerzeugergemeinschaft Österreichs die Herkunftskennzeichnung, und zwar für alle Sektoren und Sortimente inklusive Gastronomie. Die Schweinehaltung macht in Oberösterreich ein Viertel der agrarischen Wertschöpfung aus. Oberösterreich ist damit Schweineland Nummer eins mit einem Marktanteil von knapp 40 Prozent in Österreich. Das heißt, die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweinebranche geht weit über den agrarischen Bereich hinaus.

„Die kritische öffentliche Diskussion belastet die Stimmung unserer Schweinebauern, weil sie sich 365 Tage im Jahr um ihre Tiere kümmern und nicht als Tierquäler gesehen werden wollen“, sagt Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer Oberösterreich. Viele Landwirte seien auch durchaus bereit, Umstellungen in Richtung von Haltungssystemen mit Stroh-Einstreu, mehr Platzangebot und teils mit Auslauf ins Freie vorzunehmen, aber diese Umstellung brauche Zeit und ist mit beträchtlichen Kosten verbunden.

Im laufenden Betrieb entstünden höhere Kosten für die Strohbergung vom Feld, die Einlagerung oder die Mistausbringung. „Das bedeutet mehr Arbeitsaufwand für die Betreuung der Tiere. Daher kann es Schweinefleisch aus Tierwohlställen nicht zum gleichen Preis geben wie aus konventionellen Ställen“, sagt Waldenberger.

Ein wichtiger Part fällt in diesem Zusammenhang dem Handel zu. Die Handelsketten sind in der Vermarktung das Bindeglied zum Konsumenten. Es braucht daher die Bereitschaft des Handels, Schweinefleisch aus besonders tierfreundlicher Haltung entsprechend zu bewerben und dem Konsumenten in allen Filialen anzubieten. Denn in dem Ausmaß, wie der Absatz gegeben ist, können Betriebe auf Tierwohl-Ställe umstellen.

Das von manchen Tierschutz-NGOs geforderte Verbot bisheriger Haltungssysteme wird von der Landwirtschaftskammer strikt abgelehnt. Österreich ist in einem gemeinsamen Markt mit 26 anderen EU-Staaten, in denen ein gesetzlicher Zwang zu Strohhaltungssystemen absolut kein Thema ist.

„Käme ein solcher Zwang ausschließlich in Österreich, würden wir mit billigerem, importiertem Fleisch aus konventionellen Haltungsformen überflutet, insbesondere im Bereich der Fleischwarenindustrie. Das wäre der Todesstoß für die österreichische Schweinehaltung, und das kann nicht im Interesse der Konsumenten sein. Ein Verbot der Vollspaltenböden im Stall kann nur mit einem Verbot von Fleisch aus dieser Haltungsform im Regal Hand in Hand gehen. Letztendlich entscheiden die Markt- und Absatzmöglichkeiten über den weiteren Ausbau von Tierwohlprogrammen“, ist Waldenberger überzeugt.

Der Verband Österreichischer Schweinebauern hat gemeinsam mit der AMA einen Masterplan Schweinehaltung entwickelt. Damit wird eine Kategorisierung der verschiedenen Haltungsformen vorgenommen. Es gibt also nun beim AMA Gütesiegel drei Ebenen: AMA Gütesiegel-Basis und die beiden Tierwohlmodule Tierwohl 60 (60% mehr Platz) und Tierwohl 100 (100% mehr Platz). Diese Dreiteilung ist genau definiert und transparent unterscheidbar. Darüber gibt es noch Bio-Haltung, darunter konventionelle Schweinehaltung auf gesetzlichem Niveau.

„Für mich ist dieses Konzept der Einstieg in die Haltungskennzeichnung in Österreich. Man beachte den Unterschied zwischen Herkunftskennzeichnung und Haltungskennzeichnung. Es ist der ernsthafte Plan des Verbandes der Österreichischen Schweinebauern, dass in zehn Jahren ein Viertel der heimischen Schweine aus TW 60-, TW 100- und BIO- Programmen kommt. Trotz schwieriger Rahmenbedingungen glaube ich an diesen Fahrplan. Die demnächst startende Info-Kampagne der AMA-Marketing soll Klarheit in der Bevölkerung schaffen, und speziell den kritischen Verbrauchern einen sicheren Wegweiser zum gezielten Tierwohl-Einkauf schaffen“, sagt Schlederer. 

