Hannes Blog

Neues aus der Landwirtschaft

Feuerwehrfrau gesteht Brandserie

Eine Serie von Bränden hat in den letzten Wochen für große Unruhe in der kleinen österreichischen Gemeinde Goldwörth gesorgt, wobei auch Bauernhöfe betroffen waren. Die Ereignisse riefen Erinnerungen an eine Brandserie im Jahr 2021 hervor. Nun wurde jedoch die mutmaßliche Täterin von der Polizei gefasst, die laut Angaben gestanden haben soll, die Brände gelegt zu haben.

Seit dem 30. April haben mehrere Brände nicht nur in der Gemeinde, sondern auch in der Umgebung für Ängste gesorgt. In der Nacht zum Montag wurde das Nebengebäude eines Bauernhofes in Goldwörth vollständig zerstört, wobei ein Übergreifen auf das Wohngebäude gerade noch verhindert werden konnte. Zuvor brannten bereits eine Scheune und ein Holzstoß in den Nachbarorten. Berichten zufolge hielten Landwirte in der Nacht Wache vor ihren Gebäuden.

Die Ermittlungen zu den drei Brandstiftungen im Bezirk Urfahr-Umgebung führten schließlich zu einer 19-jährigen Verdächtigen. Durch Zeugenaussagen und die Auswertung von Beweismitteln konnte die Staatsanwaltschaft Linz eine Festnahme erwirken.

Besonders schockierend ist, dass die 19-Jährige offenbar selbst Mitglied der Feuerwehr war und sogar den Nachwuchs ausgebildet haben soll. Bereits bei der Brandserie von 2021 galt sie als Hauptverdächtige – bei den aktuellen Fällen soll sie teilweise sogar bei den Löscharbeiten geholfen haben.

Laut Polizeibericht wurde die Verdächtige am Nachmittag des 8. Mai von Ermittlern des Landeskriminalamtes Oberösterreich mit Unterstützung der Polizei Gramastetten und Ottensheim in der Wohnung ihrer Eltern festgenommen und anschließend in die Justizanstalt Linz gebracht. Die Verdächtige hat die Taten bereits gestanden, jedoch keine Angaben dazu gemacht, warum sie die Brände gelegt hat.

Peters Bucher Tierwohlstall brennt ab

Beim Brand eines Schweinestalls in St. Peter am Ottersbach im Bezirk Südoststeiermark sind Donnerstagabend mehrere Hundert Tiere ums Leben gekommen. Angestellte des Mastbetriebes hatten gegen 20.00 Uhr die Feuerwehr gerufen, weil sie zunächst Brandgeruch und dann Flammen aus dem hinteren Bereich des Stalls bemerkt hatten, hieß es am Freitag seitens der Landespolizeidirektion Steiermark. Rund tausend Tiere konnten gerettet werden, zwei Feuerwehrleute wurden verletzt.

Obwohl der Brand rasch bemerkt worden war, stand das Gebäude binnen kürzester Zeit in Vollbrand. Insgesamt waren rund 1.700 Tiere im Stall. Mehr als die Hälfte konnte gerettet und in Ersatzstallungen untergebracht werden. Die anderen starben allerdings oder mussten von Amtstierärzten erlöst werden.

Knapp 300 Feuerwehrleute von 24 Wehren waren im Einsatz. Zwei von ihnen erlitten leichte Verletzungen. Gegen 1.20 Uhr gab es „Brand aus“.

Als Brandursache wurde ein technischer Defekt festgestellt, teilte die Polizei am Abend in einer Aussendung mit. Der Brand habe im östlichen Bereich des Stalles seinen Ausgang genommen und sich über die hölzerne Dachkonstruktion über das gesamte Gebäude von rund 95 mal 35 Meter Grundfläche ausgebreitet. Die Schadenshöhe stand weiterhin noch nicht fest.

Tierhaltung: Forderung nach mehr Tierwohl und Herkunftskennzeichnung

Tierwohl ist ein Zukunftsthema für die Konsumenten und Landwirte. Die Landwirtschaftskammer fordert eine umfassende Herkunftskennzeichnung.

In Österreich gibt es noch rund 82.000 landwirtschaftliche Betriebe mit Tierhaltung. In Niederösterreich sind es ca. 16.000. Wie es um diese bestellt ist, skizzierte vor Kurzem Landwirtschaftskammer Präsident Johannes Schmuckenschlager, mit der AMA-Marketing-Geschäftsführerin Christina Mutenthaler-Sipek und LK-NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner sowie LK-Direktor Franz Raab. Es gibt Entwicklungspotenziale und viele Landwirte wollen investieren.

Das Investitionsverhalten von Tierhaltungsbetrieben im Förderzeitraum 2014 bis 2022 zeigt deutlich, dass 87 % aller Tierhaltungsbetriebe freiwillig in Stallungen mit höheren Tierwohlstandards, als es das Gesetz vorschreibt, investieren. Je unklarer die Rahmenbedingungen und je härter die Marktsituation sind, desto niedriger ist die Investitionsbereitschaft.

So ist speziell die Schweinebranche sehr verhalten, was Neu- oder Umbauten betrifft. „Solange in Österreich Standards ständig hochgeschraubt werden und gleichzeitig Billigimporte von Lebensmitteln unklarer Herkunft zugelassen sind, gefährden wir die Zukunft der heimischen Tierhaltung“, sagt Schmuckenschlager.

Die verpflichtende Herkunftskennzeichnung in der Gemeinschaftsverpflegung sei ein wichtiger Schritt, bekräftigt Schmuckenschlager, sie müsse auch, wie im Regierungsprogramm vereinbart, endlich auf allen Vermarktungsstufen ordentlich umgesetzt und kontrolliert werden. „Gleichzeitig erwarte ich mir von Verarbeitern, Handel, Gastronomie sowie den Konsumentinnen und Konsumenten, dass sie kaufen, was sie fordern. Am Beispiel Pute sehen wir aktuell leider, dass Betriebe, die in EU-weit höchste Standards investiert haben, in Bedrängnis geraten, weil sie nicht den Absatz generieren können, der ihnen in Aussicht gestellt worden ist. Die Politik muss sich zu langfristigen Rahmenbedingungen und Rechtssicherheit unter Berücksichtigung der Marktsituation bekennen. Es kann nicht sein, dass ideologische Wünsche von einzelnen NGOs die Tierhaltung in Österreich verunmöglichen“, so Schmuckenschlager.

Während in der öffentlichen Debatte alle über noch mehr Tierwohl reden und fordern, werden z.B. bei Schweinefleisch, dem beliebtesten Fleisch der Österreicherinnen und Österreicher, im Lebensmitteleinzelhandel gerade einmal 5 % Tierwohlfleisch verkauft. „Daher brauchen wir als Bäuerinnen und Bauern den Schulterschluss mit allen Partnern in der Wertschöpfungskette, um den Anteil an Tierwohl-Produkten am Gesamtabsatz steigern zu können“, betont Wagner.

Dass Tierwohl ein wichtiges Zukunftsthema sowohl für Konsumentinnen und Konsumenten als auch für die Landwirtschaft ist, bestätigt Johannes Mayr, Geschäftsführer der KeyQUEST Marktforschung, der regelmäßig Umfragen zu diesem Thema bei Bäuerinnen und Bauern und der Gesellschaft durchführt. Allerdings fehle eine klare Definition von „Tierwohl“. Der emotional geprägte Begriff der Konsumentenschaft und die aus der täglichen Arbeit mit Tieren abgeleitete Definition der landwirtschaftlichen Praxis können sehr unterschiedlich ausfallen.

