Hannes Blog

Neues aus der Landwirtschaft

Herkunftskennzeichnung in der Gastronomie: Ohne uns Bauern nicht denkbar

Mit 1. September 2023 wird bundesweit eine gesetzlich vorgeschriebene Kennzeichnung der Herkunft von Milch, Fleisch und Eiern in Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen umgesetzt. Mit „Gut zu wissen“ wird den Konsumenten höchste Transparenz gegeben. Die Herkunftskennzeichnungspflicht sei ein wichtiger erster Schritt in Richtung mehr Transparenz und ein Sichtbarmachen der Leistungen unserer Landwirtschaft, sah sich Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig in seiner mehrfach dargelegten Forderung bestätigt. Grundsätzlich hat die Auslobung, aus welchem Land oder welcher Region die Produkte stammen, in einer deutlich lesbaren und gut sichtbaren Form zu erfolgen und ist in der Praxis nicht schwierig durchzuführen.

Jedoch ist noch nicht allen Wirten bewusst, dass auch Gasthäuser nachweislich und durchgehend belegen müssen, dass Milch, Fleisch und Eier aus Österreich stammen, wenn mit der Herkunft „Österreich“ auf der Speisekarte geworben wird.

In erster Linie soll damit die Kaufentscheidung für Verbraucher erleichtert werden. Nur wenn der Kunde erkennen kann, wo das Essen herstammt, hat er die Wahl, seine Konsumation nachhaltiger zu gestalten. Der bewusste Kauf von regionalen Erzeugnissen ist nicht nur für die landwirtschaftlichen Erzeuger ein großer Vorteil, sondern hat auch zahlreiche positive Nebeneffekte für die Gesellschaft. Produktion und Konsum regionaler Lebensmittel erhöht die Ernährungssouveränität und sichert die lokale Wertschöpfung ab. Auch lange Transportwege und Emissionen werden verringert und schließlich können auch zahlreiche Arbeitsplätze im vor- und nachgelagerten Sektor abgesichert werden. Bei anonymen Waren ist meistens nicht nachzuvollziehen, an welchem Ort und unter welchen sozialen, ökologischen oder wirtschaftlichen Rahmenbedingungen diese hergestellt wurden.

Nicht zuletzt als beliebtes Tourismusland verfügt die Alpenrepublik über großartige Nationalgerichte, die weit über die Grenzen hinaus geschätzt werden. Wirtshäuser, egal ob am Land oder in der Stadt gehen beim Kochen keine Kompromisse ein und punkten mit erstklassiger Küche aus möglichst regionalen Zutaten.Bundesweit gehen viele weitere Kantinen mit gutem Beispiel voran: Rund eintausend Standorte haben sich inzwischen mit der freiwilligen Herkunftskennzeichnung „Gut zu wissen“ der Landwirtschaftskammer (LKÖ) seit 2018 zertifizieren lassen. An diesen Standorten werden derzeit in Summe 78,4 Millionen Essensportionen pro Jahr ausgegeben. Das sind insgesamt rund 15 bis 20 % aller Portionen, die in der Gemeinschaftsverpflegung verabreicht werden. Damit erfüllen diese Betriebe automatisch alle Anforderungen und Vorgaben für die Richtline „Transparente Herkunft in der Gemeinschaftsverpflegung“.

Wer an diesem Kooperationsprojekt teilnimmt, darf die Marke „Gut zu wissen“ zur Kennzeichnung der Speisen verwenden, kann sich klar am Markt positionieren und profitiert vom positiven „Made in Austria“-Image. Die Teilnehmer erhalten von „Gut zu wissen“ diverses Informationsmaterial und können eine Beratung in Anspruch nehmen, beispielsweise über Bezugsmöglichkeiten der Rohstoffe. Die LKÖ ist die Lizenzinhaberin der Wortbildmarke mit rot-weiß-roter und transparenter Lupe. Die AMA-Marketing prüft die Einhaltung der Anforderungen in der Richtlinie, die ein dreistufiges Kontrollsystem vorsieht. Die Einhaltung der Richtlinie wird zumindest einmal jährlich von einer unabhängigen Kontrollstelle überprüft. 

Die Ergebnisse werden digital in der Zertifizierungs-Datenbank der AMA-Marketing erfasst. Als Partnerbetrieb hat sich auch das Seniorenhaus Saalfelden in Salzburg zur Verfügung gestellt. „Wir haben nicht viel geändert, weil wir es immer schon so gehandhabt haben. Wir kaufen bei den Bauern und viel regional ein, davon profitiert auch die lokale Wirtschaft“, so die Leiterin Eva Fuchslechner.

Wie Küchenchefs in öffentlichen Küchen bei der Rohstoff-Beschaffung mit einer rechtlichen Toolbox geholfen werden kann, zeigt der digitale Marktplatz „ja zu nah“, der auch Bauern neue Absatzwege erschließt. Auch wenn der öffentliche Dienst als Vorbild vorangehen möchte, müssen Großabnehmer von Landeseinrichtungen, im Unterschied zu privaten Haushalten, Beschaffungsvorgänge nach den Bestimmungen des Bundesvergabegesetzes abwickeln. Durch die entsprechende Gestaltung von Eignungs- und Zuschlagskriterien kann aber ein bedeutender Einfluss auf die Vergabe von Lieferaufträgen für Großküchen genommen werden. Die Verantwortung dafür trägt die Zentralverwaltung, aber auch der Küchenchef vor Ort.

Dänische Schweinehalter wollen Musterschüler in Bereich Tierwohl und Klimaschutz werden

Um die THG-Ziele zu erfüllen, müssen dänische Landwirte bis 2030 7,4 Mio. t CO₂-Äquivalente einsparen. Beim Tierwohl stehen Bewegungsfreiheit und Langschwanzhaltung beim Schwein im Vordergrund.

Weltweit steht die Landwirtschaft vor riesigen Herausforderungen: Einerseits muss sie produktiver werden, um die global immer weiter wachsende Bevölkerung mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Andererseits nimmt sie beim Thema Klimaschutz und Nachhaltigkeit eine Schlüsselrolle ein.

Welchen Beitrag die dänischen Agrarwirtschaft leisten will, hat der dänische Fachverband für Land- und Ernährungswirtschaft auf einer mehrtägigen Pressereise erläutert. Neben den die aktuellen Entwicklungen zu den Themenfeldern Klimaschutz und Nachhaltigkeit wurde auch über Zukunftsperspektiven beim Tierwohl diskutiert.

In Bezug auf die nationalen Reduktionziele der Treibhausgasemissionen (THG) muss die dänische Agrar- und Forstwirtschaft ihren Ausstoß an klimaschädlichen Gasen die THG-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 55 bis 65 % gegenüber 1990 reduzieren. Das bedeutet, dass der Sektor 7,4 Mio. t CO2-Äquivalenten (CO2-e) einsparen muss. Dazu hat der Fachverband einen Plan entwickelt, wie diese Ziele eingehalten werden sollen.

Zu der Maßnahme mit dem größten Einsparpotenzial gehört die Wiedervernässung von 100.000 ha flachem Torfboden. Das jährliche Reduktionspotenzial soll zwischen 1,99 bis 2,58 Mio. t CO2-e liegen. Auch die Schweinehalter müssen ihren Anteil beitragen. Die Reduktionsmaßnahmen in der Schweinehaltung betreffen unter anderem das Güllemanagement. So sollen jährlich bis zu 0,105 Mio. t CO2-e eingespart werden, wenn der Güllekeller regelmäßig entleert wird, die Gülle angesäuert oder gekühlt wird.

Wie die dänischen Experten berichteten, will man bis zum Jahr 2050 Lebensmittel klimaneutral produzieren. Ein Baustein soll die Güllevergärung in Biogasanlagen sein. Bis zum Jahr 2030 soll 60 % der dänischen Schweinegülle in entsprechenden Anlagen vergärt werden. Im Jahr 2020 waren es rund 20 %.

Im Bereich des Tierwohls setzen die Dänen in Zukunft verstärkt auf die Bewegungsfreiheit der Sauen. Ab 2035 müssen die Sauen nach dem Absetzen in der Gruppe gehalten werden und dürfen um die Besamungsphase nur noch bis zu drei Tagen im Kastenstand fixiert werden. Für Neubauten gilt diese Regelung schon seit 2015.

Die Vorgaben sollen aber nur ein Zwischenschritt sein. Ab 2050 sollen die Sauen sich in allen Haltungsabschnitten frei bewegen können und alle Schweine sollen mit einem Langschwanz gehalten werden, wie Anders Leegaard Riis anmerkt, Leiter des Sekretariats Schwein beim dänischen Fachverband für Agrar- und Ernährungswirtschaft. von Christa Rohlmann

Vegane Ernährung: Wirklich gesund und gut fürs Klima? – Die Fakten und einen guten Sonntagsbraten

Sind vegane Nahrungsmittel gesünder und umweltfreundlicher? Die Debatte darüber ist ein Minenfeld.

Der Grund: Oft werden keine Argumente mehr ausgetauscht und diskutiert sondern es wird quasi „ideologisch“ gestritten. Dabei geht es leider oft gegen die Landwirtschaft  – insbesondere gegen die Tierhaltung – ohne dass man sich überhaupt mit den globalen Problemen der Ernährungssicherung und Landbewirtschaftung befasst.

Das macht es natürlich schwer auf einer sachlichen Ebene zu diskutieren. Trotzdem: Die Frage muss erlaubt sein ob vegane Nahrungsmittel wirklich gesünder und besser fürs Klima sind.

Bei der Aufklärung helfen können dabei natürlich die Wissenschaft und auch bestimmte Fachorganisationen wie etwa die FAO und auch bestimmte Experten – wie etwa die Stiftung Warentest.

Der Vormarsch der veganen Lebensmittel im Einzelhandel ist offenbar nicht zu stoppen. Die jährlichen Zuwachsraten sind zweistellig und viele Hersteller versuchen von dem Boom zu profitieren. So erwirtschaftet die ursprünglich für Wurstprodukte bekannte Fima „Rügenwalder Mühle“ 2020 bereits mehr Umsatz mit veganen und vegetarischen Fleischalternativen als mit klassischen Fleischprodukten.

Dabei stehen die rein pflanzlichen hergestellten Produkte in dem Ruf, ganz besonders gesund zu sein. Zwei Dinge lassen an dieser These Zweifel aufkommen: Zum einen ein Blick auf das Etikett. Die meist hoch verarbeiteten Fleisch-Ersatzerzeugnissen, enthalten neben den pflanzlichen Grundstoffen – meist Soja – nämlich noch sehr viele andere (preiswerte) Zutaten: Dazu gehören Zucker, Salz, Palmöl, Kokosnussöl, Aromen, Dextrose, Gewürze, Verdickungsmittel, Stärke, Essig, Hefe – um nur einige zu nennen.

Hinzu kommt noch eine andere Überraschung: Vergleicht man nämlich den Kaloriengehalt eines Rindfleisch-Burgers mit einem Burger des renommierten Herstellers Beyond Meat, dann hat der vegane Patty mit 269 kcal pro 100 Gramm deutlich mehr Kalorien als das Rindfleischprodukt mit 161 Kcal.

Die Ursachen dafür stehen auf der Verpackung: Das ist unter anderem der mehr als doppelt so hohe Fettgehalt des veganen Burgers und die leicht verdaulichen Kohlenhydrate (Zucker). Beim Eiweiß gibt es hingegen kaum einen Unterschied – und bei den Mineral- und Ballaststoffen sowie bei Cholesterin schneidet das vegane Produkt besser ab.

Fazit dürfte jedoch sein, dass die veganen Produkte aus unterschiedlichen Gründen (Geschmack, Preis) viele Inhaltstoffe enthalten, die eben nicht gesund sind.