Größter US-Schweinefleischproduzent zieht sich aus Kalifornien zurück

Anfang 2023 will der US-Schweinefleischproduzent Smithfield die Produktion im kalifornischen Vernon aufgeben. Eskalierende Kosten für die Geschäftstätigkeiten seien die Gründe für die Werksschließung.

Der größte Schweinefleischproduzent in den USA, die zur chinesischen WH-Gruppe gehörende Smithfield Foods, wird seine Schweinefleischerzeugung im kalifornischen Vernon aufgeben und im Westen des Landes auch Schweinebestände abbauen. Wie das Unternehmen mitteilte, soll die Produktion in Vernon Anfang 2023 eingestellt werden.

Zudem werde der Sauenbestand in Utah verringert und die Aufgabe von Betrieben in Arizona und Kalifornien geprüft. Als Grund für die Schließung des Werkes vor den Toren von Los Angeles nannte das Unternehmen „die eskalierenden Kosten für die Geschäftstätigkeit“ in Kalifornien. Es gebe dort höhere Steuern, Arbeitskosten und viel Bürokratie im Vergleich zu anderen Standorten. Marktanalysen berichteten, dass die Produktionskosten von Schweinefleisch dort im Schnitt 3,5 Mal höher seien als in den anderen US-Fabriken, die Smithfield betreibe.

Kalifornien machte auch mit einem Gesetz namens „Proposition 12“ von sich reden, das strengere Haltungsvorschriften für Schweine, Geflügel und Kälber vorschreibt, die auch von den in den Bundesstaat eingeführten Produkten erfüllt werden müssen. Das umstrittene Gesetz wird derzeit vor dem Obersten Gerichtshof der USA verhandelt, um zu prüfen, ob nicht-kalifornischen Schweinefleischerzeugern, deren Produkte dort verkauft werden, Haltungsvorschriften vorgeschrieben werden können.

Für die laut Medien rund 1.800 Beschäftigten in dem Werk in Vernon hat Smithfield nach eigenen Angaben Übergangshilfen einschließlich Umzugsoptionen in andere Unternehmenseinrichtungen angeboten. Darüber sei eine Einigung mit den Gewerkschaften erzielt worden. Smithfield zählt in den USA insgesamt mehr als 40.000 Mitarbeiter und betreibt 46 Fleischwerke sowie 500 Farmen.

Agra Europe (AgE)

Phosphor fürs Feld aus Wiener Klärschlammasche

Die MA 48 und die Wien Energie arbeiten daran, den im Wiener Klärschlamm vorhandenen Phosphor als Düngemittel zurückzugewinnen und den Stoffkreislauf damit zu schließen.

Phosphor ist ein essentieller Nährstoff für Pflanzen, Tiere und Menschen und ist daher ein Hauptbestandteil vieler Düngemittel. Über den Konsum von Nahrungsmitteln kommt Phosphor in die Kläranlage, wo er nach der energetischen Verwertung des Klärschlamms in die Klärschlammasche gelangt und mit dieser derzeit noch ungenutzt abgelagert wird.

Geht es nach der MA48 und Wien Energie soll dieses Phosphor zurückgewonnen werden und wieder als Düngemittel in den Stoffkreislauf gelangen. In Österreichs Kläranlagen fallen jährlich etwa 7.800 Tonnen Phosphor an. Klärschlamm wird derzeit in Österreich nach der energetischen Verwertung in Form von Klärschlammasche deponiert bzw. teilweise direkt oder nach einer Kompostierung auf die Felder aufgebracht. Dabei wird der Phosphor zwar genutzt, aber es werden auch die enthaltenen organischen Schadstoffe und Mikroplastik auf die Felder verteilt. Bei der künftigen Wiener Lösung soll dies nicht der Fall sein.