So gibt es bei den Konsumentinnen und Konsumenten eine starke Kluft zwischen Einstellung und Verhalten: Zwar wollen etwa bei Umfragen alle „mehr Tierwohl“, die entsprechende Zahlungsbereitschaft dafür sei aber noch stark ausbaufähig. Tierhaltungsbetriebe sehen Qualitäts- und Tierwohl-Programme sehr wohl als Chance zur Zukunftssicherung ihrer Betriebe. Voraussetzung dafür sei allerdings Planungssicherheit und die Abgeltung der Mehrkosten. „Tierwohl ist ein Produktversprechen, das für Konsumentinnen und Konsumenten nicht durch persönliche Erfahrung überprüfbar ist. Daher ist Vertrauen und Glaubwürdigkeit absolute Voraussetzung für das Funktionieren von Tierwohlprogrammen. Kontrollen sind Mittel zum Zweck, um zu verhindern, dass dieses Vertrauen beschädigt wird“, fasst Mayr die Ergebnisse seiner Forschungsarbeit zusammen. von Roland Pittner

Er hat Kunststoff aus Lupinen erfunden: Umweltfreundliches Bio-Plastik

Wissenschaftler der TU München arbeiten an Biokunststoffen, die sich unter normalen Umweltbedingungen zersetzen.

Das Meer spült einen leeren Joghurtbecher an den Strand. Olympia 1976 steht darauf. Über vier Jahrzehnte ist der Becher alt und zeigt doch kaum Anzeichen von Zersetzung. Damit ist klar: Plastik ist ein großes Problem für die Umwelt. Diese Szene verdeutlicht das immense Umweltproblem, das Kunststoffe darstellen. Besonders im Verpackungsbereich sind diese Abfälle allgegenwärtig, meist hergestellt aus fossilen Rohstoffen wie Erdöl. Die Auswirkungen auf die Umwelt sind schwer abzuschätzen, doch der Plastikmüll findet nicht nur seinen Weg in die Meere, sondern auch auf die Äcker. Doch was können wir dagegen unternehmen? Außer den Kunststoffverbrauch zu reduzieren?

Maximilian Maidl, ein wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Technischen Universität München, sucht nach Alternativen. Seine Doktorarbeit konzentriert sich auf die Entwicklung von Biokunststoffen aus natürlichen Molekülen, insbesondere auf biogene Polymere. Zusammen mit Prof. Dr. Cordt Zollfrank und Fred Eickmeyer von der Eskusa GmbH arbeitet er an einem Projekt, das vom Bayerischen Landwirtschaftsministerium unterstützt wird. Ihr Ziel ist es, umweltfreundliche Kunststoffe aus Lupinenprotein herzustellen, die sich unter normalen Umweltbedingungen abbauen lassen.

Proteine für Materialzwecke einzusetzen, ist nichts Neues: Leder zum Beispiel besteht zum großen Teil aus Proteinen. „Im Idealfall hat man einen Stoffkreislauf, in dem man mit einem nachwachsenden Rohstoff arbeitet und durch den biologischen Abbau diese Materialien in die Natur wieder zurückführt“, betont der Doktorand, „Wir haben uns auf die Lupine spezialisiert, aber grundsätzlich sind auch andere pflanzliche Proteine geeignet.“

Die Wahl fiel auf die Bitterlupine, die in Deutschland weniger verbreitet ist als die Süßlupine, jedoch für ihre höheren Alkaloid-Gehalte bekannt ist. Alkaloide zählen zu den sekundären Pflanzenwirkstoffen. Sie dienen der Pflanze unter anderem als Fressschutz. Bei zu hohen Dosierungen können Alkaloide schädlich sein, da sie zu den primär toxischen Pflanzenstoffen gehören. Dies macht die Bitterlupine weniger geeignet für den Lebensmittel- und Futtermittelbereich, aber umso interessanter für Maidls Forschung – zumal Lupinen auch aus pflanzenbaulicher Sicht viele Vorteile haben.

Im Labor bearbeitet Maidl die Lupinen, um deren Proteine zu isolieren und daraus Materialien wie Folien herzustellen. Der biologische Abbau dieser Kunststoffe ist ein zentraler Bestandteil des Projekts. Mit Hilfe von Respirometern beobachtet Maidl den Abbau anhand der CO2-Konzentration, die durch den mikrobiellen Abbau des Substrats entsteht. Ein Respirometer misst kontinuierlich den Gasstoffwechsels von Mikroorganismen. Das Ergebnis ist vielversprechend: Nach nur 90 Tagen ist die Folie fast vollständig abgebaut. Doch je nach Anwendung können Zusatzstoffe den Abbau verlangsamen.

Neben der Verpackungsindustrie könnten die Biokunststoffe auch in der Landwirtschaft zum Einsatz kommen. Aus dem Material lassen sich im Zusammenspiel mit anderen Materialien wie Fasern zum Beispiel Mulchfolien herstellen.

Letztes Jahr experimentierte Maidl mit Saatgutumhüllungen aus Lupinenprotein: „Das kann man sich ähnlich vorstellen, wie die Gelatine-Kapseln für die Pharmaindustrie“, erklärt er. Die Lupinenalternative könnten sich als ideale Hülle für Feinsämereien erweisen. Maidl verwendete Löwenzahnsamen für seine Versuche, da das Unternehmen Eskusa diese für die Kautschukproduktion züchtet. Die Zugabe von Glycerin zur Proteinlösung beeinflusste jedoch den biologischen Abbau stark und führte zu zeitlichen Problemen bei der Keimung der Samen.

In den kommenden Monaten planen die Forscher, erste Demonstrationsprodukte herzustellen, darunter auch mit Naturfasern verstärkte Pflanztöpfe aus Biokunststoff. Damit möchten sie zeigen, welches Potenzial in biobasierten Materialien steckt. von Manuela Baxmann und Lara Sophie Richter

Kommt der Agrardiesel noch vor den Wahlen? Bei uns in Österreich

Die Chancen auf einen Agrardiesel für Österreichs Bauern steigen. Nun hat sich auch Bundeskanzler Karl Nehammer für die Forderung des Niederösterreichischen Bauernbunds ausgesprochen. Aus Sicht von Niederösterreichs Bauernbundobmann Stephan Pernkopf bekommt der Agrardiesel nun Rückenwind von höchster politischer Stelle. Damit ist ein weiterer Schritt für eine dauerhafte Entlastung bei den Treibstoffkosten getan. Bereits zuvor hatte Finanzminister Magnus Brunner das Einführen des Agrardiesels befürwortet. Derzeit laufen noch die Verhandlungen mit dem grünen Koalitionspartner. NÖ Bauernbunddirektor Paul Nemecek appelliert an den Koalitionspartner hier einer Lösung nicht aus „ideologischen oder parteipolitischen Gründen“ zu blockieren. Spannend wird sein, ob die Grünen einen Agrardiesel unterstützen und was sie im Gegenzug dafür fordern.