Diese Annahme bestätigt in gewisser Weise auch die Stiftung Warentest, die neben veganem Hackfleisch, auch vegane Würstchen und vegane Burger getestet hat. Der letzte Test im März 2021 war der mit veganem Hackfleisch. Dort heißt es: „Vegetarisches und veganes Hackfleisch schmeckt gut und ist gesund – zumindest dann, wenn es nicht mit Mineralöl verunreinigt ist sowie keine umstrittenen Zusatzstoffe oder zu viel Salz enthält.“

In dem Test waren von 20 Fleischersatz-Produkten nur vier empfehlenswert. Von 20 Packungen mit fertig gewürztem Veggie-Hack waren fast alle mit Mineralöl verunreinigt. Viele der hoch verarbeiteten Produkte enthalten zudem umstrittene Zusatzstoffe oder zu viel Salz.

Hinzu kommt: In fast allen Produkten wurden gesättigte Mineralölkohlenwasserstoffe (MOSH) gefunden. Über diese ist bekannt, dass sie sich vor allem im menschlichen Fettgewebe und der Leber anreichern. In Tierversuchen haben MOSH zu Organschäden geführt. Woher diese Bestandteile kommen? Der Hersteller schrieb an die Stiftung Warentest, dass er als Eintragsquelle Kokosöl identifiziert hat. Andere Erklärungen, wie das Mineralöl in Lebensmitteln landen kann, sind in der Produktion eingesetzte Schmieröle oder aber Übergänge aus Verpackungen aus Recyclingpapier und -pappe.

Ein Grund für vegane Ernährung ist neben ethischen Erwägung auch der Klimaschutz. Marco Springmann von der Oxford University kam bereits 2016 in einer Studie zu dem Schluss: Eine weltweite, vegetarische Ernährung könnte die Treibhausgasemissionen um 63 Prozent senken, eine vegane sogar um 70 Prozent.

Aber das ist natürlich nur Theorie, denn weltweit wächst der Fleischverbrauch kontinuierlich an – vor allem in Asien, aber auch in den USA und in Südamerika. Hinzu kommt: Auch der Bedarf an pflanzlichen Grund-Nahrungsmitteln wird mit weiter wachsender Weltbevölkerung immer größer.

Dabei ist es zudem ein Irrtum zu glauben, dass die weltweiten Weideflächen in Acker zum Anbau von pflanzlichen Produkten einfach umgewandelt werden können. Die Gründe: Zum einen speichert Weideland viel mehr CO2 als Acker. Zum anderen ist das meiste Weideland als Acker gar nicht geeignet und lässt sich in der Regel nur durch Milchkühe bzw. Rinder wirtschaftlich einigermaßen nutzen. Das sichert nicht nur die Einkommen vieler kleiner Landwirte, sondern verbessert auch deren Nahrungsmittelversorgung.

Hinzu kommt noch ein Phänomen: Wissenschaftler der Carnegie Mellon University veröffentlichten 2015 eine Studie darüber, wie viele Klimagase bei der Produktion von pflanzlichen und tierischen Nahrungsmitteln pro Kalorie entstehen. Überraschend war: Kopfsalat und anderes Gemüse schnitt dabei beispielsweise schlechter ab als Schweinefleisch. Brokkoli, Reis, Kartoffeln, Spinat und auch Weizen, standen hingegen besser da als Schweinefleisch.

Auch beim Wasserverbrauch gab es Überraschungen: In der Studie kamen die Autoren zu dem Ergebnis, dass etwa für Kirschen, Pilze und Mangos mehr Wasser verbraucht wird als für jede Art von Fleisch. Der federführende Wissenschaftler Paul Fischbeck sagte damals „Fleisch sei nicht pauschal umweltschädlicher als Obst und Gemüse.“ von Dr. Olaf Zinke

Stabile Marktaussichten für 2024 in Deutschland

Zumindest was die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen angeht, könnte das kommende Jahr 2024 stabile Bedingungen bringen. Das ist eine Kernbotschaft des Vortrags von Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, auf dem mit 250 Teilnehmern gut besuchten mitteldeutschen Schweinetag in Halle in Sachsen-Anhalt. Der Fachmann begründete seine Einschätzung damit, dass die Anzahl der Sauen in Europa weiter spürbar zurückgeht. Hier verwies er insbesondere auf die weiter grassierende PRRS-Variante Rosalia in Spanien sowie die Ausstiegsprogramme in den Niederlanden und in Belgien. Bei relativ niedrigen Fleischbeständen in den Tiefkühllagern sieht Hortmann-Scholten zudem Chancen für die Wiedereröffnung wichtiger Exportmärkte in Drittländern.

Dr. Karl-Heinz Tölle von der ISN-Interessengemeinschaft referierte über die Vielzahl an rechtlichen Verschärfungen, mit denen sich die Schweinehalter auseinandersetzen müssen. Tölle machte unter anderen am Beispiel des von Berlin geplanten Verbotes für das Schwänzekupieren deutlich, wie weit die deutschen Regelungen inzwischen über die EU-Vorgaben hinausgehen. Der ISN-Fachmann mahnte, dass damit unter Umständen noch mehr Betriebe in Deutschland ihre Türen schließen müssen und die Produktion in andere Länder mit fragwürdigem Tierschutzstandards abwandert.

Über die Möglichkeiten der Emissionsminderung referierte Dr. Veronika Ebertz von der Universität Bonn. Die Expertin stellte verschiedene technische Maßnahmen von der Ansäuerung und Kühlung der Gülle bis hin zur Verminderung der emittierenden Oberflächen in den Güllekanälen gegenüber. und zeigte erhebliche Minderungspotenziale auf. Sie machte jedoch deutlich, dass viele Minderungsmaßnahmen nur zum gewünschten Ziel führen, wenn die Tiere die Funktionsbereiche in der Bucht gut einhalten und die planbefestigten Flächen wirklich sauber bleiben.

Drei zentrale Erkenntnisse für den Markt

In der neuen Auflage der Konsument:innenstudie zu alternativen Proteinen liefert das Smart Protein Project neues Wissen rund um Fleischkonsum, Ernährungsstil und Gründe für eine pflanzenbasierte Ernährung.

Schon 2021 hat das Smart Protein Project mit seiner Konsument:innenstudie ein umfassendes Bild der europäischen Vorlieben und Wünsche am pflanzenbasierten Proteinmarkt herausgegeben. Mit der zweiten Auflage in diesem Jahr geben die Forschenden nun Einblick in Veränderungsmechanismen und damit die Möglichkeit der Evaluierung einer der wichtigsten Dimensionen der Nachhaltigkeitstransformation: Aufklärung

51 Prozent der Bevölkerungen haben ihren Fleischkonsum reduziert. Das allein ist noch keine wirkliche Erkenntnis. Immer wieder werden Zahlen rund um einen fallenden Fleischkonsum in der Öffentlichkeit kommuniziert. Der Vergleich zu 2021 aber zeigt, dass fünf Prozent mehr Europäer angegegben haben, weniger Fleisch zu essen. In Deutschland ist der Zuwachs noch stärker: 2021 gaben 51 Prozent der Befragten an, ihren Fleischkonsum zu reduzieren. In diesem Jahr sind es 59 Prozent, die angeben weniger Fleisch zu essen. Auch Länder wie Italien und Frankreich, die sich an offiziellen Stellen weniger offen für die Transformation zumindest durch Novel Foods zeigen, führen mit 59 (I) und 57 (F) Prozent die Übersicht zur Reduktion mit an. 2021 waren es noch 50 Prozent der Bevölkerung.

Auf die Frage wie sich die Konsument:innen ernähren sehen wir trotz des sinkenden Fleischkonsums keine veränderte Einordnung. Dieses Ergebnis kann ein Indikator dafür sein, dass die Reduktion tierischer Proteine sich einem „normalen“ Status nähert. Der Blick in die Länder eröffnet weitere Erkenntnisse. So ist die Zahl der Omnivoren in Deutschland von 58 auf 45 Prozent gesunken und die der Flexitarier von 30 auf 40 Prozent gestiegen. In Italien und Frankreich zeigt sich mit Schwankungen von rund 2 Prozent keine starke Veränderung.

Mit 47 Prozent führen Gesundheitsgründe die Liste der Treiber für eine Reduktion des Fleischkonsums an. Danch folgt mit 29 Prozent Tierschutz und mit 26 Prozent die Umwelt. Derzeit werden Gesundheitsaspekte alternativer Produkte stark diskutiert. Hier kann eventuell auch ein Effekt abgeleitet werden. Die Inhaltsstoffe der Alternativen werden immer wichtiger und könnten über Erfolg und Misserfolg einiger Produkte entscheiden. Vor allem die sinkenden Preise könnten hier aber auch zu negativen Effekten bei der Wahl der Zutaten führen.

Auf der Suche nach dem Zukunftsbild unserer Landwirtschaft -VISION 2028+

„Die Arbeit unserer Bäuerinnen und Bauern muss sich auch in Zukunft lohnen! Dafür braucht es ein klares Bild, wohin die Reise gehen wird“, sagt Minister Totschnig. Dafür hat er die „Vision 2028+“ ins Leben gerufen.

Da, wo Widerspruch herrscht, gibt es die besten Chancen auf Innovation“. Mit dieser Aussage ließ Marianne Penker von der BOKU bei der Auftaktveranstaltung zur Vision 2028+ des Landwirtschaftsministeriums in Wien aufhorchen. Penker sprach mit dieser Aussage in ihrem Statement darauf an, dass es durch die Einbindung zahlreicher Stakeholder, Institutionen und der Wissenschaft zu vielversprechenden Ergebnissen bei dieser Initiative von Minister Totschnig kommen könne.

Minister Totschnig selbst ging zu Beginn darauf ein, was er sich von dem Prozess erwarte: „Bei der Erarbeitung der „Vision 2028+“ stehen die Bäuerinnen und Bauern im Mittelpunkt. In Zeiten des Wandels ist es entscheidend, dass wir zusammenstehen, das Miteinander pflegen und gemeinsam Verantwortung übernehmen. Aus diesem Grund starten wir die „VISION 2028+“ unter Einbindung zahlreicher Stakeholder, Institutionen und der Wissenschaft. Neben Bäuerinnen und Bauern werden wir die Sichtweisen und Meinungen von Konsumentinnen und Konsumenten ebenso wie von Akteuren der vor- und nachgelagerten Wirtschaftsbereiche einholen und diskutieren.“

Totschnig weiter: „Starke Preisschwankungen auf den Märkten, steigende gesellschaftliche Anforderungen an die Landwirtschaft oder der Klimawandel sind nur einige Beispiele, die unsere Bäuerinnen und Bauern beschäftigen. Um Versorgungssicherheit auch in Zukunft garantieren zu können, müssen wir über den Tellerrand blicken und Perspektiven schaffen. Mit der „VISION 2028+“ wollen wir ein klares Zielbild für unsere Landwirtschaft und den ländlichen Raum erarbeiten.“

Bei der Vision 2028+ werden zentrale Themen besprochen, welche in 7 Handlungsfelder aufgeteilt werden und ökologische, ökonomische sowie soziale Dimensionen abdecken:

  1. Stärkung des Unternehmertums in der Landwirtschaft,
  2. Weiterentwicklung der Qualitätsproduktion,
  3. Klima- und Umweltschutz sowie Klimawandelanpassung,
  4. Mehr Wertschöpfung am Bauernhof,
  5. Zukunftsfähiger und resilienter ländlicher Raum,
  6. Digitalisierung, Forschung und Innovation,
  7. Wahrnehmung und Wertschätzung – Dialog mit der Gesellschaft.

Für jedes dieser Handlungsfelder wird eine sogenannte Fokusgruppe eingerichtet, in welcher die jeweiligen Herausforderungen sowie konkrete Ziele und Entwicklungspfade diskutiert und ausformuliert werden. Darüber hinaus wird der Prozess u.a. durch 1.500 Interviews mit Bäuerinnen und Bauern, Befragungen der Wertschöpfungsketten und Bürgerinnen und Bürgern, sowie einer umfangreichen Literaturrecherche begleitet.

Zur Vertiefung der Analysen und Diskussionen wird ein wissenschaftlicher Beirat eingesetzt, welcher das Projekt begleitet. Der Beirat besteht u.a. aus Vertreterinnen und Vertretern:

  • der Universität für Bodenkultur,
  • der Universität Hohenheim,
  • des Thünen-Instituts,
  • der bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft,
  • der Bundesanstalt für Agrarwirtschaft und Bergbauernfragen,
  • des WIFO.