Gemeinsam mit der Wien Energie und der Borealis Agrolinz Melamine GmbH ist die Stadt eine Entwicklungspartnerschaft eingegangen. Rund 1.500 Tonnen Phosphor sollen pro Jahr zurückgewonnen werden. „Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel dafür, wie innovative Lösungen ausschauen, die im Sinne der Kreislaufwirtschaft auch zum Klimaschutz beitragen“, sagt Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. Voraussichtlich kann noch in diesem Jahr mit Nutzung des aus Klärschlamm rückgewonnenen Phosphors in der Düngemittelproduktion im großen Stil begonnen werden.

Österreichweit werden jährlich rund 12.500 Tonnen Phosphor als Mineraldünger in der Landwirtschaft ausgebracht. Rohphosphat, der Ausgangsstoff für Düngemittel, gibt es nur in wenigen Ländern (z.B. zum Teil in politisch sehr instabilen Regionen wie Marokko, Russland, China, Brasilien), weshalb unsere Nahrungsmittelversorgung zu einem wesentlichen Teil von diesen Ländern abhängt.

Von 20.6-22.6. 2022 findet in Wien die europäische Phosphor-Nachhaltigkeitskonferenz statt. Bei der Konferenz werden Experten aus Kommunen, der Düngemittel- und Phosphorindustrie sowie von der EU und Forschungseinrichtungen vor rund 400 Teilnehmern Vorträge halten.

110 Millionen Euro Paket: Betriebe bekommen Hilfen Ende des Jahres

Alle Bäuerinnen und Bauern, die einen Mehrfachantrag für 2022 gestellt haben, bekommen diese Unterstützung automatisch Ende des Jahres über die AMA ausbezahlt. 80 Millionen für Ackerbaubetriebe und 30 Millionen Euro für Viehhalter.

Am Freitag präsentierte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig die Details zum Versorgungssicherheitspaket für die Bauern. Wie berichtet, soll das 110 Millionen Euro Unterstützungspaket die hohen Betriebsmittelkosten für Energie, Dünger und Futtermittel ein wenig kompensieren.

„Die Lebensmittelversorgungssicherheit der Österreicherinnen und Österreicher hat für mich
oberste Priorität! Das geht nur mit unseren Bäuerinnen und Bauern. Denn sie sind es, die
täglich das Essen auf unsere Teller bringen – auch in Krisenzeiten“, sagt Totschnig. Alle Bauern die einen Mehrfachantrag 2022 gestellt haben, erhalten – auf Basis der beantragten beihilfefähigen Flächen und Großvieheinheiten einen Versorgungsicherungsbetrag. “ So entlasten wir die heimische Landwirtschaft, federn die Teuerung ab und stärken die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe im europäischen und internationalen Umfeld“, meint der Minister.

Die Hilfen für die Bauern im Detail

Versorgungssicherungsbeitrag bemisst sich aus einer flächenbezogenen und einer tierbezogenen Komponente. Der tierbezogene Beitrag bemisst sich auf 14 Euro je Großvieheinheit.

Der flächenbezogene Beitrag variiert je nach Nutzung:

  • 29,3 Euro pro Hektar Ackerfläche
  • Zuschlag von 22,6 Euro pro Hektar Hackfrüchte, Feldgemüse,
  • Gemüse im Freiland, Gartenbaukulturen, Blumen und Zierpflanzen im Freiland, Erdbeeren Zuschlag von 16,8 Euro pro Hektar Feldfutterbau
  • 82,5 Euro pro Hektar Dauerkulturen (z.B. Obst, Wein)
  • 38,6 Euro pro Hektar Mähwiese, -weide mit mind. 2 Nutzungen
  • 16,2 Euro pro Hektar einmähdige Wiesen und Kulturweiden
  • 5,1 Euro pro Hektar Almen, Bergmähder Hutweiden, Streuwiesen, Grünlandbrache

Rund 1.000 Euro pro Betrieb

Das Ministerium rechnet mit einem durchschnittlichen Versorgungssicherheitsbeitrag je Betrieb von rund 1.000 Euro. Ein Ackerbaubetrieb mit 40 ha Ackerfläche und Zuschlag für 5 ha Hackfrüchte erhält ca. 1.285 Euro. Ein Milchviehbetrieb mit 35 ha mehrmähdiger Wiese und 30 Großvieheinheiten Milchkühe erhält 1.771 Euro. Die abwickelnde Stelle ist die AMA, mit den Zahlen des Mehrfachantrags, werden auch die Hilfsgelder ausbezahlt. Zusätzlich ist eine eigene Unterstützungsmaßnahme im Ausmaß von neun Millionen Euro für die von den Energiekostensteigerungen besonders betroffenen Betriebe im Geschützten Anbau (Glashäuser) in Vorbereitung und soll demnächst präsentiert werden.