Die Bundesregierung rund um Bundeskanzler Karl Nehammer hat, was nicht unbedingt überrascht, vor den Nationalratswahlen ein offenes Ohr für die Anliegen der Bäuerinnen und Bauern. Angesichts der steigenden Betriebskosten und Treibstoffkosten bei gleichzeitig sinkenden Einkommen muss laut Bauernbund jetzt eine wichtige und treffsichere Hilfsmaßnahme mit dem Agrardiesel schnell und unbürokratisch umgesetzt werden. „Unsere Bäuerinnen und Bauern brauchen dringend diese Entlastung“, so Pernkopf.

Der Unabhängige Bauernverband (UBV) begrüßt die Unterstützung der Regierung und des NÖ Bauernbundes beim Agrardiesel. „Schließlich haben wir diesen als erste gefordert“, so UBV-Präsident Karl Keplinger. Er hofft, dass die Rückvergütung ausreichend hoch ausfällt und noch vor den Nationalratswahlen eingeführt wird.

Der NÖ Bauernbund ist mit seinen 100.000 Mitgliedern die stärkste Teilorganisation in der gesamten Volkspartei und wird von vielen auch als der starke Muskel in der ÖVP bezeichnet.

Efken: Fleischmarkt im Wandel

Nach Meinung von Dr. Josef Efken sind Integrationsmodelle ein zukunftsfähiges Geschäftsmodel, auch für uns Österreicher …?

Über die Perspektiven des Schweinefleischsektors vor dem Hintergrund neuer Fördermöglichkeiten berichtete Dr. Josef Efken vom Thünen-Institut im Veredelungsausschuss des Landvolks Niedersachsen. Nach Dellen im Absatz stieg die wertmäßige Fleischnachfrage im Jahr 2023 wieder an; bei Fleischersatzprodukten ist der zwischenzeitlich zu beobachtende Nachfrageanstieg hingegen wieder abgeebbt. „Diese Produkte werden von der Öffentlichkeit zunehmend kritisch hinsichtlich ihrer Inhaltsstoffe hinterfragt“, sagte Efken. Auffallend sei, dass die Discounter im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) mittlerweile Artikel und Qualitäten der sogenannten Vollsortimenter wie Steaks und andere exklusive Fleischartikel übernehmen. Bei den Discountern ist dadurch zwar die nachgefragte Menge rückläufig, der Wert aber gestiegen. Zu beklagen sei, dass der Anteil der Fleischerfachgeschäfte weiter deutlich zurückgehe.

Der EU-Schweinefleischmarkt wird vor allem durch globale Entwicklungen beeinflusst. In den vergangenen zehn Jahren sind die schweinehaltenden Betriebe in Deutschland um 50 % zurückgegangen, der Schweinebestand um 20 %. Zwar war der Rückgang in den letzten drei Jahren am stärksten, doch im Vergleich zu den anderen Bundesländern war dieser in Niedersachsen am geringsten, so Efken.

Vor dem Hintergrund der positiven Entwicklung im Geflügelbereich regte Efken an, Integrationsmodelle im Schweinebereich zu überlegen. Als Beispiel nannte er die Schweineproduktion in Spanien, wo sehr stark auf Integrationssysteme gesetzt werde. Im Ausschuss war man sich einig, dass sich aufgrund der nicht vergleichbaren Biologie bei Vögeln und Säugetieren solche Integrationssysteme aus dem Geflügelbereich nicht eins zu eins auf den Schweinebereich übertragen lassen.

„Die Tierhalter stehen vor einer schwierigen Entscheidung, und eindeutige Empfehlungen sind angesichts der politischen Unsicherheiten nicht einfach“, fasste der Vorsitzende des Arbeitskreises Sauenhaltung, Enno Garbade, die Diskussion zusammen. „In jedem Falle ist es für die weitere Transformation der Tierhaltung essenziell, dass die Hürden aus dem Genehmigungsrecht beseitigt werden, damit eine größere Anzahl von Tierwohlställen überhaupt gebaut oder umgebaut werden kann“, ergänzte Ausschussvorsitzender Jörn Ehlers. Sonst werde es in Deutschland keine Transformation und Weiterentwicklung der Tierhaltung im nennenswerten Umfang geben. „Die Produktion wird ins Ausland abwandern, und die Erzeugnisse werden günstig importiert werden“, mahnte Ehlers. Die laufende Förderung könnte dann nur von wenigen Betrieben in Anspruch genommen werden, würde aber diesen Betrieben durch vermutlich sinkende Einkaufspreise des LEH am Ende auch nicht weiterhelfen und möglicherweise deren Existenz gefährden. von Alfons Deter

GB: Lidl investiert 600 Mio. € in Schweinesektor

Das Geld fließt in ein neues Vertragsmodell für die angebundenen Schweinehalter und verschiedene Projekte.

Das britische Tochterunternehmen des deutschen Lebensmitteldiscounters Lidl will fast 600 Mio. € in die Schweinebranche investieren. Wie das niederländische Fachmagazin Boerderij berichtet, möchte der Handelskonzern den angebundenen Schweinehaltern neue Lieferverträge anbieten, die ein kostenbasiertes Preismodell und Abnahmegarantien beinhalten.

„Die Branche steht vor großen Herausforderungen und braucht ein nachhaltigeres Preismodell“, heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens. Lidl hat erst kürzlich nach dem Vorbild anderer großer Einzelhändler im Vereinigten Königreich eine eigene Erzeugerkooperation für Schweinehalter gegründet. Bei der Ausgestaltung der Kooperationsvereinbarungen konnten sich die Landwirte sowie die großen Fleischunternehmen Pilgrim’s und Cranswick einbringen.

Neben neuen Vertragskonditionen für die Erzeuger wird Lidl auch Forschungsprojekte unterstützen, die sich z. B. mit der CO2-Reduktion in der Schweinefleischproduktion und dem Einsatz von 3D-Kameras zur Analyse des Tierverhaltens beschäftigen. Auch Projekte zur Verbesserung der Wasserqualität in Regionen mit starker Veredlungswirtschaft sollen gefördert werden.   von Michael Wernig

Trend zu Fleischersatz ungebrochen- in Deutschland

©Destatis

Fleischersatzprodukte liegen bei Teilen der Bevölkerung weiter im Trend und der Markt mit den vegetarischen oder veganen Alternativen zum Fleisch wächst stetig. Im letzten Jahr wurde laut Statistischem Bundesamt in Deutschland 16,6 % mehr Fleischersatz produziert als im Vorjahr, gegenüber dem Jahr 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 %), Trotz dieses deutlichen Anstiegs fällt der Wert von Fleischersatzprodukten im Vergleich zu Fleischprodukten immer noch verhältnismäßig gering aus, der 2023 fast das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte betrug, im 5-Jahres-Vergleich war der Wert noch fast 150-mal so hoch.

ISN: Auch wenn vegane oder vegetarische Ersatzprodukte inzwischen in den Ladenregalen normal geworden sind, liegt der Marktanteil von Fleischersatzprodukten im Vergleich zum tierischen Original nach wie vor immer noch auf einem sehr geringen Niveau.