Das Ergebnis des Strategieprozesses ist ein klares Zukunftsbild für Österreichs Landwirtschaft und den ländlichen Raum, begleitet von strategischen Leitlinien sowie konkreten Maßnahmen zur Zielerreichung. „Es liegt an uns allen, die Zukunft der Landwirtschaft und des ländlichen Raums zu gestalten. Ich lade herzlich ein, sich in diesem Prozess aktiv einzubringen. Unterschiedliche Sichtweisen werden maßgeblich dazu beitragen, die Zukunft unserer Bäuerinnen und Bauern kreativ und innovativ zu gestalten und weiterzuentwickeln. Nur gemeinsam können wir eine bäuerliche und regionale Landwirtschaft, die von der Gesellschaft wertgeschätzt wird, festigen und stärken,“ erklärte Totschnig.

Schweinefleisch stärker nachgefragt


Laut Österreichischer Schweinebörse war das Interesse an schlachtreifen Schweinen
zunächst feiertagsbedingt überschaubar. Regional bildeten sich kurzfristig Angebotsüber-
hänge. Gleich nach Allerheiligen stieg die Kaufbereitschaft schlagartig an, alle Schweine
gelangten wieder flott an die Schlachthaken. Für die folgenden vollen Arbeitswochen zeig-
ten alle Absatzrichtungen Bedarf. Der Frischfleischabsatz profitierte von Aktionen des
Lebensmittelhandels. Gleichzeitig steigerten die Verarbeitungsbetriebe die Produktion für
voll bestückte Wurst- und Schinkenregale vor Weihnachten.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt zeigte der Trend der Produktionszahlen weiter nach
unten. Als Hauptgrund nannte die Branche die Verunsicherung aufgrund fehlender politi-
scher Unterstützung. Auch Dank der wachsenden Nachfrage lief der Ferkelabsatz sehr
gut. Die Notierung beträgt in der 45. Kalenderwoche unverändert EUR 3,50 je kg.
Europaweit befanden sich die meisten Ferkelmärkte im Gleichgewicht. Die Preise blieben
dementsprechend stabil. In Spanien und den Niederlanden legten die Notierungen noch
einmal zu:

Der EU-Schweinemarkt wurde von einem steigenden Angebot geprägt. Dennoch setzte er
die Stabilisierung fort. Spanien und Frankreich gehörten mit weiter sinkenden Preisen zu
den Ausnahmen, die meisten Notierungen hielten das Niveau der Vorwoche. Im Fleisch-
handel machten sich die Vorbereitungen für das Weihnachtsgeschäft positiv bemerkbar.
Damit stieg auch die Nachfrage nach Schlachtschweinen.
In Deutschland wird der Schweinemarkt fast überall als ausgeglichen beschrieben. Regio-
nal bestehen noch Überhänge nach feiertagsbedingt reduzierten Schlachtungen in der
Vorwoche, sie werden aber kleiner. Über die Nachfrage nach Schweinefleisch gibt es
widersprüchliche Meldungen: Einerseits wird von zügigeren Geschäften bei allen Teil-
stücken berichtet, andererseits klagen Schlacht- und Verarbeitungsbetriebe, dass auf-
grund fehlender Impulse verstärkt Ware eingefroren werden müsse.

So wie immer -Edeka und Müller kündigen Verträge: Süddeutsche Schweinehalter hängen bei Tierwohl in der Luft

Das Thema Tierwohl tritt im Bereich Schwein auf der Stelle. Nach Vion lässt auch Müller ITW-Verträge auslaufen und Edeka versteckt sich hinter der Regierung.

Auf dem Markt für Schweinefleisch verliert das Thema Tierwohl zunehmend an Dynamik. Nachdem Vion vor einigen Wochen angekündigt hat, ITW-Verträge im Süden Deutschlands nicht zu verlängern, kündigt nun auch die Müller Gruppe Veränderungen für 2024 an.

Wie es in einem Schreiben an die Lieferanten heißt, will das Familienunternehmen Müller Fleisch die Verträge mit seinen Schweinelieferanten für den Schlachthof Ulm überprüfen und die Regionalzuschläge und Vertragsboni neu ausrichten. Was das konkret heißt, wird nicht klar. Hintergrund ist wohl, dass auch die Lebensmittelhändler im Süden teilweise die regionalen Markenfleischprogramme zum Jahresende gekündigt haben.

Auf Nachfrage, bestätigt Edeka Südwest, dass bestehende Verträge mit den Partnerbetrieben ihres Gutfleisch-Programms zum 31. Dezember 2023 gekündigt wurden. Gleichzeitig wolle man jedoch die Zusammenarbeit mit der regionalen Landwirtschaft weiterhin erhalten und sogar ausbauen.

Als Grund nennt die Handelskette u.a. das neue staatlich verpflichtende Tierhaltungskennzeichnungsgesetz, für das sich Schweinehalter bis zum 31.7.2024 bezüglich Tierzahl und Haltungsform bei den zuständigen Behörden melden müssen.

Edeka nennt allerdings auch die Entwicklung der Marktsituation und veränderte rechtliche Vorgaben. Letzteres bezieht sich wohl auf das Auslaufen der aktuellen ITW-Programmphase zum 31.12.2023. Die ITW-Zahlungen müssten hinsichtlich kartellrechtlicher Vorgaben neu gestaltet werden. In diesem Kontext werde Edeka Südwest neue Vertragsangebote vorlegen.

Wie die Verträge mit der Edeka Südwest künftig aussehen, lässt der Konzern jedoch offen. „Wir gehen mit neuen Vertragsangeboten auf die Erzeugergemeinschaften zu. Wir bitten aber um Verständnis, dass wir uns zu den laufenden Gesprächen nicht äußern“, heißt es in der Antwort aus Offenburg.

Aus dem Hause Müller heißt es zu den Verträgen nur: „Über die neuen Vertragsmodell werden wir rechtzeitig informieren.“ Klar ist demnach nur, dass zum Jahreswechsel neue Bedingungen gelten.

Für die süddeutschen Schweinehalter ist das wenig befriedigend. Die Kündigungen dürften erstmal für Verunsicherung unter teilnehmenden Betrieben sorgen. Und es drängt sich die Frage auf, warum nicht schon frühzeitig neue Rahmenbedingungen festlegt wurden, um diese zusammen mit der Kündigung der Altverträge zu kommunizieren.

Testen weiteren ASP-Impfstoff die Vietnamesen

Mehrere Vietnamesische Pharmaunternehmen haben nun Impfstoffe gegen die gefährliche Tierseuche im Einsatz.

Weltweit wird fieberhaft an der Entwicklung eines wirksamen Impfstoffs gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) geforscht. Besonders aktiv scheinen hier vietnamesische Pharmaunternehmen zu sein. Denn nach den beiden Konzernen Nevetco und Avac hat kürzlich auch die Dabaco-Gruppe bekanntgegeben, einen Lebendimpfstoff gegen den weltweit grassierenden Seuchenerreger entwickelt zu haben.

Während der AVAC-Impfstoff bereits für den Inlandeinsatz zugelassen ist und Zulassungsverfahren für andere asiatische Länder wie z.B. die Phillipinen laufen, wurde das Vakzin der Dabaco-Gruppe bisher nur in zwei kommerziellen Schweinefarmen an jeweils 50 Schweinen im Alter von sechs und acht Wochen getestet. Die Dabaco-Gruppe geht dennoch davon aus, dass sie den Impfstoff bis zum vierten Quartal 2023 in Serie produzieren und vermarkten können kann, berichtet das Nachrichtenportal Pig Progress.

Ob ein ASP-Impfstoff überhaupt jemals in westeuropäischen Hausschweinebeständen eingesetzt würde, ist nach Ansicht von Dr. Sandra Blome, die das deutsche Referenzlabor für die ASP leitet, ohnehin fraglich. Denn der Einsatz würde massive, langanhaltende Handelsrestriktionen nach sie ziehen. Die Impfung sei neben anderen wichtigen Maßnahmen wie der Biosicherheit nur ein Baustein der Seuchenbekämpfung. Eine Impfung macht nach Ansicht von Dr. Blome in Deutschland allenfalls bei Wildschweinen Sinn, weil die Seuche hier schwerer zu bekämpfen sei. Dazu müsste der Impfstoff allerdings in Köderform angeboten und oral an die Wildschweine verabreicht werden. Bei der Klassischen Schweinepest (KSP) habe man zwar gute Erfahrungen damit gemacht. Nach bisherigen Erkenntnissen sei die orale Wirkung der bisherigen Impfstoffkandidaten allerdings geringer als bei Impfködern gegen die KSP. Die Forschung arbeite zurzeit aber mit Hochdruck daran, die orale Wirkung zu optimieren, berichtet die Virologin.

Innovatives Stallkonzept für mehr Tierwohl

Landwirtin aus Leidenschaft

Seit 2017 führt Gesa Langenberg in 14. Generation den Hof ihrer Familie. Ein Traumjob, der die 33-Jährige täglich vor neue Herausforderungen stellt

Die Liebe zur Landwirtschaft wurde Gesa Langenberg buchstäblich in die Wiege gelegt. Auf dem Bauernhof ihrer Eltern ist die studierte Agrarwissenschaftlerin als jüngste von drei Schwestern aufgewachsen. Vor fünf Jahren übernahm sie den über 450 Jahre alten Familienbetrieb.

„Meine beiden älteren Geschwister haben sich für eine Zukunft in der Stadt entschieden. Weil ich immer gerne auf dem Land gelebt habe, ergriff ich die Chance, die Tradition unseres Hofs fortzuführen“, erklärt die Landwirtin und Mutter zweier kleiner Kinder.

Gemeinsam mit ihrem Mann Josef, vier Mitarbeitern und einem Auszubildenden bewirtschaftet die 33-Jährige den Hof im niedersächsischen Bockstedt. Neben dem Anbau von Kartoffeln, Weizen, Roggen, Hafer, Gerste, Mais, Raps und Zuckerrüben ist der landwirtschaftliche Betrieb auf Schweinemast spezialisiert.

Dieser Beruf ist einzigartig

Als Landwirtin zu leben und zu arbeiten ist für Gesa Langenberg ein Traumjob. „Mein Beruf ist einzigartig, weil er so viele unterschiedliche Facetten und Herausforderungen mit sich bringt. Kein Tag ist so wie der andere.“ Ob am Schreibtisch, mit den Tieren im Stall oder in der Natur auf den Feldern, es gibt jede Menge Arbeit, aber auch jede Menge Abwechslung.

„Ich bin Landwirtin und Unternehmerin in einer Person. Dadurch habe ich die Freiheit, unabhängig zu agieren und meine eigenen Ideen umzusetzen“, beschreibt die Landwirtin die Vorteile der Selbstständigkeit.

Erster weiblicher Chef auf dem Hof

Sie ist in der jahrhundertealten Familiengeschichte die erste Frau, die die Verantwortung für den Hof trägt. Gesa Langenberg zählt zu den wenigen Betriebsleiterinnen in der deutschen Agrarszene. Immer noch wird hierzulande nur jeder neunte landwirtschaftliche Betrieb von einer Frau geleitet.

Obwohl die Bewirtschaftung eines Hofs eine körperlich sehr herausfordernde Aufgabe ist, können Frauen diese dank modernster Technik genauso gut bewältigen wie ihre männlichen Kollegen, findet Gesa Langenberg.

„Durch den sehr hohen Fortschritt in der Landtechnik ist die körperliche Arbeit nicht mehr so anstrengend wie früher. Aber ich muss zugeben, dass es Situationen gibt, in denen ich an meine Grenzen komme. Dann ist es gut, dass ich Männer auf dem Hof habe, die mich dabei unterstützen“, räumt die Landwirtin ein, die sich seit 2017 zusätzlich zu ihrem Beruf ehrenamtlich als Agrarscoutin engagiert.

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Abwechlungsreich Vom Stall auf den Traktor, kein Arbeitsalltag von Gesa Langenberg gleicht dem anderen

Gut vereinbar mit Familie und Kindern

Auch Kinder und Familie lassen sich gut mit dem Beruf der Landwirtin vereinbaren. Vieles wird durch das Hofleben erleichtert – von der verlässlichen Betreuung bis zur Freizeitgestaltung.