Landwirtschaftskammer sieht wichtige Zukunftsinvestition

„Das nun vorgelegte Versorgungssicherungspaket unterstützt die bäuerlichen Betriebe, die enormen Kostensteigerungen tragen zu können und sie vor überhasteten und verzweifelten Betriebsentscheidungen zu bewahren“, erklärt LKÖ-Präsident Josef Moosbrugger.

Die Kosten für eine Reihe an Betriebsmitteln haben sich seit Herbst 2021 verdreifacht. Auf allen Ebenen kämpfte der Bauernbund für eine treffsichere Abfederung, denn: „Wer die Teuerung verschläft, wacht hungrig auf. Eine Entlastung der Landwirtschaft ist Grundstein eines Österreichs, das sich auch morgen selbst versorgen kann“, erklärt Bauernbund-Präsident Georg Strasser.

So soll also die großartige Hilfe aussehen. Aber nur wenn sich alles so weiterentwickelt wie bisher können wir Landwirte und auch viele andere sicher nicht mehr lange finanziell überleben

Nicht Kühe-Satellit misst Rekord bei Methan-Ausstoß aus russischer Mine

90 Tonnen des Treibhausgases wurden in einer Stunde in die Atmosphäre ausgestoßen: Experten beschreiben es als das womöglich größte Methanleck, das je beobachtet wurde. Das klimaschädliche Gas kommt aus einer Kohlemine in Russland.

Eine Kohlemine in Sibirien hat nach Auswertung einer privaten Satellitenfirma eine riesige Menge des klimaschädlichen Treibhausgases Methan in die Atmosphäre freigesetzt. Demnach wurden im vergangenen Januar 90 Tonnen des Gases binnen einer Stunde ausgestoßen. Methan ist neben Kohlendioxid einer der größten Verursacher des Klimawandels.

Das Leck entstand bei der Raspadskaya-Mine im Oblast Kemerowo, der größten Kohlemine Russlands. Laut der Satellitenfirma GHGSat sei es etwa 50 Prozent größer als jedes andere Leck, das die Firma seit Beginn ihrer globalen Satellitenüberwachung im Jahr 2016 gesehen hat. „Das war ein wirklich dramatischer Ausstoß“, sagte Brody Wight, ein Experte bei GHGSat. In den vergangenen Jahren wurden mehrere private und staatliche Satelliten in die Erdumlaufbahn gebracht, um Methanlecks aufzuspüren.

Auch der Leiter der Internationalen Beobachtungsstelle für Methanemissionen beim Umweltprogramm der Vereinten Nationen, Manfredi Caltagirone, sagte, ihm sei keine größere Freisetzung von Methan aus einem Kohlebergwerk bekannt.

Die Methanmengen wurden offenbar absichtlich freigesetzt. Denn das Element hat explosive Eigenschaften: Unter Tage kann sich das Gas entzünden und die Sicherheit der Bergarbeiter gefährden. Erst 2010 kamen bei zwei Methanexplosionen und einem Brand 91 Menschen in der Mine ums Leben. Allerdings gibt es den Experten zufolge auch klimafreundlichere Wege für Minen, sich dem Gas zu entledigen. Das Gas kann etwa aufgefangen und als Brennstoff genutzt werden.

Russlands Industrie gilt als eine der weltweit größten Quellen von Methan aus der Förderung fossiler Brennstoffe.

Holzpreise im freien Fall: Weltmarkt stürzt weiter ab

Die Holzpreise am Weltmarkt haben sich in nur drei Monaten halbiert. Und der Absturz geht weiter. Allein in den ersten beiden Juni-Wochen rauschte der wichtigste globale Indikatorpreis (Lumber) um reichlich 20 Prozent auf 556 USD je 1000 pro 1.000 board feet nach unten.