Ob Veggie-Burger, Tofuwurst oder Seitanmortadella –in den letzten Jahren ist der Markt für vegetarische oder vegane Alternativen zu Fleisch- und Wurstprodukten stetig gewachsen und legt nach wie vor zu. Nach aktuellen Zahlen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) produzierten die Unternehmen in Deutschland in 2023 16,6 % mehr Fleischersatzprodukte als im Vorjahr, im Vergleich zum Jahr 2019 hat sich die Produktion sogar mehr als verdoppelt (+113,8 %). Insgesamt wurden im letzten Jahr rund 121.600 t der Fleischalternativen in einem Wert von 583,2 Mio. Euro hergestellt. Im Jahr 2022 waren es noch 104.300 Tonnen im Wert von 537,4 Mio. Euro. Auch die Zahl der Unternehmen, die in Deutschland produzieren, erhöhte sich laut Destatis von 51 im Jahr 2022 auf 67 im vergangenen Jahr.

Wert des produzierten Fleisches fast 80-mal höher als der von Fleischersatzprodukten

Auch wenn Fleischersatz in Deutschland immer beliebter wird und im Gegensatz dazu der Pro-Kopf-Verbrauch von Fleisch seit Jahren rückläufig ist (2023: 51,6 kg/Kopf), lassen sich die beiden Produktkategorien kaum miteinander vergleichen. In Relation zu Fleischprodukten fällt der Wert von Fleischersatzprodukten nach Angaben der Wiesbadener Statistiker nämlich immer noch verhältnismäßig gering aus. Im Jahr 2023 betrug der Wert von in Deutschland produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen 44,8 Mrd. Euro – und damit fast das 80-fache des Wertes der Fleischersatzprodukte. Im Jahr 2019 war der Wert von hierzulande produziertem Fleisch und Fleischerzeugnissen (40,1 Mrd. Euro) noch fast 150-mal so hoch wie der von Fleischersatzprodukten (rund 0,3 Mrd. Euro).

20 Jahre Osterweiterung

Vor 20 Jahren, als die EU-Osterweiterung bevorstand, waren viele Landwirte und Experten besorgt, dass die Integration neuer Mitgliedsländer negative Auswirkungen auf die Gemeinsame Agrarpolitiktik (GAP) haben könnte. Die damaligen Befürchtungen umfassten unter anderem eine Überflutung des Marktes mit billigen Agrarerzeugnissen und eine Aufweichung der Direktzahlungen. Heute zeigt sich, dass diese Ängste größtenteils unbegründet waren.

Trotz anfänglicher Sorgen hat sich die Lage stabilisiert und teilweise sogar verbessert. Die Direktzahlungen wurden durch die Politik der sogenannten „externen Konvergenz“ schrittweise angeglichen. Dies bedeutet, dass die Beihilfen pro Hektar in osteuropäischen Ländern wie Polen, Ungarn und Tschechien zwar noch immer nicht das Niveau von Staaten wie Deutschland oder Frankreich erreicht haben, jedoch signifikant angestiegen sind seit 2004. Auch die anfänglichen Befürchtungen einer sofortigen Marktüberflutung mit billigen Produkten aus den neuen EU-Ländern bewahrheiteten sich nicht, da die Integration bereits vor dem Beitritt schrittweise erfolgte.

Die EU-Osterweiterung hat in bestimmten Bereichen, wie beispielsweise dem Zuckermarkt, zu Verwerfungen geführt. Jedoch konnten sich osteuropäische Länder überraschend gut behaupten. Auch die Befürchtung, dass die GAP durch die Erweiterung unhandhabbar würde, hat sich nicht bestätigt. Stattdessen haben sich neue Allianzen gebildet, die beispielsweise die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat unterstützten, ein Herbizid, das für bestimmte landwirtschaftliche Techniken in Osteuropa wichtig ist.

Trotz dieser positiven Entwicklungen bleiben Herausforderungen bestehen. Förderbetrug ist in einigen osteuropäischen Ländern immer noch ein Thema, und die Versuche, eine zentrale Förderpolitik zu erhalten, haben zu erhöhter Bürokratie geführt. Es gibt Bemühungen, diese in der aktuellen Förderperiode durch nationale Strategiepläne zu reduzieren.

Die EU steht möglicherweise vor einer weiteren Erweiterung durch die Aufnahme der  Ukraine. Die Landwirte in der EU sollten diese Entwicklung nicht mit Angst, sondern mit einer offenen Haltung betrachten. Die Erfahrungen der Erweiterung von 2004 zeigen, dass solch ein Schritt sowohl Risiken als auch Chancen birgt.

US-Firma verspricht mit Bestäubungsmaschine höheren Maisertrag

Durch den Klimawandel und weniger Insekten sinkt die Bestäubung von Mais und Reis. Eine US-Firma hat eine mechanische Bestäubungsmaschine entwickelt, die bald erhältlich ist.

Die US-Firma PowerPollen hat eine einzigartige Bestäubungstechnologie entwickelt, mit der Pollen gesammelt, gelagert und zum richtigen Zeitpunkt gezielt ausgebracht werden können. Die Technologie verspricht eine deutlich verbesserte Bestäubung und damit höhere Ernteerträge.

Pollen von windbestäubten Kulturen überleben in der Regel nur wenige Minuten bis höchstens Stunden. Der Klimawandel mit Dürre, übermäßig hohen Temperaturen, weniger Insekten und Extremwetterereignissen hat die Bestäubung von Pflanzen noch komplexer gemacht. Die Technologie von PowerPollen soll da eine zeitgemäße Lösung für diese Herausforderungen bei Nutzpflanzen sein und für mehr Stabilität und Konstanz bei landwirtschaftlichen Erträgen sorgen.

Die patentierte Technologie und die Hardware von PowerPollen ermöglichen das Sammeln von Pollen von männlichen Pflanzen und verlängern die Lebensfähigkeit des Pollens auf bis zu vier Jahre für zukünftige Anwendungen.

Mit einem speziellen Applikator kann der Pollen genau zum richtigen Zeitpunkt und unter idealen Bedingungen auf den Feldern ausgebracht werden. Die Amerikaner sprechen von Ertragssteigerungen von über 20 % bei Maissaatgut. Gezielte Bestäubung „on demand“ reduziere die Notwendigkeit von männlichen Pflanzenreihen, was zu einer geringeren Landnutzung sowie niedrigerem Wasser- und Ressourcenverbrauch führt, heißt es.

Mit im Boot sind Firmen wie Bayer und Corteva für Mais sowie BASF für Weizen. Aktuell hat sich neu die Liechtenstein Gruppe mit 22,5 Mio. € an dem Unternehmen beteiligt. Sie hat zudem ein vielversprechendes Joint Venture namens PowerPollen Rice mit PowerPollen gegründet. Das Unternehmen fokussiert sich auf die Entwicklung und Vermarktung der Bestäubungstechnologie für Reis. von Alfons Deter

Bauerneinkommen brechen bei uns in Österreich ein

Real um 21,5 % sank das landwirtschaftliche Einkommen pro Arbeitskraft gegenüber 2023. Das belegt die zweite Vorschätzung der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung.

Nach einem deutlichen Plus im Jahr 2022 dürfte das landwirtschaftliche Faktoreinkommen des Jahres 2023 wieder erheblich kleiner ausfallen. Wie die Statistik Austria am vergangenen Freitag (26.4.)  bekannt gab, zeigt die zweite Prognose der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung ein verringertes landwirtschaftliches Faktoreinkommen je Jahresarbeitseinheit real um 21,5 % aus. 2022 stieg es dagegen um real 24,8 % und 2021 um 6,1 %. 