Wenn Kinder auf einem Hof groß werden, ist immer jemand da, der auf sie aufpasst und für sie da ist. Die Kreativität wird ebenfalls durch die abwechslungsreiche Umgebung gefördert. Langweilig wird es nie. Es gibt hier immer etwas zu entdecken“, erklärt Gesa Langenberg, die Ende 2022 ihr zweites Kind bekam.

Wohlergehen der Tiere kontrollieren

Tiere und Umwelt nachhaltig zu schützen und dadurch gesunde Lebensmittel der Region herzustellen, ist ihr Ziel. Als Nutztierhalterin trägt Gesa Langenberg eine große Verantwortung. Das Wohlergehen der 3800 Schweine, die auf dem Hof leben, liegt der Landwirtin sehr am Herzen.

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Genau geregelt: 120 Tage lang leben die Tiere auf dem Hof, bis sie das Schlachtgewicht von
120 Kilogramm erreicht haben

Zweimal täglich wird eine sogenannte Tierkontrolle in den insgesamt sechs Ställen durchgeführt.

„Mehrere Stunden lang gehen meine Mitarbeiter und ich durch die Stallungen und schauen, ob es jedem Tier gut geht.“

Sehen, fühlen, riechen, hören, Gesa Langenberg setzt bei ihren Rundgängen alle Sinne ein. Bereits an den Augen und am Grunzen kann sie erkennen, ob sich ein Schwein „sauwohl“ fühlt oder ob es Hilfe benötigt. „Viele Verbraucher glauben irrtümlich, dass Schweine mit Antibiotika ,vollgepumpt‘ werden. Das ist keineswegs so! Wenn ein Tier einmal krank sein sollte, erfolgt die Behandlung in sehr enger Absprache mit dem Tierarzt“, betont die Schweinemästerin. Antibiotika werden nur im Ausnahmefall verabreicht und auf gar keinen Fall prophylaktisch.

Mehr Tierwohl durch innovatives Stallkonzept

Mit einem innovativen Stallkonzept will Gesa Langenberg den Wünschen der Verbraucher nach mehr Tierwohl gerecht werden. Dafür hat sie einen Altstall mit Platz für 400 Schweine aufwendig umgebaut.

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Neuer Offenstall: Den Schweinen werden verschiedene Funktionsbereiche angeboten. Die Tiere entscheiden selbst, ob sie ins Freie möchten

Das Besondere an dem neuen Stall der Haltungsform 4: Die Tiere haben doppelt so viel Platz in den eingestreuten Buchten, wie es gesetzlich vorgeschrieben ist. Außerdem können sie jederzeit selbst entscheiden, ob sie auf die Auslauffläche an die frische Luft gehen möchten. Dafür müssen die Schweine nur mit ihrer Rüsselscheibe die Klapptür nach draußen aufstoßen. Neben organischem Beschäftigungsmaterial wie Heu und Stroh gibt es sogar eine umweltschonende „Schweinetoilette“. Dafür wurde im Außenbereich des Stalls eine Extrafläche angelegt. Mithilfe eines ausgeklügelten Systems werden dort Kot und Harn automatisch voneinander getrennt. Ammoniakemissionen können so deutlich reduziert werden.

Das Mehr an Tierwohl hat einen hohen Preis

Mehr als 1000 Euro pro Mastplatz hat die Betriebsleiterin in den Umbau investiert.

„Mein Wunsch wäre es natürlich, alle sechs Stallungen umzubauen. Doch die Investitionskosten und das damit verbundene Risiko sind im Moment zu hoch, weil völlig unklar ist, wie sich die Nachfrage entwickeln wird, und es kaum staatliche Zuschüsse gibt“, erklärt Gesa Langenberg.

Rund 200 Euro erhält die Landwirtin derzeit für ein Schwein der Haltungsform 2. „Bei einem aktuellen Schweinepreis von 2,10 Euro pro Kilogramm Schlachtgewicht können wir die Kosten für die Tiere, die in den älteren Stallungen gehalten werden, gerade so decken. Für die Tiere im neuen Stall habe ich jedoch eine viel höhere Kostenstruktur.“

Eigene Konzepte für Vermarktung der Schweine 

Neben den Mehrkosten, unter anderem für den Ankauf der Ferkel, und den extrem gestiegenen Futter- und Energiepreisen macht auch die Vermarktung der Schweine Gesa Langenberg zu schaffen.

„Schweine der Haltungsform 2 kann man problemlos an die umliegenden Schlachthöfe abgeben. Bei den Schweinen der Haltungsklasse 4 sieht es anders aus. Hier bin ich selbst gefordert, neue Verkaufskonzepte zu entwickeln“, schildert Gesa Langenberg.

Bessere Kennzeichnung der Tierhaltung notwendig

Trotz aller Hindernisse ist die Landwirtin aus Leidenschaft zuversichtlich, dass die Tierhaltung in Zukunft immer nachhaltiger wird:

„Weniger Schweine, die auf einem höheren Niveau gehalten werden, das ist machbar.“

Die Betriebsleiterin setzt sich deshalb für eine einheitliche Haltungs- und Herkunftskennzeichnung ein, die sowohl im Supermarkt als auch in der Gastronomie verpflichtend gelten sollte. Bis es so weit ist, engagiert sich Gesa Langenberg weiter mit großem Einsatz und neuen Ideen für die Erzeugung von landwirtschaftlichen Produkten, die jeder mit gutem Gefühl genießen kann.

In Deutschland- Schweinehalter im Plus – „Trotzdem kein Grund zum Jubeln!“

In der Oktober-Auswertung des Schweine-Radars sieht es für Ferkelerzeuger und Mäster eigentlich ordentlich aus. Für Göckeritz trügt aber der Schein.

Die hohen Ferkelpreise aus dem Sommer schlagen jetzt voll durch. Nach Göckeritz Berechnungen ergibt sich dadurch für die fünf Wochen im Oktober ein Verlust von 87 Mio. € für die deutschen Schweinemäster. Das könne auch noch bis zum Ende des Jahres so weiter gehen, wenn die Mastschweinepreise nicht steigen sollten, meint er.

Nach Berechnung seines Schweine-Radars, das mit aktuellen Werten kalkuliert, sind im geschlossenen System derzeit rund 1,94 €/kg SG nötig. Wer Ferkel zukaufen muss, braucht gut 2,10 €/kg SG.

Im Schweine-Radar rechnet Göckeritz aktuellen Notierungen in Ergebnisse pro Tier um. Die wichtigsten Kennzahlen sind die Direktkostenfreie Leistung und das Ergebnis nach Festkosten. Die Berechnung wird vom Landvolk Mittelweser veröffentlicht und soll Schweinehaltern helfen, ihre aktuelle wirtschaftliche Lage zu beurteilen. Tobias Göckeritz ist Vorsitzender beim Landvolk-Kreisverband Mittelweser und bewirtschaftet einen schweinehaltenden Betrieb mit knapp 200 Sauen im geschlossenen System.

Teure Lebensmittel: Handel fordert Absolution

Eine Branchenuntersuchung gibt dem Lebensmittelhandel keine Schuld an teuren Lebensmittel. Die Politik soll sich entschuldigen. Doch Agrarminister Totschnig sieht das etwas anders.

Auf den ersten Blick sieht es wie ein Freispruch für den österreichischen Lebensmittelhandel aus. Doch die Analyse der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) deckt auch einige schwarze Flecken auf der weißen Weste der Lebensmittelhändler auf. Zur Rolle der Landwirte äußern sich die Wettbewerbshüter nur kurz. Sie konnten bei den steigenden Erzeugerpreisen und Kosten verzeichneten zumindest zeitweise ihre Rentabilität erhöhen. Doch der Reihe nach.

In ihrem Endbericht zur Branchenuntersuchung in der Lebensmittelwertschöpfungskette, der am Freitag (3.11.) erschien, stellte die Bundeswettbewerbsbehörde fest, dass der LEH nicht schuld sei, für den deutlichen Anstieg der Lebensmittelpreise. In der Untersuchung ist allerdings keine Produktgruppe von Preisanstiegen verschont geblieben ist. Insbesondere waren Butter, Margarine und Mischfette davon stärker betroffen. Verkaufspreise von Eigenmarkenprodukte sind laut BWB vergleichsweise stärker gestiegen als Verkaufspreise von Markenprodukten.

„Der BWB-Endbericht widerlegt schwarz auf weiß die unsachlichen Anschuldigungen von Teilen der Bundesregierung und so mancher Oppositionspartei. Der Bericht der Bundeswettbewerbsbehörde beweist nun das Gegenteil. Wir wurden zu Unrecht beschuldigt, daher erwarten wir uns von der Politik eine sofortige Entschuldigung“, so Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will. Beim Lebensmittelgipfel im Mai 2023 hatten einige Politiker den LEH zum „Sündenbock“ für die Inflation bei Lebensmitteln gestempelt.

Bundesagrarminister Norbert Totschnig sitzt allerdings nicht auf der Anklagebank des LEH. Dennoch sieht er den Handel aber nicht als Unschuldslamm. „Nichtsdestotrotz: Entlang der Lebensmittelkette herrscht ein Kampf mit ungleichen Waffen“, so der ÖVP-Minister. Mehr als 110.000 Bäuerinnen und Bauern und eine Vielzahl von Lieferanten stehen vier großen Handelskonzernen Spar, Rewe, Hofer und Lidl gegenüber, die 91 % des heimischen Marktes kontrollieren. Laut BWB ist die Konzentration zuletzt aber nicht mehr gestiegen. Zudem sei die Konzentration nicht verantwortlich für den Anstieg der Preise. Für Totschnig ist aber klar: Dieses Ungleichgewicht führt zu harten Preisverhandlungen, drohenden Auslistungen oder aufgezwungenen Vertragsbedingungen. „Vier von zehn Lieferanten geben an, von sogenannten schwarzen Praktiken betroffen zu sein – eine hohe Dunkelziffer“, warnt Totschnig.

Um Lieferanten im Kampf gegen unfaire Handelspraktiken zu schützen, hatte die Regierung das unabhängige Fairness-Büro eröffnet.

Als weiteres Problem sieht der ÖVP-Politiker den zunehmenden Anteil an Eigenmarken im Lebensmitteleinzelhandel. Damit steiget nicht nur die Verhandlungsmacht der Handelskonzerne, sondern auch die Austauschbarkeit von heimischen Lebensmitteln und Produzenten. So kann es nach Totschnigs Meinung vorkommen, dass ein Handelskonzern von einem Produktionsbetrieb einen gewissen Produktionsanteil für seine Eigenmarke in gleicher Qualität verlangt, aber mit deutlich geringerem Preis. Bei Verweigerung drohe die Auslistung des Markenproduktes.

Ähnlich wie das Fairness-Büro kommt auch die BWB zum Schluss, dass viele Lieferanten, auch Landwirte, von unfairen Handelspraktiken betroffen sind. So waren gut 14,3 % der Lieferanten mit einseitigen Vertragsänderungen konfrontiert. 13,6 % mussten Zahlungen leisten, die nicht in Verbindung zu Lieferungen standen. Fast ebenso viele (13,4 %) machte der Handel für unverschuldeten Qualitätsverlust haftbar. Die BWB will daher solche unlauteren Handelspraktiken mit hoher Priorität bekämpfen. Weiters raten die Wettbewerbshüter, das Faire-Wettbewerbsbedingungen-Gesetzes zu verschärfen.

Bauernbundpräsident Georg Strasser begrüßt es, dass die BWB dem Handel genauer auf die Finger will. Er sieht das Fairness-Büro steht für Bäuerinnen und Bauern als einen starken Partner, um unfaire Handelspraktiken aufzuzeigen und die Kräfteverhältnisse am Verhandlungstisch zu ändern.“

Laut Handelsverband haben internationale Markenhersteller besonders abgesahnt. Diese hätten 2022 und auch im ersten Halbjahr 2023 teils exorbitante Gewinne erzielt, während die Ergebnisse und Umsätze im österreichischen Lebensmittelhandel eingebrochen sind. Daneben stellten die Wettbewerbshüter einen „Österreich Preisaufschlag fest“. So würden internationale Lebensmittelkonzerne für gleiche Produkte entsprechend ihren Länderstrategien teilweise unterschiedliche Preise verrechnen. Diese Strategien können laut BWB ein wesentlicher Faktor für unterschiedliche Lebensmittelpreise und damit höhere Preise in Österreich sein. Im Klartext: Diese Lebensmittelkonzerne verrechnen dem LEH in Österreich systematisch höhere Preise als etwa dem LEH in Deutschland. Die BWB will dieses Ergebnis rasch an die Europäische Kommission übermitteln.