Die schlechte Nachricht für Holzverkäufer ist: Bislang ist keine Bodenbildung bei den globalen Holzpreisen zu erkennen. Zwar wirkt sich der Verfall der Terminmarkpreise nicht unmittelbar auf die Holzpreise in Europa aus.

Über den scharfen Rückgang der möglichen Exportpreise sind jedoch spürbare Folgen am europäischen Markt zu erwarten. Vor allem auch weil deutsche und europäische Exporteure bis vor kurzem in erheblichem Umfang von den hohen Preisen an einem der zuletzt wichtigsten Exportmärkte profitieren.

Nun müssen sie die möglichen Erlöse und damit auch ihre Einkaufspreise vor dem Hintergrund dieser Entwicklung neu kalkulieren. Am vorigen Freitag (10.06.) notierte der Holzpreis (Lumber) an der amerikanischen Terminbörse CME jedenfalls nur noch bei 556 USD je 1000 board feed. Das waren nochmals 156 USD bzw. gut 20 % weniger als vor zwei Wochen und mehr als 55 % weniger wie zur letzten Preisspitze von reichlich 1200 USD im März.

Offenbar sinken die Kurse, weil Verkäufer und Käufer beobachten, dass die Produktion und das Angebot wieder zunehmen, sagen US-Analysten. Eine monatliche Umfrage unter Baustoffhändlern in den USA ergab, dass nur noch 12 % im April knappe Bauholzbestände hatten, 61 % weniger als im Vorjahr. Analysten sagen auch, dass die hohen Preise und steigende Immobilienzinsen dazu beigetragen haben, die Engpässe der letzten Monate zu beheben.

„Der größte Faktor war, dass die Preise gestiegen sind, weil sie es konnten“, sagt der US-Immobilien-Manger Tim Morris, gegenüber den Online-Portal Real Estate. Es gab einfach mehr Nachfrage als Angebot“, sagt Morris. Nun hat sich die Marktlage aber offenbar grundlegend geändert, sagt jedenfalls die Preisentwicklung am Terminmarkt.

Zumindest in den USA spielen die am Terminmarkt gehandelten Preise für die physischen Markt eine entscheidende Rolle. „Das Schnittholz, das in den nächsten Monaten produziert werden soll, ist bereits mit einem Terminkontrakt an jemanden verkauft“, sagt ein Analyst.

Hausbauer erfahren die Holzpreise in der Regel von ihrem Bauunternehmer, der die Informationen von einem Holzhändler oder Sägewerk erhält. Dieser legt einen Preis für eine bestimmte Menge Holz auf der Grundlage der Kursentwicklung am Terminmarkt fest. So kommen die Terminmarktpreise schließlich auch am physischen Holzmarkt an.

Bauunternehmer beklagen jedoch die große Preisunsicherheit. „Unsere Kunden müssen eine genaue Vorstellung davon haben, wie hoch ihre Kosten sein werden, damit sie sehen können, ob ein Projekt sinnvoll ist“ heißt es weiter. Bei stark schwankenden Preisen ist das für alle Beteiligten eine Gratwanderung.

Auf der Einzelhandelsseite haben Händler und Analysten einen Einbruch der Nachfrage nach Bauholz beobachtet, da die Verbraucher von Heimwerkerprojekten weggehen und mehr Geld für andere Dinge – wie Lebensmittel, Treibstoff und Energie – ausgeben müssen.

Die Zentralbanken in den USA und in Europa werden diesen Trend im Sommer mit Zinserhöhungen verstärken, was die Holzpreise noch weiter nach unten drücken könnte. Derzeit versucht der Markt herauszufinden, wo das neue Preisgleichgewicht bei einer nachlassenden Nachfrage und einem steigenden Angebot ist“, sagte der Holzgroßhändler Josh Goodman, von Sherwood Lumber.

Entschieden ist das jedenfalls noch nicht. Am Terminmarkt zeigen die Kurse für die kommenden Monate wieder leicht nach oben. Bis Januar 2023 erreichen die Preise danach wieder ein Niveau von 610 USD je 1000 board feed. Das wäre ein Plus von knapp 10 %.