Für den Nettounternehmensgewinn je nicht entlohnter Jahresarbeitseinheit haben die Statistiker ein reales Minus von 27,3 % ermittelt – im Jahr 2022 lag der Wert bei +30,1 %. Hauptgründe für die wenig zufriedenstellende Entwicklung im vergangenen Jahr sind die starken Preisrückgänge für Getreide, gesunkene öffentliche Gelder und gestiegene Abschreibungen. Abgeschwächt wurde das Einkommensminus durch höhere Preise in der tierischen Produktion und moderate Einsparungen bei den Vorleistungskosten.

Die österreichische Landwirtschaft generierte im Jahr 2023 einen Gesamtproduktionswert von rund 10,2 Mrd. €. Dies entspricht einem Rückgang um 2,9 % zum Jahr davor. Dabei standen kräftige Einbußen in der pflanzlichen Erzeugung (-13,2 %) einem neuerlichen Anstieg des Werts der tierischen Produktion (+5,1 %) gegenüber.

Dabei fiel die Entwicklung je nach Produktionssparte sehr unterschiedlich aus: Bei Getreide und Ölsaaten konnte das hohe Preisniveau des Vorjahres nicht gehalten werden, was zu einem Einbruch der Produktionswerte führte. Aufgrund gesunkener Preise gingen auch die Produktionswerte von Zuckerrüben und Futterpflanzen zurück. Das Minus im Obstbau war eine Folge von Ernteausfällen, die durch Preiserhöhungen nicht kompensiert werden konnten. Infolge höherer Erzeugerpreise stiegen hingegen die Produktionswerte von Gemüse, Kartoffeln und Wein. In der Schweineproduktion schrumpfte das Volumen 2023 weiter; aufgrund starker Preisanstiege konnte dennoch ein kräftiges Plus des Produktionswerts erzielt werden. Moderate Produktionswertsteigerungen gab es bei Milch, Geflügel und Eiern. Leicht rückläufig war hingegen infolge eines geringeren Erzeugungsvolumens der Wert der Rinderproduktion.

Laut Schätzungen für 2023 liegen die Aufwendungen der heimischen Landwirtschaft für Vorleistungen bei rund 5,8 Mio. €. Trotz eines Rückgangs um 3,5 % im Jahr davor verblieben diese Kosten auf hohem Niveau. Nachdem die Preise für Futtermittel, Düngemittel und Energie 2022 massiv gestiegen waren, gingen sie 2023 wieder zurück. Gleichzeitig verteuerten sich unter anderem Saatgut, Pflanzenschutzmittel, landwirtschaftliche Dienstleistungen, Instandhaltungsaufwendungen für Maschinen und Gebäude sowie sonstige Güter und Dienstleistungen. Einen neuerlich hohen Zuwachs von 9,6 % verzeichneten die Abschreibungen für das Anlagevermögen. Als Grund nennt Statistik Austria unter anderem die weiter gestiegenen Investitionsgüterpreise. Das Einkommen im Jahr 2023 verringerte sich auch wegen Kürzungen der öffentlichen Gelder. Sie gingen um 14,9 % auf 1,5 Mrd. € zurück.

Das im landwirtschaftlichen Wirtschaftsbereich generierte Faktoreinkommen belief sich laut vorläufigen Berechnungen auf rund 3 Mrd. € (−16,7 %). Dieses steht für die Entlohnung der eingesetzten Produktionsfaktoren Boden, Arbeit (Familien- und Fremdarbeitskräfte) und Kapital zur Verfügung. Bei einer geschätzten weiteren Abnahme des landwirtschaftlichen Arbeitseinsatzes um 1,4 % betrug der durchschnittliche Einkommensrückgang je Arbeitskraft nominell 15,5 %.

Die Preis-Kosten-Schere klaffe in zentralen Produktionsbereichen deutlich auseinander und die durchschnittliche Einkommensentwicklung der letzten Jahre sei unbefriedigend, so Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. Der führende Agrarpolitiker verwies an diverse Entlastungsmaßnahmen, wie das 360 Mio. € schwere Impulsprogramm oder die Inflationsanpassung des nationalen Anteils der Zahlungen der zweiten Säule der Agrarpolitik für vier Jahre. Moosbrugger forderte von der europäischen Agrarpolitik eine Inflationsanpassung aller EU-Agrarmittel. Zentrales Ziel sei auch ein höherer Wertschöpfungsanteil für die landwirtschaftlichen Produzenten auf den Märkten. von Artur Riegler

In Deutschland -Verbraucher kaufen 2024 mehr Fleisch

Der rasante Abwärttrend beim Fleischkonsum stabilisiert sich. Das gilt zumindest für die Einkäufe der privaten Haushalte in Deutschland. Im ersten Quartal 2024 kauften sie sogar mehr Fleisch, Wurst und Geflügel als im Vorjahreszeitraum. Insgesamt stieg die private Nachfrage nach Fleisch um knapp 3 %.

Zwischen den einzelnen Fleischarten gibt es jedoch Unterschiede. Besonders Rind- und Geflügelfleisch konnten in diesem Jahr in der Gunst der Verbraucher zulegen und die nachgefragte Menge stieg gegenüber dem Vorjahr um gut ein Zehntel. Beim Kauf von Geflügelfleisch dürfte der im Vergleich zum Vorjahr niedrigere Preis eine Rolle gespielt haben.

Schweinefleisch hingegen verteuerte sich deutlich. Dies wirkte sich auf die nachgefragte Menge aus, denn die Verbraucher kauften knapp 6% weniger Schweinefleisch. Die Preise für Fleisch, Wurst und Geflügel stiegen im Vergleich zum Vorjahresquartal um knapp 2%.

Eine steigende Nachfrage war bei Fleischalternativen zu verzeichnen. Diese landeten rund 5% häufiger in den Einkaufswagen. Die Preisentwicklung zeigte hier nur einen leichten Aufwärtstrend.

Trotz der im Vergleich zum Vorjahr leicht gestiegenen Fleischeinkäufe der Verbraucher wird auch in diesem Jahr mit einem Rückgang des Pro-Kopf-Fleischkonsums gerechnet. Dieser wird jedoch weniger deutlich ausfallen als in den Vorjahren. Am stärksten ist in den letzten Jahren der Verbrauch von Schweinefleisch zurückgegangen.

Aufgepasst Landwirte: Klimaschädliche Kältemittel werden verboten

Eine neue EU-Verordnung regelt die Verwendung von klimaschädlichen Kältemitteln. Das sollten Sie wissen, wenn Sie auf Ihrem Betrieb Kälte- und Klimaanlagen oder Wärmepumpen nutzen.

Fast jeder landwirtschaftliche Betrieb setzt in irgendeiner Form Kälte- oder Klimaanlagen oder Wärmepumpen ein. Ob zur Milchkühlung, in Kühl- und Tiefkühllagern für Molkereiprodukte, Fleisch, Schnittblumen oder Obst und Gemüse, in Kühlmöbeln für Verkaufsläden oder zur Stallkühlung. 

In diesen Anlagen zirkuliert ein Kältemittel. Meistens handelt es sich dabei um fluorierte Sicherheitskältemittel (F-Gase). Und genau deren Einsatz wird durch die europäische F-Gase-Verordnung jetzt neu geregelt. 