Die BWB sieht indes bei Landwirten aufgrund des anhaltenden Strukturwandels eine zunehmende Konzentration. So ist die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe im Vergleich zum Jahr 2010 um 21% gesunken, womit die Konzentration steigt. Landwirtschaftliche Betriebe sind aus Sicht der Wettbewerbshüter stark von internationalen Preisentwicklungen in den Verhandlungen über Preise abhängig. Die steigenden Energiepreise führten zu erheblichen Mehrkosten. Trotzdem konnten landwirtschaftliche Betriebe ihre Rentabilität überwiegend steigern.

Für den niederösterreichischen Bauernbund zeigt die Analyse klar, dass die österreichischen Bäuerinnen und Bauern für steigende Preise im Lebensmittelregal nicht verantwortlich gemacht werden können und keine Schuld an der Teuerung tragen. In erster Linie sind laut BWB die gestiegenen Energiepreise sowie Konzernmultis, wie etwa große, internationale Lebensmittelkonzerne verantwortlich, welche in Österreich höhere Preise verlangen, verantwortlich.

„Unsere Bäuerinnen und Bauern sind keine Preistreiber und nicht die Ursache der gestiegenen Lebensmittelpreise,“ fühlt sich NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek bestätigt. von Josef Koch

Rabobank erwartet sinkende Sauenzahlen

Eine neue Analyse zeigt, dass der Sauenbestand in Europa weiter sinken dürfte.

Die Zahl der Sauen in Europa geht weiterhin zurück, der Rückgang flacht sich jedoch ab. Das ist das Kernergebnis einer neuen Analyse der niederländischen Rabobank.

Beispielsweise war der deutsche Sauenbestand im Juni dieses Jahres um 2 % kleiner als im Dezember 2022. Die belgischen Sauenhalter stockten im selben Zeitraum sogar um 3,5 % ab. Während der Rückgang der Sauenbestände im ersten Halbjahr 2023 in den Niederlanden mit -0,6 % vergleichsweise moderat ausfiel.



In einigen Ländern nahm der Sauenbestand sogar zu. Hierzu gehören Spanien (+ 2,5 %), Frankreich (+1,1 %) sowie Dänemark, wo die Ferkelerzeuger im ersten Halbjahr 2023 um 0,4 % aufstockten.

Auch die Schweinefleischproduktion in der EU27 und im Vereinigten Königreich ging im ersten Halbjahr 2023 stark zurück. In den ersten sieben Monaten des Jahres 2023 produzierten diese Länder 8,6 % weniger Schweinefleisch als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Das sinkende Angebot stützt die Mastschweine- und Ferkelpreise.

Dennoch rechnet die Rabobank nicht mit einer Erholung der Schweinefleischproduktion. Der strukturelle Rückgang des führenden deutschen Schweinebestands, eine geringere Produktivität in Spanien aufgrund von PRRS-Ausbrüchen und Einkaufsprogramme zur Reduzierung der Stickstoffemissionen in den Niederlanden und Belgien machen eine Ausweitung des Schweinebestands unwahrscheinlich.

Die Rabobank geht davon aus, dass das Schweineangebot in den meisten Teilen Europas im zweiten Halbjahr 2023 knapp bleiben wird. Auch der Schweinefleischverbrauch ist zurückgegangen, und zwar um 5,5 % in der EU27 und Großbritannien in den ersten sieben Monaten dieses Jahres. von Fred Schinppe

Schweinemarkt durch Feiertage kurzfristig überversorgt

Laut Österreichischer Schweinebörse verursachen die zwei feiertagsbedingt verkürzten
Schlachtwochen kurzfristige Angebotsüberhänge, die je nach Region mehr oder weniger
beachtlich ausfallen. Das durchschnittliche Schlachtgewicht lag zuletzt mit 98,45 kg
trotzdem im Mittel der vergangenen zehn Wochen

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt lag bereits wieder ein spürbares Missverhältnis
zwischen niedrigem Angebot und guter Nachfrage vor. Da das Angebot weiter sinkt, wird
die Ferkelknappheit in den nächsten Wochen weiter zunehmen. Die Notierung beträgt in
der 44. Kalenderwoche unverändert EUR 3,50 je kg.
Europaweit lief der Ferkelhandel weitgehend ausgeglichen mit überwiegend stabilen
Preisen. Teilweise war bereits eine Nachfragebelebung spürbar. In Spanien und den
Niederlanden wurden die Notierungen angehoben.

Der EU-Schweinemarkt präsentierte sich ausgewogener und stabiler als zuletzt. Neben
oftmals unveränderten Notierungen herrschte in Spanien und Frankreich weiterhin Preis-
druck. Im Fleischhandel ermöglichten die deutlich gesunkenen Preise und die rückläufige
Inflation einen flüssigeren Absatz der Ware. Zudem wirkte sich die Rohstoffsicherung der
Fleischbranche für das kommende Weihnachtsgeschäft bei sehr niedrigen Gefrierlagerbe-
ständen positiv auf die Nachfrage aus.
In Deutschland haben die Feiertage (Reformationstag, Allerheiligen) in einigen Bundes-
ländern den Schweinehandel kaum beeinträchtigt. Nur regional bilden sich geringfügige
Überhänge, insgesamt passt das Angebot recht gut zur Nachfrage. Auf dem Fleischmarkt
werden die geringeren Bestellungen der Verarbeitungsbetreibe durch den höheren Bedarf
von Gastronomie und Einzelhandel mehr als ausgeglichen.

EU-Freihandelsabkommen mit Australien scheitert an der Landwirtschaft

Das Freihandelsabkommen zwischen der EU und Australien ist vorläufig gescheitert. Die Australier seien aus den Verhandlungen ausgestiegen, heißt es. Der Grund: der Agrarhandel.

„Die EU-Delegation ist für nichts nach Osaka geflogen.“ Mit diesen Worten lässt sich heute ein hochrangiger Kommissionsbeamter nach dem vorläufig gescheiterten Abschluss der Verhandlungen für ein Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Union und Australien auf Anfrage des Nachrichtendienstes Agra-Europe zitieren.

Nach zunächst erfolgreichen Vorgesprächen in der vorigen Woche sollte am Rande des Handelsministertreffens der G7 in Osaka eigentlich die politische Einigung verkündet werden.

Wie aus der EU-Kommission zu erfahren war, hat Australiens Handelsminister Don Farrell zur großen Überraschung der EU-Delegation kurz vor Beginn der abschließenden Verhandlungsrunde den Deal vorläufig platzen lassen.

Besonders frustriert zeigten sich Delegationsteilnehmer darüber, dass man sich auf technischer Ebene eigentlich schon beinahe handelseinig gewesen sei.

Entsprechend hochrangig war die EU-Delegation besetzt. EU-Agrarkommissar Janusz Wojciechowski war allein für den Abschluss der Gespräche nach Japan geflogen. Auch Handelskommissar Valdis Dombrovskis war aufgrund des G7-Treffens in Osaka zugegen.

Aus Verhandlungskreisen hieß es, Farrell habe den Abbruch der Gespräche mit dem unzureichenden Marktzugang der australischen Landwirtschaft in den EU-Binnenmarkt begründet. Bereits im Juli war ein Abschluss an den für die EU besonders sensiblen Bereichen gescheitert.

Konkret soll es dabei vor allem um den Zugang zu den Märkten für Rind- und Schaffleisch sowie Zucker gegangen sein.

Aus der Kommission wurde erklärt, dass man sich beim Zucker bereits geeinigt habe. Nach wie vor kritisch sei der von Australien geforderte Marktzugang für rotes Fleisch.

Laut Zahlen aus dem Sommer forderte die Regierung in Canberra unter anderem für Rindfleisch eine Freihandelsquote von 60.000 t im Jahr. Das Angebot der Kommission liegt dagegen dem Vernehmen nach bei deutlich unter 40.000 t.

Schwierigkeiten gebe es zudem beim Thema Tierseuchen, hieß es. Australien soll sich nach wie vor weigern, das Regionalisierungskonzept der Europäischen Union anzuerkennen. Die Brüsseler Beamten wollen beispielsweise sicherstellen, dass bei Ausbrüchen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) nicht mehr der gesamte Markt des jeweiligen Mitgliedslandes gesperrt wird. AgE

Getreidepreise fallen auf 6-Monatstief – Wie viel Getreide kauft China?

Die Getreidepreise fallen unter dem Druck der billigen russischen und ukrainischen Exporte. Die Europäer verlieren weiter Marktanteile. Größter Weizenimporteur der Saison könnte China werden.

Der Weizenpreise sind unter 230 Euro je Tonne gefallen. Das ist der tiefste Stand seit Mai. Mais fiel sogar bis auf 197 Euro je Tonnen. „Der Wettbewerb durch russische und ukrainische Exporte bleibt der dominierende Faktor bei der Preisentwicklung, insbesondere da die Verschiffungen in den Häfen von Odessa wieder aufgenommen wurden“, erklären die Analysten von Agritel den Preisdruck. 

Die von Tunesien durchgeführte Ausschreibung über 100.000 t Weichweizen und 50.000 t Futtergerste bietet eine neue Gelegenheit, die Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Herkünfte zu beurteilen, sagen die Analysten.

Der weltweite Preisdruck hat gestern auch an der Börse in Chicago die Weizenpreise nach unten gedrückt. Die jüngsten Regenfälle in Argentinien und Ostaustralien beruhigten die Händler auf dem Weizenmarkt, und führten zu einer Rücknahem der Risikoprämien. Die Preise für Mais und Sojabohnen sind ebenfalls gefallen, weil es in Zentralbrasilien Regen regnet und die sich die Transportmöglichkeiten auf den Flüssen verbessern. Das USDA meldete, dass die Mais- und Sojabohnenernte mit 71 % bzw. 85 % gut voranschreitet, und über dem Durchnitt liegt. Der US-Winterweizen profitiert von guten Herbstniederschlägen, wobei das USDA die Bestände mit 47 % als „gut bis ausgezeichnet“ einstufte, die höchste Bewertung seit vier Jahren. Das diesjährige EI Nino- Musterr bringt in der Vegetationsperiode normalerweise reichlich Feuchtigkeit in die Southern Plains, einschließlich Kansas, doch viele Regionen warten immer noch auf Regen.

Die europäischen Weizenpreise fallen auch vor dem Hintergrund der von der Europäischen Kommission am Donnerstag prognostizierten schwächeren Weizenexporte angesichts der starken Konkurrenz aus dem Schwarzmeergebiet. 

Die Kommission sagt, dass die gute Wettbewerbsfähigkeit russischer Herkunft dazu führt, dass die Ausfuhren aus der Eurozone immer weiter hinter ihrem üblichen Niveau zurückbleiben. 

China entwickelt sich zunehmend zu einem bedeutenden Akteur im globalen Weizenhandel – es wird im Wirtschaftsjahr 2023/24 wahrscheinlich der größte internationale Weizenimporteur der Welt sein – und russische und ukrainische Lieferungen werden dabei wahrscheinlich eine große Rolle spielen, sagen Analysten. 

Die Weizenkäufe Chinas, haben im letzten Monat deutlich zugenommen, nachdem es während der Haupternte in ganz China zu erheblichen Regenfällen gekommen war, die Qualität der Weizenernte beeinträchtigten.

Die wichtigsten Weizenlieferanten für China bislang Australien und Frankreich. Chinesische Käufer befürchten indessen, dass Dürreschäden an der australischen Ernte, zu einer Angebotsknappheit führen könnten, was zuletzt zu umfangreicheren Käufen geführt hat, sagen Analysten.

