Renaturierungsgesetz: So funktioniert Naturschutz nicht
Das Gut Hardegg ist in Sachen Biodiversität ein Leitbetrieb. Maximilian Hardegg hofft auf eine umsichtige Umsetzung des Renaturierungsgesetzes, sonst gehen die Türen der Bauern zu.
Blühstreifen, Wildäcker und Wasserflächen bieten auf Gut Hardegg zahlreichen Vögeln, Wildtieren und Insekten einen Lebensraum. Auch ohne EU-Renaturierungsgesetz setzt Maximilian Hardegg auf seinem Gutshof in Seefeld-Kadolz an der Pulkau auf Ökologie und Wirtschaftlichkeit.
„Die Ministerijn (Leonore Gewessler Anm.) wurde in ihrer Community für die Entscheidung zum Renaturierungsgesetz gefeiert, aber in Wahrheit ist es eine Niederlage. Bei den Landwirten sind die Türen zugegangen und die Stimmung ist im Keller“, sagt Hardegg. Es sei ein klassisches Beispiel, wie Naturschutz nicht funktionieren kann. „Der Land- und Forstwirt muss von Anfang an mitgenommen und auf Augenhöhe behandelt werden“, sagt Hardegg, der rund 2.200 ha bewirtschaftet.
Die Renaturierung wird auf dem Gutshof im nördlichen Weinviertel seit Jahren gelebt. „Wir haben die Pulkau schon 1998 an mehreren Stellen auf unseren Grundstücken renaturiert, das war ein Pionierprojekt“, sagt Hardegg. Nur mit freiwilligen Leistungen, die bezahlt werden, kann er sich ein funktionierendes Gesetz vorstellen: „Der Gesetzgeber müsste den Land- und Forstwirten diese Aufgabe des Erhalts der Natur übertragen und fragen, wie würdet ihr das machen? Wenn ihr eure Flächen für die Natur verwendet, wird das bezahlt, genau wie Weizen oder Mais. So wäre das ein anderer Zugang als von oben herab zu entscheiden.“ Etwas für die Biodiversität zu tun, kann nicht nur ein Gutshof, der wirtschaftlich gut dasteht. Jeder Gartenbesitzer könne etwas tun, der gemähte Rasen biete keinen Platz für Artenvielfalt.
s ist keine Frage der Fläche oder der Geldbörse, es geht um die Einstellung.“ Mit einer aufgelockerten Fruchtfolge, dem Erhalt von Wegböschungen, umsichtiger Ernte, kein Mulchen in der Brutzeit und ganzjährige Fütterung kann schon viel erreicht werden. Gut Hardegg setzt auch auf langfristige Maßnahmen wie Hecken, Wasserstellen und Biotope, die angelegt werden. Wichtig sei die Jagd, um die Prädatoren hintanzuhalten. „Mit diesen Maßnahmen konnten wir unsere hohe Artenvielfalt und Singvogeldichte erreichen“, sagt Hardegg.
Viele dieser Bemühungen werden durch das ÖPUL-Programm abgegolten. Das künftige Budget für die Renaturierung werde über den Erfolg entscheiden, meint Hardegg: „Bei mir am Betrieb machen wir das alles aus Überzeugung, weil es uns besser und klimafitter macht. Aber nicht alle Bauern denken so, darum braucht es Anreize. Jetzt haben wir das Gesetz und müssen das Beste daraus machen. Mit der Gebots- und Verbotskeule wird es nicht funktionieren.“ von Roland Pittner