Die Verordnung ist zwar bereits seit 2015 gültig. Sie wurde aber novelliert und ist am 11. März 2024 in neuer Fassung in Kraft getreten.

Die Novelle hat große Auswirkungen auf Bestands- und Neuanlagen und erweitert die Pflichten für Betreiber dieser Anlagen. 

Auch wenn Landwirte derzeit sicher andere Sorgen haben – mit der veränderten Kältemittelsituation müssen sie sich daher als Betreiber der Anlagen auseinandersetzen. Denn die neue Verordnung ändert viele Vorgaben – sowohl in Bezug auf Wartung und Service im Bestand als auch hinsichtlich der Konzeption von Neuanlagen.

Mega-Fusion im Agrarhandel bedroht den Wettbewerb

Zwei der weltweit größten Agrarhändler wollen fusionieren. Eine Wettbewerbsbehörde erhebt dagegen jetzt massive Bedenken.

Es sind zwei der weltweit größten Händler mit Agrarrohstoffen, die bereits seit Sommer 2023 an einem Zusammenschluss feilen: Der Konzern Bunge Limited will seine Konkurrenten Viterra Limited übernehmen. Zusammen kämen die beiden Handelsriesen weltweit auf einen aggregierten Umsatz in der Größenordnung von 120 Mrd. US-Dollar jährlich. Kanadische Farmer sind wegen der Fusion in Sorge. 

Doch jetzt hat die kanadische Wettbewerbsbehörde gravierende Bedenken gegen den Zusammenschluss angemeldet. In einem Gutachten für die Regierung stellt die Behörde fest, die Übernahme werde „wahrscheinlich zu erheblichen wettbewerbswidrigen Auswirkungen und einem erheblichen Verlust an Wettbewerb zwischen Viterra und Bunge auf den Agrarmärkten in Kanada führen“.

Die Kartellwächter kommen zu dem Schluss, dass die Transaktion den Wettbewerb auf den Märkten für den Getreideeinkauf in Westkanada sowie für den Verkauf von Rapsöl in Ostkanada beeinträchtigen könnte. 

Bunge und Viterra weisen die Bedenken der Wettbewerbsbehörde in einer gemeinsamen Stellungnahme als unangebracht zurück. Die Konzerne wollen die Befürchtungen nun durch zusätzliche Informationen zerstreuen. Ihr Ziel bleibt, die Übernahme bis Mitte 2024 abzuschließen. 

Ausschlaggebend wird allerdings sein, wie die kanadische Regierung auf das Gutachten der nationalen Wettbewerbsbehörde reagiert.

Verbände der kanadischen Getreide- und Rapserzeuger im Bundesstaat Saskatchewan hatten sich bereits im Herbst 2023 besorgt gezeigt über den geplanten Zusammenschluss von Bunge und Viterra. Sie forderten eine sorgfältige Risikoanalyse und eine strenge Bewertung durch die Wettbewerbsbehörde und die Regierung. 

Keith Fournier, der Vorsitzende der SaskCanola Farmer Group, äußerte jetzt gegenüber der Agentur Reuters die Sorge, dass die Unternehmen nach einem Zusammenschluss Anlagen zur Ernteerfassung reduzieren und den Wettbewerb einschränken könnten. von Norbert Lehmann

„Wir haben keine Einkommenssicherheit mehr“

Angesichts geschrumpfter Ausgleichszahlungen, sinkender Erzeugerpreise und weiterer großer Herausforderungen für Bauern hatte Norbert Totschnig einen ziemlich schweren Stand bei der AGÖ-Veranstaltung.

Der große Andrang in der Dorfhalle in Pfaffing (OÖ) am Dienstag abend sorgte selbst bei Norbert Totschnig für Respekt. „Über 1.500 Bauern hier, teilweise von sehr weit angereist. Das ist auch für mich ein besonderer Moment“, eröffnete der Landwirtschaftsminister seine Einstiegsrede bei der Diskussionsveranstaltung der Agrargemeinschaft Österreich (AGÖ) am 23. April.

Geschäftsführer Hans Konrad hatte den Minister eingeladen, mit Bauern über deren Probleme offen zu sprechen. Dazu zählen u.a. rückläufige Milchpreise, gesunkene Ausgleichszahlungen, das neue Programm Tierhaltung Plus, das Verbot von Vollspaltenböden oder auch die Herkunftskennzeichnung.

Totschnig stellte zu Beginn als „Eisbrecher“ klar: „Ich bin kein Showman, mir geht’s um sachliche Arbeit. Ich setze mich für alle Bäuerinnen und Bauern ein. Aber ich bin keiner, der etwas verspricht, das er nicht einhalten kann. Es ist ein Ding der Unmöglichkeit, dass man es immer allen recht macht. Deshalb gibt es auch immer wieder Kritik. Das gehört zum politischen Geschäft, zum politischen Dialog. Und genau deswegen bin ich heute hier.“

AGÖ-Geschäftsführer Hans Konrad sorgte bei seiner kurzen Begrüßung gleich für ein erstes Brodeln im Saal. Er kritisierte, dass die EU-Ausgleichszahlungen „nicht bei den Bauern ankommen.“ Weiters merkte er an: „Wir sind an einem Punkt, wo die Einkommenssicherheit nicht mehr da ist, wo wir jeden Tag enteignet werden. Wo uns jeden Tag für unsere fleißige Arbeit unser Lohn gestohlen wird.“ Dafür erntete er wie nicht anders zu erwarten tosenden Applaus. Und Konrad untermauerte nochmals seine Forderung nach einer Erhöhung des Milchpreises um fünf Cent: „Unsere Haupteinnahmequelle muss wieder der Rohstoff werden, den wir produzieren.“

Wie sich im Laufe der anschließende Fragerunden zeigte, war der Minister in der teilweise sehr hitzig geführten Diskussion schon sehr viel Kritik ausgesetzt. Um es aber gleich vorwegzusagen: Der Minister hielt den teilweise sehr angriffigen Fragen und Bemerkungen vergleichsweise ruhig stand und nahm sich zudem über zwei Stunden Zeit. Dafür zollte ihm auch die AGÖ um ihren Geschäftsführer Hans Konrad entsprechenden Respekt.

Martina Mittermayr von der AGÖ vergaß in diesem Zusammenhang aber auch nicht zu erwähnen, dass sowohl der OÖ Landwirtschaftskammerpräsident Franz Waldenberger als auch die Agrarlandesrätin Michaela Langer-Weninger trotz Einladung nicht nach Pfaffing gekommen waren. Waldenberger habe einen wichtigeren Termin als Grund für sein Nichterscheinen angegeben, meinte Mittermayr und ergänzte: „Ich frage mich, was es an diesem Tag für einen wichtigeren Termin geben kann als unsere Veranstaltung.“

Gegen Ende meldete sich dann noch Altbauer Alois Steinmann (89) aus Pfaffing mit rührenden Worten ans Publikum. Unter anderem meinte er: „Mich stimmt das ein bisschen traurig, dass man jetzt in guten Zeiten die Bauern nicht mehr brauchen kann. Ich wollte immer Bauer werden“, so Steinmann. Und es seien die 50, 60er Jahre wahrlich nicht einfach gewesen. Aber es sei immer ein wenig besser geworden. Vor allem sei der Bauernstand immer geachtet worden. Ich habe 1986 den ersten Laufstall gebaut. Da bin ich noch ausgelacht worden.“ Am Ende legte der Altbauer Minister Totschnig folgendes ans Herz: „Wenn der Herr Minister heimkommt, soll er zu seinen Kollegen sagen: „Mander, es ist Zeit. Wir müssen jetzt den Bauern helfen, kostet es, was es wolle. Laute Bravorufe schallten durch die Halle….