Der beste Käse kommt aus Österreich: Die Sieger der Käse-Olympiade

In Österreich fand die 16. Käsiade statt: ein internationaler Wettbewerb der Käsehersteller. Dieses Jahr gewinnt den „Peak of Quality“ ein Bergkäse aus Hittisau in Vorarlberg.

Gerne wird die Käsiade in Hopfgarten, die alle zwei Jahre in Tirol stattfindet, auch „Käse-Olympiade“ genannt. Die Bezeichnung trifft insofern ganz gut zu, als hier vor allem auch Prüferinnen und Prüfern eine Menge Kondition abverlangt wird. Stundenlang wird getastet, gerochen und gekostet, bis am Ende endlich die Sieger und Siegerinnen feststehen.

Für den diesjährigen Wettbewerb waren 421 Käse- und 31 Butterproben eingesandt worden, was in etwa dem Level der vergangen Jahre entspricht, wie Obmann Sebastian Wimmer vom Verband der Käserei- und Molkereifachleute bei einer Pressekonferenz betonte. Wimmer bezeichnete die Veranstaltung im Freizeit- und Kulturzentrum Salvena als „strengsten Käsewettbewerb“, der hohe Anforderungen an alle Beteiligten stelle.

Am Ende gab es bei der Preisverleihung viele strahlende Gesichter; der beste Käse aller Klassen (Peak of Quality) ging in den Bregenzerwald. So konnte dieses Mal der „Hittisauer Bergkäse“ von der Sennerei Hittisau in Vorarlberg die Jury überzeugen.

Für den Käserei- und Molkereifachleuteverband ist die Internationale Käsiade so etwas wie ein olympischer Wettbewerb, bei dem Käsespezialitäten und auch -raritäten ins Rampenlicht gestellt werden. Was Steigerungen der Qualität betrifft, stellte Wimmer folgenden Vergleich an: Wer vor etwa zehn Jahren noch eine Goldmedaille für eine eingereichte Käseprobe erhielt, der bekäme dafür heute vielleicht noch eine Bronzemedaille. Eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung sowie handwerkliches Geschick seien Voraussetzung, um im internationalen Spitzenfeld mitmischen zu können.

Inzwischen hat sich die Käsiade für die österreichische Milchwirtschaft zu einem Großereignis ersten Ranges entwickelt. Wimmer: „Die Teilnehmerzahlen bestätigen, dass wir auf dem richtigen Weg sind.“

An der 16. Käsiade beteiligten sich sowohl Käserei- und Molkereispezialisten als auch bäuerliche Hersteller; die Teilnehmer kamen u. a. aus Italien, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Niederlanden und sogar aus Finnland.

Der Innovationspreis ging dieses Mal an die Schönauer Käsekeller GmbH aus Grünenbach in Deutschland. Es handelt sich um einen besonders kreativen Schnittkäse mit essbarer Rotschmiererinde, wie die Jury in ihrem Urteil begründete. 

Den sogenannten Medienpreis sicherte sich die Alpe Lizum im Wattental/Tirol. Der Geschäftsführer der Agrarmarketing Tirol, Matthias Pöschl, sprach von einem Event, „das europaweit einzigartig ist“.

Wie gewohnt – möchte man sagen – ging die dreitägige Veranstaltung bei schönem Spätsommerwetter reibungslos über die Bühne. Über dem Freizeit- und Kulturzentrum Salvena in Hopfgarten lag wieder einmal ein ganz besonderer Duft in der Luft.

In Holland: Ausstiegsprogramm stößt auf Interesse

Bislang haben sich bereits knapp 300 Betriebe für das staatliche Aufkaufprogramm angemeldet.

Im Frühjahr erhielt die niederländische Regierung von der Europäischen Kommission die Erlaubnis, ein rund 1,47 Mrd. € schweres Aufkaufprogramm für tierhaltende Betriebe zu starten. Ziel des Programmes ist es, in Naturschutzgebieten den Stickstoffaustrag aus der Landwirtschaft massiv zu verringern.

Die Anmeldephase läuft nun bereits mehrere Monate und bislang haben 644 Tierhalter ihr Interesse an dem zweigleisigen Ausstiegsprogramm bekundet. Mehr als die Hälfte der Anmeldungen entfallen konkret auf das mit 975 Mio. € ausgestattete LBV-plus-Entschädigungspaket. Dieses Paket steht nur den Viehzuchtbetrieben mit den höchsten Stickstoffemissionen offen und unter bestimmten Bedingungen werden hier Entschädigungssätze von bis zu 120 % gezahlt. Für eine Teilnahme am rund 500 Mio. € schweren LBV-Standardpaket müssen die Betriebe nicht so hohe Emissionswerte erreichen. Allerdings werden hier auch nur bis zu 100 % der Verluste ausgeglichen, die bei der Einstellung der Tierhaltung entstehen würden.

Die mit Abstand meisten Anträge für die beiden Entschädigungspakete stellten Schweinehalter. Sie kommen auf 290 Stück an der Zahl. Dahinter folgen 114 Geflügelbetriebe, 111 Milchviehalter und 42 Kälbermäster. Die restlichen Anträge stammen von Betrieben mit gemischter Tierhaltung. Wenig überraschend kommt der überwiegende Teil der interessierten Schweinehalter aus den Veredlungshochburgen Limburg (87) und Brabant (86). Auch das Gelderland ist mit 69 Anmeldungen stark vertreten.

Laut der für das Programm verantwortlichen niederländischen Wirtschaftsorganisation RVO geben die bisherigen Anmeldezahlen einen guten Überblick über das Interesse unter den Viehhaltern. Die Organisation betont aber, dass das Programm noch läuft und sich Betriebe anmelden können. Außerdem sind die eingegangenen Anträge bislang nicht final geprüft und auch die Landwirte können von einem Rücktrittsrecht Gebrauch machen. Wie viele Betriebe also letztlich mitmachen bzw. in welcher Größenordnung die Tierbestände reduziert werden, ist derzeit unklar.

Mehrheit im EU-Umweltausschuss für Glyphosat-Wiederzulassung

Der EU-Umweltausschuss hat am Dienstag für die Wiederzulassung von Glyhosat gestimmt. EVP-Abgeordneter Alexander Bernhuber verweist auf wissenschaftliche Bewertungen.

Der EU-Umweltausschuss hat am Dienstag ein richtungsweisendes Signal gesetzt, und mit einer Mehrheit der Mitglieder für die Wiederzulassung von Glyphosat in der Europäischen Union gestimmt. Der Einspruch der Grünen und Sozialistischen Abgeordneten ist mit einer knappen Mehrheit von 40 zu 38 Stimmen abgelehnt worden.

Alexander Bernhuber, ÖVP-Agrarsprecher im EU-Parlament, unterstützt den wissenschaftlichen Ansatz bei der Bewertung von Glyphosat: „Unsere eigenen Europäischen Behörden haben über 2.400 Studien zu Glyphosat bewertet und keine ausreichenden Gründe gefunden, die gegen eine Wiederzulassung sprechen. Ich bin erfreut, dass sich eine Mehrheit meiner Kollegen im EU-Parlament von diesen Argumenten überzeugen ließen.“

Die Abstimmung im EU-Umweltausschuss gegen ein Verbot von Glyphosat hat wichtige Symbolwirkung für die anstehenden Entscheidungen in den kommenden Wochen. Ende November werden die Mitgliedstaaten bei einer weiteren Runde über eine Wiederzulassung für weitere zehn Jahren beraten.

von Torsten Altmann

In Deutschland -Lidl und Kaufland senken Preise für Wurstwaren – ISN: Absatzimpulse für Schweinefleisch dringend nötig

Die Preissenkungen im Einzelhandel gehen weiter. Nachdem bereits Anfang des Monats bei verschiedenen Händlern die Preise von Fleisch- und Wurstwaren gefallen waren, zieht die Schwarz-Gruppe nach und teilte heute die dauerhafte Preissenkung von Wurstartikeln bei Kaufland und Lidl mit.

ISN: Die Preissenkungen im Einzelhandel sind richtig und wichtig, um den Fleischabsatz anzukurbeln – das ist dringend nötig, insbesondere in Zeiten schwächelnder Nachfrage aufgrund hoher Inflation und steigender Verbraucherpreise! Denn trotz nahezu historisch niedrigem Angebot stehen die Schweinepreise immer wieder unter Druck, weil der Absatz von Schweinefleisch weiterhin schwach ist.

Im Einzelhandel läutet die Schwarz-Gruppe eine weitere Preissenkungsrunde ein. Wie das Unternehmen heute mitteilte, soll ab sofort ein Großteil des Wurstwaren-Sortiments bei Kaufland und Lidl günstiger angeboten werden. Bereits in den vergangenen Wochen wurden bei verschiedenen Einzelhändlern, wie Aldi Nord und Süd, Norma, Edeka und Netto die Preise für Fleisch- und Wurstwaren gesenkt.

Bei Kaufland sollen laut Pressemitteilung mehr als 100 Wurst-Artikel der Kaufland Eigenmarke K-Classic von der Senkung der Verkaufspreise betroffen sein. So koste zum Beispiel die 150-g-Packung Edelsalami ab sofort 1,69 Euro statt 1,79 Euro, der 125

-g-Becher Teewurst 1,39 Euro statt 1,49 Euro und die 500-g-Packung Bockwurst 3,79 Euro statt 3,99 Euro. Als Grund für die Preissenkungen nennt Kaufland die gesunkenen Rohwarenpreise. Da die Verbraucher in den vergangenen Monaten von gestiegenen Lebenshaltungskosten betroffen waren, soll dieser Preisvorteil nun an die Kunden weitergegeben werden, so Kaufland.

Der Discounter Lidl erklärt, dass unter anderem die Preise für die Edelsalami Langpackung der Lidl-Eigenmarke Dulano in der 150 Gramm-Packung von bisher 1,79 Euro auf 1,69 Euro (Grundpreis 11,26 Euro/Kilogramm), die Hähnchen/Truthahnbrust geschnitten von 1,49 Euro auf 1,39 Euro (Grundpreis 13,90 Euro/Kilogramm) und die Bockwurst sort. in der 500 Gramm-Packung von 3,99 Euro auf 3,79 Euro (Grundpreis 7,58 Euro/Kilogramm) fallen. Eine genaue Angabe, wie viele Artikel im Preis gesenkt werden, macht Lidl nicht.

Die vielfach nachgewiesene Preissensibilität der Konsumenten ist angesichts der hohen Inflation und leerer Geldbeutel größer denn je. Insbesondere Nahrungsmittel sind nach wie vor ein Preistreiber. Es ist daher wenig verwunderlich, dass fast die Hälfte der Verbraucher laut forsa-Umfrage beim Kauf von Lebensmitteln spart. Es geht hier nicht um Verramschen von Schweinefleisch, sondern um Absatzimpulse – und die sind dringend nötig! ordnet ISN-Geschäftsführer Dr. Torsten Staack ein. Der Schweinebestand befindet sich auf einem historisch niedrigen Niveau – dahinter stehen erschreckend viele Betriebe, die bereits das Handtuch geworfen haben. Trotzdem stehen die Schweinepreise immer wieder unter Druck, weil der Absatz von Schweinefleisch weiterhin schwach ist. Hauptgrund für die Nachfrageschwäche ist die hohe Inflation: Die Verbraucherpreise für Schweinefleisch liegen momentan noch immer um ca. 30 % höher als vor der Corona-Krise. Die Preissenkungen im Einzelhandel sind also richtig, um den Fleischabsatz anzukurbeln.

Ohne Landwirtschaft keine Kirche

Pastor Matthias Jehsert erinnert an die uralte und enge Verbindung zwischen Kirche und Landwirtschaft. Er hat einen Rat, wie dieses Verhältnis erfolgreich in die Zukunft getragen werden kann.

Kirche – und im weitesten Sinne Kultur – im ländlichen Raum ist seit jeher undenkbar ohne ein intensives Verhältnis zur Wertschöpfung. Diese liegt bis heute weitgehend bei unserer heimischen Agrarwirtschaft. Überschüsse ermöglichten schon im Spätmittelalter den Ausbau des Sozial­wesens in den Städten; zahlreiche Stifte und Spitäler zeugen davon, ebenso die bis heute erhaltene religiöse Kunst und Architektur. Nach der Reformation wurde das Stiftungswesen weitgehend vom Patronat abgelöst – und dieses erst im 20. Jahrhundert durch staat­liche Zuschüsse. Zugleich sind kirchliche Körperschaften in vielen Regionen bis heute mit eigenem Grundvermögen ausgestattet.

Umgekehrt sind die Kirchen soziale Akteure im ländlichen Raum, mitunter gar die einzig verbliebenen. Sie verantworten nicht allein das religiöse Leben, sondern auch Perspektiven für Kultur, Bildung, Integration, Regionalentwicklung und zunehmend für das interkulturelle Miteinander. Ihr diakonischer Einsatz ist vielerorts unverzichtbar, sei es als Träger der Jugendhilfe, von ­Kindergärten, Beratungsstellen und Friedhöfen, sei es bei der häuslichen Seelsorge oder im Hospizdienst. Chöre und Konzerte gedeihen auf kirchlichem Grund, Bastelkreise, Orts-Feste und auch schonmal ein Kicker-Turnier.

Nicht zuletzt prägt der Kirchturm manches Dorf, manche Landschaft. So kommen die Erträge des agrarisch genutzten Pfarr- und Kirchenlandes dem Gemeinwohl zugute. Deshalb sollte auch ein Interesse an sinnvollen Rahmenbedingungen für die betrieblichen Entscheidungen der Land- und zunehmend der Energiewirte einleuchten.

Gleichwohl hört man immer wieder von Zielkonflikten, die sich aus der ­gesamtgesellschaftlichen Verantwortung für Gegenwart und Zukunft ergeben und von denen gerade die Kirchen durch ihren Einsatz für die „Bewahrung der Schöpfung“ betroffen sind. Ernährungssicherheit versus Klimaschutz, Flächenversiegelung durch Photovoltaik, Wiedervernässung, Windkraft, Nachhaltigkeit im Landbau oder die wirtschaftliche Erschließung von Regionen für Naturschutz oder Tourismus treten als Themen immer wieder zutage. Selbst Artenschutz-Projekte auf Kirchplätzen sind nicht immer kollisionsfrei umzusetzen.

Umso wichtiger ist es, in derartigen Fragen das Bewusstsein für die eigene Rolle etwa als Verpächter und die ­eigenen Interessen zu schärfen und ein konstruktives Miteinander zu pflegen. So kann zwischen Kirche und Landwirtschaft auch in den nächsten Jahrzehnten, bei allem Wandel und un­abhängig von der konfessionellen Bindung, Vertrauen herrschen, wie es im Erntedankfest zum Ausdruck kommt.

Pflanzenschutzverbot: Harte Kritik an EU-Umweltausschuss

Agrarorganisationen und Industrie sehen Versorgungssicherheit stark gefährdet. ÖVP warnt davor, Bauern zu schikanieren. Dagegen wehren sich die Grünen.

Die Entscheidung des Umweltausschusses des europäischen Parlaments zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR), stößt bei österreichischen Agrarorganisationen, Industrieverbänden sowie ÖVP-Politikern auf heftige Kritik. Mit einer knappen Mehrheit von 47 zu 37 Stimmen hatten die EU-Umweltpolitiker am Dienstag (24.10.) für einige schärfer Regeln als im Kommissionsentwurf gestimmt.

Der ÖVP-Europaabgeordnete Alexander Bernhuber beklagt, ein breiter Kompromiss scheiterte leider an teilweise praxisfremden Vorstellungen der grünen Chefverhandlerin Sarah Wiener. Ein noch ambitionierteres Reduktionsziel von 65 Prozent weniger Pflanzenschutzmittel bis 2030, ohne ausreichende Flexibilität und Berücksichtigung der unterschiedlichen Ausgangspunkte der Mitgliedstaaten, sowie überbordende Dokumentationspflichten und Auflagen für Landwirte seien so nicht tragbar.

Neben strengen Regeln für den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln, die ohnehin bereits zum Beispiel in Städten, neben Schulen und Kindergärten gelten, sieht der Vorschlag laut Bernhuber nun auch ein Beinahe-Verbot von Pflanzenschutzmitteln in sensiblen Gebieten wie den sogenannten Natura2000-Regionen vor.

„In der Praxis bedeutet das, dass unseren Bäuerinnen und Bauern jede Flexibilität genommen wird. Langwierige Notfallzulassungsverfahren, das Anbringen von Hinweisschildern an Feldern und die Veröffentlichung umfangreicher Informationen beim Anwenden von Pflanzenschutzmitteln auf einer Homepage sind eine reine Schikane für unsere Bäuerinnen und Bauern“, wettert der ÖVP-Politiker. Vorgaben wie diese würden nach Einschätzung Bernhubers Gebiete wie die Obst- und Weinbauregion Wachau oder ein Fünftel der Agrarfläche des Burgenlandes massiv treffen, und noch mehr landwirtschaftliche Betriebe ins Aus treiben.

Welche Folgen es haben kann, wenn keine ausreichenden Pflanzenschutzmitteln verfügbar sind, verdeutlicht Lorenz Mayr, Vizepräsident der LK Niederösterreich. So habe in den vergangenen Jahren der Schaddruck durch den Drahtwurm auf Österreichs Äckern massiv zugenommen. Die Folgen zeigen sich laut LK mittlerweile auch in den Anbauflächen von Erdäpfeln: 2023 wurden im Vergleich zum Jahr 2020 rund 4.000 ha weniger Erdäpfel angebaut. Für Mayr ist daher klar: „Die Abstimmung geht an der Wirklichkeit vorbei, so wird sich die Situation noch mehr zuspitzen.“

Aus seiner Sicht sind Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln wichtig, um Zulassungslücken zu schließen oder anderweitige nicht behandelbare Schaderreger zu regulieren

Für Christian Stockmar, Obmann der IndustrieGruppe Pflanzenschutz (IGP) zeigt der im EU-Umweltausschuss beschlossene SUR-Vorschlag zeigt, dass viele leider die eigene Ideologie über die globale Verantwortung stellen. So hätten seriöse Folgenabschätzungen haben die negativen Folgen des Vorschlags offengelegt, wie sinkende Erträge, erhöhte Importabhängigkeit sowie CO2-Verlagerung in Drittländer. „Es ist wirklich höchst an der Zeit, dass wieder fakten- und wissenschaftsbasiert Entscheidungen getroffen werden, um weiteren Schaden vom Agrarstandort Europa abzuwenden“, fordert Stockmar.

Weltweiter Bedarf an Schweinefleisch bleibt stabil

Während die Verbraucher bei uns und in der EU immer weniger Schweinefleisch verzehren, ist weltweit ein anderer Trend zu beobachten. China hat dabei großen Anteil.

Der weltweite Konsum von Schweinefleisch entwickelte sich in den Jahren 2021 und 2022 recht stabil. Auch im laufenden Jahr wird mit einem Verbrauch gerechnet, der sich in etwa auf dem zuvor erreichten Niveau befindet. Bis zum Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest (ASP) in China kam es fast jährlich zu einer Zunahme beim Schweinefleischverbrauch.

An erster Stelle mit der weltweit größten Erzeugung und dem höchsten Verbrauch steht China. In dem asiatischen Land dürfte sich der Schweinefleischverbrauch gegenüber dem Vorjahr nur minimal steigern. Die chinesische Produktion wurde in den vergangenen Jahren stark ausgebaut, nachdem die Bestände wegen des Auftretens der ASP 2018 dezimiert wurden, und einen Verbrauch von 57,6 Mio. t.

Auf dem zweiten Platz folgt die EU, die ihre Nachfrage im Gegensatz zu den meisten anderen Regionen dieser Welt allerdings verringern dürfte. Hier wirken sich vor allem die fast europaweit rückläufigen Bestände und der vielerorts sinkende Verzehr von Schweinefleisch auf den Verbrauch auf 17,1 Mio. t.

Moderate Zunahmen werden hingegen in einigen asiatischen Ländern wie Südkorea und den Philippinen erwartet. Dass sich der globale Verbrauch dennoch kaum ändert, liegt vor allem an dem stabilen Verbrauch Chinas, der in diesem Jahr fast die Hälfte des global verbrauchten Schweinefleischs ausmacht. Die Änderungsraten in anderen Ländern und Regionen der Welt können dadurch ausgeglichen werden. AMI

Pflanzenschutz: EU-Abgeordnete für noch drastischere Reduktion

Umweltpolitiker im EU-Parlament wollen den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln noch stärker reduzieren als bisher geplant.

Der Umweltausschuss des Europäischen Parlaments fordert eine Reihe von Verschärfungen der geplanten EU-Verordnung zum nachhaltigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (SUR). So verlangt der Ausschuss, den Einsatz von besonders gefährlichen Pflanzenschutzmitteln, sogenannten Substitutionskandidaten, bis 2030 um 65 Prozent zu verringern. Der Vorschlag der EU-Kommission sieht für alle chemischen Pflanzenschutzmittel eine Reduktion um 50 Prozent vor. 

Der Berichtsentwurf der grünen Europaabgeordneten Sarah Wiener wurde im Umweltausschuss heute (24.10.) mit 47 Ja- gegen 37 Nein-Stimmen bei 2 Enthaltungen angenommen. Wiener hob hervor, es sei um jeden einzelnen Satz gerungen worden. Mit der EU-Verordnung würden jetzt die Daumenschrauben angezogen.

  • In sensiblen Gebieten sollen alle chemischen Pflanzenschutzmittel verboten werden, einschließlich der im Ökolandbau zugelassenen Kupferpräparate, so Wiener. Allerdings sollen die Mitgliedstaaten Ausnahmen erlassen dürfen, beispielsweise für Landschaftsschutzgebiete. 
  • Landwirte sollen künftig einmal jährlich an einer kostenlosen Pflichtberatung zum Pflanzenschutz teilnehmen müssen. 
  • Für alle Mitgliedstaaten sollen verpflichtende, nationale Reduktionsziele festgelegt werden. Der Referenzzeitraum zur Erreichung der Reduktionsziele soll auf die Jahre 2013 bis 2017 erweitert werden statt dem von der Kommission geplanten Zeitraum 2015 bis 2017. Das würde laut Wiener einigen Mitgliedstaaten die Zielerreichung erleichtern. 
  • Alle Mitgliedstaaten müssen nationale Reduktionsstrategien ausarbeiten mit spezifischen Maßnahmen für die fünf wichtigsten Kulturen
  • Regionale Reduktionsprogramme sollen aufgewertet und von der Kommission als mit der SUR-Verordnung gleichwertig behandelt werden. 
  • Für in der EU verbotene Pflanzenschutzmittel soll bis 2025 ein Exportverbot geprüft werden. Im Gegenzug würde beim Import von Lebensmitteln eine Nulltoleranz für Rückstände von Pflanzenschutzmitteln eingeführt, die in der EU verboten sind.

Kultiviertes Fleisch steht laut Professor an der Schwelle zum Markteintritt

Künftig könnte kultiviertes Fleisch einen wichtigen Beitrag für einen nachhaltigen Fleischkonsum leisten und zugleich den ökologischen Fußabdruck der Fleischproduktion reduzieren.

Mit den ersten Angeboten von kultivierten Fleisch steht eine Innovation an der Schwelle zum Markteintritt, die einen nachhaltigen Fleischkonsum denkbar werden lässt. In dieser Einschätzung waren sich die Teilnehmer der wissenschaftlichen Tagung „Fleisch der Zukunft“ einig, die vom 4. bis 6. Oktober in Vechta stattfand.

Zusammengekommen waren etwa 30 Experten aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen sowie aus der Praxis, die sich über Fragen und Antworten rund um das „Fleisch der Zukunft“ austauschten. Sie stellten übereinstimmend fest, dass die In-vitro Erzeugung von Fleisch nicht nur den immensen ökologischen Fußabdruck der heutigen Fleischindustrie deutlich reduzieren, sondern auch zur Sicherung der globalen Ernährung beitragen könnte.