Bedingtes Verständnis füreinander

Für Konrad war das Gespräch mit Totschnig und anderen Vertretern der Politik ein Schritt in die richtige Richtung. Der Minister habe gesehen, was bei den Bauern los ist. Die wiederum hätten Einblick in die Politik bekommen. Allerdings hinterließ die Veranstaltung auch den Eindruck, dass das Verständnis für die vielschichtigen Probleme der anwesenden Bauern beim Minister und den übrigen Vertretern zumindest nur bedingt vorhanden war. Ein stärkeres Aufeinanderzugehen wäre wünschenswert.

Dynamik auf den globalen Agrarmärkten: Weizen und Mais im Fokus

Die aktuellen Entwicklungen auf den globalen Agrarmärkten zeigen eine signifikante Volatilität , insbesondere bei den Weizen- und Maispreisen. An der Euronext konnten die Weizen-Futures am Mittwoch deutliche Gewinne verbuchen. Der meistgehandelte September-Kontrakt erreichte mit einem Anstieg von 5,50 € auf 228,50 € pro Tonne den höchsten Stand seit dem 10. Januar. Diese Entwicklung deutet auf eine nachhaltige Erholung hin, da dieser Kontrakt den dritten Tag in Folge deutlich über dem gleitenden 100-Tage-Durchschnitt schloss.

Auch an der Chicago Board of Trade (CBoT) verzeichnete Weizen einen Anstieg. Der meistgehandelte Kontrakt machte einen Sprung um 10,25 Cent auf 6,13 US-Dollar pro Bushel, was etwa 210 € pro Tonne entspricht. Dies ist der höchste Stand seit dem 7. Februar. Die bevorstehenden Deckungskäufe von Rohstofffonds könnten in den kommenden Tagen für weitere Kurssteigerungen sorgen, obwohl sich die Preise danach wieder auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendeln könnten, sollten sich die Ertragsaussichten nicht weiter verschlechtern.

Der Maismarkt erlebte ebenfalls Schwankungen. An der CBoT schloss der meistgehandelte Juli-Kontrakt nach anfänglichen Gewinnen zu Wochenbeginn schwächer und gab um 4 Cent auf 448 US-Dollar pro Bushel nach. Trotz der Korrektur vom Dienstag ging es für Mais an der Euronext am Mittwoch wieder aufwärts. Der Frontmonat Juni verzeichnete einen Tagesgewinn von 6,25 € auf 210,50 €, den höchsten Stand für einen Frontmonat in Paris seit sieben Monaten. Die Verluste in Chicago wurden durch den festeren Weizenmarkt und Vorhersagen für Niederschläge im Zentrum des Landes, die die Aussaat verzögern könnten, begrenzt.

Im Bereich der Ölsaaten zeigte sich der Rapsmarkt an der Euronext nahezu unverändert. Der meistgehandelte August-Future verlor lediglich 0,75 € und schloss bei 459,50 € pro Tonne. An der CBoT gab der meistgehandelte Juni-Kontrakt für Sojabohnen bis zum Handelsschluss 0,5 Cent auf 11,81 US-Dollar pro Bushel ab.

Laborfleisch: Kärnten und Steiermark starten Petition für ein klares Nein

Kärnten und die Steiermark wollen die Zulassung von Laborfleisch in der EU verhindern. Zahlreiche Prominente unterstützen die Aktion.

Die Jungbäuerin und Rinderhalterin Melanie Haas ist besorgt. Es geht um ihre Zukunft ihres Betriebes im Almenland Steiermark, falls Laborfleisch in der EU zugelassen werden sollte. „Wir haben mit Almo-Qualitätsfleisch unsere Haupteinnahmequelle und tragen damit aber auch zur Artenvielfalt, zur Biodiversität und zur Landschaftspflege bei“ so die bekannte Farmfluencerin aus Passail.

Sie unterstützt das Aktionsbündnis gegen Laborfleisch. Die Landwirtschaftskammern Kärnten und Steiermark haben dazu eine Petition „Laborfleisch? NEIN, DANKE!“ gestartet. Die Jungbäuerin Hass ist aber nicht alleine. Die Aktion unterstützen nicht auch die beiden Länderregierungen sowie zahlreiche Prominente wie Olympiasieger Fritz Strobl, Catrin Ferrari-Brunnenfeld, Verlegerin, Autorin zahlreicher Kochbücher und passionierte „Foodie“ („Cooking Catrin“) und Christof Widakovich, Spitzenkoch.

Die Petition richtet sich an die nächste Bundesregierung, mit dem Ziel ein Verbot von Laborfleisch im Regierungsprogramm zu verankern.

Unterzeichnen können die Petition Landwirte und Konsumenten online auf der Homepage der LK Kärnten (www.ktn.lko.at).

Im September 2023 hat in Deutschland das Unternehmen The Cultivated B (TCB) aus Heidelberg als erstes europäisches Unternehmen einen Antrag auf Zulassung eines Laborfleischproduktes bei der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gestellt. TCB, ist ein Tochterunternehmen des deutschen Lebensmittelherstellers Infamily Foods.

Seit diesem Zeitpunkt ist klar, dass das Thema Laborfleisch keine Science Fiction ist, sondern bald Realität werden könnte, warnen die beiden Kammern. Auch in der Schweiz läuft ein Zulassungsverfahren, in Singapur und in den USA wird „Kunstfleisch“ bereits verkauft. Diese rasante Entwicklung hat Italien mit einem Herstellungs- und Verkaufsverbot beantwortet.

Für die heimische Landwirtschaft sind nach Auffassung der Kammern werden beim Thema Laborfleisch rote Linien überschritten. „Fleischimitate aus dem Labor sind aus unserer Sicht eine Bedrohung für die Versorgungssicherheit, und die bäuerliche Landwirtschaft. Und es gibt keine Studien über die gesundheitlichen Langzeitfolgen“, kritisiert Kärntens Kammerpräsident Siegfried Huber.

Kärntens Agrarreferent Martin Gruber, sichert der Aktion seine volle Unterstützung zu. So müsse man auf allen Ebenen gemeinsam Druck aufbauen, um eine Zulassung von Laborfleisch in der EU zu verhindern. Er verweist auf einen einstimmigen Beschluss aller Agrarreferenten Österreichs gegen Laborfleisch und kündigt zusätzlich zur Petition eine Konsumentenbefragung durch das Land an. Die steirische Landesrätin bevorzugt für die Lebensmittelproduktion grasende Kühe und Bäuerinnen und Bauern im Stall, statt „Pipetten und Reagenzgläser“.

Die Initiatoren vermissen zudem zuverlässige Studien über die gesundheitlichen Langzeitfolgen fehlen. Laborfleisch habe nichts mit einem natürlichen Lebensmittel zu tun. Aus einer kleinen Menge Muskelgewebe können nach Kammerangaben bis zu 2.000 kg Laborfleisch gezüchtet werden. Dabei wachse das Fleisch unglaublich schnell – von der Entnahme von lebenden Zellen aus einem Tier bis hin zum fertigen Laborfleisch auf dem Teller vergehen nur rund 45 bis 60 Tage. Natürliches Rindfleisch braucht dagegen rund 24 Monate und mehr von der Zeugung bis zur Schlachtung.