Angesichts einer erwarteten Weltbevölkerung von fast 10 Mrd. Menschen im Jahr 2050 sowie dem kontinuierlichen Wegfall von Agrarflächen aufgrund des Klimawandels brauche es neue Ansätze für die globale Versorgung mit Proteinen.

EU: Schweinebestände deutlich abgestockt

Fast 4 Mio. Schweine stehen EU-weit weniger in den Ställen.

Die langanhaltende Preiskrise hat in nahezu allen Staaten der Europäischen Union tiefe Spuren hinterlassen. Bei der jüngsten Viehzählung im Mai bzw. Juni dieses Jahres standen im Mittel 3 % weniger Schweine auf den Betrieben. EU-weit gingen die Bestände um mehr als 4 Mio. Tiere auf gut 136 Mio. Schweine zurück, wie die Statistikbehörde Eurostat meldet. Noch im Jahr 2020 zählten die EU-Staaten insgesamt mehr als 148 Mio. Schweine, was den Höchststand der vergangenen Jahre markiert.

Besonders drastisch sind die Abstockungen in Dänemark und Rumänien, wo die Bestände um fast 10 % binnen eines Jahres zurückgingen. Ähnlich verheerend ist der Bestandsrückgang in Deutschland mit knapp 8 % binnen zwölf Monaten. Einzig Spanien kann eine positive Entwicklung vermelden. Dort legte der Schweinebestand zur Mitte dieses Jahres um 4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum zu.

So wie immer alles fordern und nicht bezahlen Große Mehrheit der EU-Bürger fordert mehr Tierwohl

Tiertransporte, Kükentöten, Schwänze Kupieren: Einer Umfrage im Auftrag der EU-Kommission zeigt, dass ein Großteil der EU-Bürger mehr Tierwohl in den Ställen der Landwirte fordert.

Wenn es nach der Mehrheit der Bürger in der Europäischen Union geht, muss die Poltik in puncto Tierschutz mehr tun. Laut einer Mitte der Woche veröffentlichten Erhebung von Eurobarometer sind 84% der Befragten der Ansicht, dass der Schutz des Tierwohls bei Nutztieren in ihrem Land verbessert werden sollte.

Ein ähnlich hoher Prozentsatz, nämlich 83%, spricht sich dafür aus, die Dauer von Tiertransporten zu begrenzen. Einen besseren Schutz des Tierwohls bei Heimtieren in ihrem Land fordern 74% der Befragten.

Interessanterweise war die EU-Kommission bei der Vorlage eines neuen Tierschutzgesetze selbst zuletzt eher auf die Bremse getreten. Ein für September angekündigtes großes Tierschutzpaket wurde immer noch nicht präsentiert. Dem Vernehmen nach soll am 6. Dezember ein Novellierungsentwurf zum Tiertransportrecht präsentiert werden. Unklar ist allerdings, was mit den offenbar fertigen Vorschlägen zur Haltung von Tieren und zur Tötungsverordnung geschehen soll. Auch für 2024 gibt es bisher kein Datum.

Laut Eurobarometer vertreten mehr als 90% der Befragten die Auffassung, dass für die Tierhaltung und -zucht grundlegende ethische Standards gelten sollten. Dies soll ein ausreichendes Platzangebot, ausreichend Futter und Wasser, eine an die Bedürfnisse der Tiere angepasste Unterbringung und einen tierschutzkonformen Umgang einschließen. Zudem zeigten sich die Umfrageteilnehmer mehrheitlich besorgt über einen ausreichenden Schutz von Tieren in Schlachthöfen.

Drei Viertel der Befragten bezeichnen es als „unhaltbar“, dass männliche Hühnerküken aus Legehennenlinien direkt nach der Geburt getötet werden. Von einer großen Mehrheit wird auch das Kupieren bestimmter Körperteile wie Schwänze, Ohren oder Schnäbel als äußerst kritisch angesehen. Angewendet werden sollten solche Vorgehensweisen nur, sofern dies nicht zwingend erforderlich sei und unter Narkose erfolge.

Mit Blick auf Lebensmitteleinfuhren aus Nicht-EU-Ländern pochen 84% auf tierschutzrechtliche Änderung. Dies sollte entweder durch Anwendung der EU-Tierschutzvorschriften auf eingeführte Lebensmittel erfolgen oder durch eine Kennzeichnung der Lebensmittel entsprechend den eingehaltenen Standards. Die Eurobarometer-Sonderumfrage war im Zeitraum vom 2. bis zum 26. März 2023 durchgeführt worden. Befragt wurden 26.376 Personen in den EU-27 aus unterschiedlichen sozialen und demografischen Gruppen. AgE

Landwirtschaft erhält 2024 um 130 Mio. € mehr Finanzmittel

Für das Jahr 2024 sind im Budget rund 3,1 Mrd. Euro für das Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft (BML) geplant, um 129,5 Mio. € mehr als im Budget 2023. Wie wird das Geld verwendet?

In dem um knapp 130 Mio. € auf 3,1 Mrd. € aufgestockten Agrarbudget sieht Bundesminister Norbert Totschnig ein klares Bekenntnis zur Versorgungssicherheit, zur Entwicklung des ländlichen Raums, dem Schutz vor Naturgefahren sowie für einen klimafitten Wald und eine sichere Wasserversorgung.

„So können wir Initiativen für die heimische Versorgungssicherheit, zum Schutz vor Naturgefahren und der Bewältigung der Klimafolgen stärken. Indem wir in unsere Lebensgrundlagen investieren, investieren wir in eine sichere Zukunft.“

Für die Gemeinsame Agrarpolitik stehen im nächsten Jahr insgesamt rund 1,7 Mrd. € EU- und Bundesmittel für die Bäuerinnen und Bauern und den ländlichen Raum zur Verfügung. Zu den im GAP-Strategieplan 2023-2027 vorgesehenen Mitteln ist deutlich mehr budgetiert, und zwar sind zusätzliche 55 Mio. € pro Jahr mehr im Rahmen der GAP bis 2027 geplant.

Gemeinsam mit den kofinanzierenden Ländern wird mit diesen Mitteln ein 360 Mio. € „Impulsprogramm für die Landwirtschaft“ für den Zeitraum 2024 bis 2027 vorbereitet. Totschnig: „Es soll vor dem Hintergrund der Inflation dazu dienen, die Leistungen unserer Familienbetriebe in den Bereichen Umwelt, Klima, Tierwohl, Bio- und Berglandwirtschaft besser abzugelten und die Wettbewerbsfähigkeit zu stärken.“ Zudem werden 10 Mio. € mehr für die Agrarinvestitionskredite bereitgestellt, wobei 5 Mio. € durch Rücklagenbudgetierung vorgesehen werden. Aber der Umbau der Schweinehaltung, auf mehr Tierwohl bleibt auf der Strecke weil die Länder, dass kofinanzieren müssen.

Mastschweine-Notierung gibt um 5 Cent nach

Laut Österreichischer Schweinebörse lagen die Stückzahlen an schlachtreifen Schweinen
weiterhin unter dem langjährigen Niveau. Der Druck aus der Schlachtindustrie, das ge-
bremste Kaufverhalten und fehlende Exportmöglichkeiten wirken sich entsprechend auf
die Preise aus. Das geringe Angebot an Lebendschweinen reicht derzeit nicht aus, um die
Schlacht- und Zerlegekapazitäten effizient auszulasten. Gleichzeitig wird von einem leb-
haften Handel mit Fleischstücken im Großhandel berichtet.

Auf dem österreichischen Ferkelmarkt übertrifft die Nachfrage derzeit das Angebot. Die
Mengen der angebotenen Ferkel sind auf einem stabilen Niveau, reichen aber nicht aus,
um den Ferkelpreis zu halten. Aufgrund des Preisdrucks wurde die Notierung auf EUR
3,50 je kg in der 42. Kalenderwoche reduziert. Die Rücknahme von 15 Cent, die in Öster-
reich geringer als in den Nachbarländern ausfällt, soll den kontinuierlichen Ferkelabfluss
weiterhin absichern.
Im Gegensatz zum heimischen Markt gestaltet sich die Ferkelvermarktung in Deutschland
bereits wesentlich schwieriger. Hier sind die Auswirkungen der zuletzt gesunkenen
Schlachtschweinepreise zu spüren mit entsprechend rückläufigen Ferkelnotierungen. Die
deutlichen Preisrücknahmen bei Schlachtschweinen haben zu einer Verunsicherung der
Mäster und einer deutlich rückläufigen Ferkelnachfrage geführt. Der Überhang bleibt aber
wegen der weiterhin sehr niedrigen Produktionsmenge überschaubar.

Die europäischen Schlachtschweinemärkte stehen überwiegend unter Druck. Einerseits
zeigt sich ein saisonüblich steigendes Angebot an schlachtreifen Tieren, andererseits wird
von einer gedämpften Nachfrage berichtet. Im Handel mit Drittländern ist das europäische
Schweinefleisch mit dem aktuell hohen Preisniveau nicht wettbewerbsfähig. Von Seiten
der Schlachtunternehmen und Verarbeiter wurde entsprechend Druck ausgeübt, die
Notierungen weiter zu senken. Spanien, Frankreich und die Niederlande korrigierten die
Auszahlungspreise nach unten. Italien und Dänemark meldeten stabile Schweinepreise.

So wie alle – Diese Probleme hat Chinas Fleischsektor

Auf dem Weltfleischkongress skizziert der Chef von Chinas Fleischverband die Lage der Branche. Seine Landsleute wollen mehr Fleisch essen, doch auch in China hat die Fleischbranche Probleme.

Mit Chen Wei wollen am Rande des Weltfleischkongresses Mitte Oktober in Maastricht viele Teilnehmer sprechen. Der Chinese leitet den Fleischverband seines Heimatlandes, die Chinese Meat Association. Er vertritt die Schlachtunternehmen und Fleischverarbeiter im Land der Superlative: Größter Fleischerzeuger, größter Fleischimporteur, höchster Fleischverbrauch.

China ist wichtig für Fleischerzeuger rund um den Globus. In kaum einem anderen Land auf der Welt lassen sich die sogenannten Schlachtnebenprodukte wie Schweineohren, -pfoten, oder -nasen so gut absetzen wie in China.

Was Chen auf dem WMC berichtet, dürfte die angereisten Branchenvertreter freuen: Nebenprodukte der Schlachtindustrie, die westliche Verbraucher nicht konsumieren möchten, will China auch in Zukunft abnehmen, den Import sogar erhöhen.

Allerdings ist fraglich, wie sich der Fleischimport Chinas langfristig entwickeln wird.

Gerade beim Schweinefleisch liegt die chinesische Selbstversorgung heute bei 95 %, bei Geflügel und Eier sogar bei nahezu 100 %, berichtet Chen. Bei Rind und Schaffleisch decken die chinesischen Erzeuger 85 % des eigenen Bedarfs.

An den Graphen und Schaubildern, die Chen dem aus aller Welt angereisten Publikum zeigt, sieht man wie chinesische Unternehmen planen: langfristig. Seit 1980 hat sich Fleischverbrauch der Chinesen von 12 kg pro Kopf auf 71 Kg/Kopf in 2022 fast versechsfacht. Die Chinesen verspeisen 100 Mio. t Fleisch im Jahr.

Von einem solch starken Wachstum geht Chen in den kommenden Jahren nicht mehr aus. Allerdings werden die Chinesen weiterhin mehr Fleisch essen, prognostiziert Chen ein „langsameres Wachstum“.

Diese Zahlen präsentierte Chen selbstbewusst, doch auch er sieht Herausforderungen für seinen Sektor. Vor allem Tierseuchen und ja, der Fachkräftemangel, bereiten dem Chinesen Sorge.

Die Afrikanische Schweinepest hatte in China für große Probleme gesorgt. Eines der Hauptziele der chinesischen Führung in puncto Viehwirtschaft, die stabile Versorgung mit Schweinefleisch, sei dadurch besonders gefährdet, so Chen.

Junge Chinesen fehlten zunehmend in Fleischsektor, so Chen. „Sie teilen nicht mehr den Stolz für die Landarbeit und die Viehproduktion wie die Generationen vorher“, fasste Chen die Lage zusammen.