Zweifel hegen die Kammerexperten auch an der angeblich klimafreundlicheren Produkteion. Studien, die zeigen, dass mit Laborfleisch weniger Treibhausgase emittiert werden als in der natürlichen Tierhaltung, gehen laut Kammern allesamt davon aus, dass der Produktionsprozess ausschließlich mit erneuerbaren Energiequellen betrieben wird. Dies sei blanke Theorie, um den CO2-Fußabdruck von Laborfleisch niedrig darzustellen. Demgegenüber zeigt eine Studie der Universität Davis in den USA aus dem Jahr 2023, dass bei der Produktion von Laborfleisch bis zu 25mal mehr CO2 verursacht wird als bei natürlichem Fleisch, da die Produktion extrem energieintensiv ist.

Titschenbacher hält zudem natürliche Eiweiß-Alternativen zu Fleisch für besser. Vor allem junge Bäuerinnen und Bauern kultivierten vermehrt Eiweißfrüchte wie Soja, Kichererbsen oder Edamame und verarbeiten diese zu pflanzlichen Ersatzprodukten. “. Der Anbau von Soja ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen, auch die Käferbohne oder stark nachgefragte Nischenkulturen wie Kichererbse und andere Speiseleguminosen boomen.

Schweinebestand sinkt in China weiter

Nach kräftigen Verlusten der Schweinehalter im Vorjahr werden die Schweinebestände in der Volksrepublik China jetzt abgebaut. Ende März wurden im Vorjahresvergleich gut 5% weniger gehalten.

In China wird die Schweineproduktion nach kräftigen wirtschaftlichen Verlusten der Halter im vergangenen Jahr jetzt zurückgefahren. Wie das Nationale Statistikbüro am Dienstag (16.4.) in Peking mitteilte, gab es Ende März 2024 rund 408,5 Mio. Schweine in der Volksrepublik, was einem Rückgang von 22,4 Mio. Tieren oder 5,2 % im Vorjahresvergleich entsprach. Zuvor war bereits für Februar ein Rückgang des Sauenbestandes um 3 Mio. Stück oder 7 % auf 40,4 Mio. Muttertiere gemeldet worden. Laut den Pekinger Statistikern wurden im ersten Quartal 194,55 Millionen Schweine geschlachtet, was gegenüber dem ersten Jahresviertel 2023 ein Minus von annähernd 4,5 Mio. Stück oder 2,2 % bedeutete.

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte jüngst einen Rückgang der chinesischen Schweinefleischerzeugung in diesem Jahr von 3% prognostiziert. Die Fleischproduktion insgesamt wuchs jedoch im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,4 % auf 24,9 Mio. t. Einem Minus von 0,4 % bei Schweinefleisch standen Zuwächse von 3,6 % bei Rindfleisch und 6,1 % bei Geflügelfleisch gegenüber. Zudem stieg die Milcherzeugung gegenüber den ersten drei Monaten von 2023 um 1,5 %; konkrete Mengen wurden hier nicht genannt.

In China wird die Schweineproduktion nach kräftigen wirtschaftlichen Verlusten der Halter im vergangenen Jahr jetzt zurückgefahren. Wie das Nationale Statistikbüro am Dienstag (16.4.) in Peking mitteilte, gab es Ende März 2024 rund 408,5 Mio. Schweine in der Volksrepublik, was einem Rückgang von 22,4 Mio. Tieren oder 5,2 % im Vorjahresvergleich entsprach. Zuvor war bereits für Februar ein Rückgang des Sauenbestandes um 3 Mio. Stück oder 7 % auf 40,4 Mio. Muttertiere gemeldet worden. Laut den Pekinger Statistikern wurden im ersten Quartal 194,55 Millionen Schweine geschlachtet, was gegenüber dem ersten Jahresviertel 2023 ein Minus von annähernd 4,5 Mio. Stück oder 2,2 % bedeutete.

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium (USDA) hatte jüngst einen Rückgang der chinesischen Schweinefleischerzeugung in diesem Jahr von 3% prognostiziert. Die Fleischproduktion insgesamt wuchs jedoch im Vergleich zum Vorjahresquartal um 1,4 % auf 24,9 Mio. t. Einem Minus von 0,4 % bei Schweinefleisch standen Zuwächse von 3,6 % bei Rindfleisch und 6,1 % bei Geflügelfleisch gegenüber. Zudem stieg die Milcherzeugung gegenüber den ersten drei Monaten von 2023 um 1,5 %; konkrete Mengen wurden hier nicht genannt. von AgE

Klimaschutz und Tierwohl: Nicht für alle Bevölkerungsgruppen relevante Themen

Nach Einschätzung von Prof. Gunther Hirschfelder, Kulturwissenschaftler an der Universität Regensburg, finden Themen wie Klimaschutz, Tierwohl und Nachhaltigkeit nicht durchgängig Anklang in der Bevölkerung. Auf der Agrarfinanztagung in Berlin wies Hirschfelder darauf hin, dass insbesondere Bevölkerungsgruppen mit Migrationshintergrund sowie Menschen in prekären wirtschaftlichen Verhältnissen diese Diskussionen häufig als fern empfinden.

Laut Hirschfelder fühlen sich etwa 23 % der Bevölkerung mit Migrationshintergrund, bei jüngeren Personen sogar über 30 %, von den aktuellen gesellschaftlichen Debatten nicht angesprochen. Diese Gruppen leben in einem anderen „Informationskosmos“, was die politische Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen erschwert.

Der Wissenschaftler stellt fest, dass gerade Menschen in niedrigen Einkommensverhältnissen, deren Anteil er zwischen 25 und 30 % der Bevölkerung sieht, wenig Verständnis für Nachhaltigkeitsthemen aufbringen. Ökonomische und psychosoziale Druckfaktoren dominieren hier über ethisch-moralische Überlegungen. Die Frage nach dem Tierwohl wird oft mit der Gegenfrage „Why Tierwohl? Bitte erst mal Menschenwohl!“ beantwortet.

Hirschfelder identifiziert zudem eine Gruppe, die er als „Rücksichtslose“ beschreibt. Diese Personen sind primär auf die Optimierung des eigenen Lebens ausgerichtet und zeigen wenig Interesse an gesamtgesellschaftlichen Verbesserungen. Der Forscher kritisiert, dass sich politische und mediale Diskussionen zunehmend von diesen großen Bevölkerungsteilen entkoppeln, was gesellschaftliche Brüche fördert.

Er mahnt zudem, dass die „untere Hälfte der Bevölkerung“ einen Anspruch auf eine proteinreiche und fleischhaltige Ernährung hat. Ein Verbot oder die Einschränkung des Zugangs zu erschwinglichem Fleisch könnten politische Reaktionen hervorrufen. Hirschfelder betont, dass für eine Stärkung der Demokratie nicht nur teures Tierwohlfleisch, sondern auch preiswertes Fleisch verfügbar sein muss, um den Bedürfnissen aller Bevölkerungsgruppen gerecht zu werden.

In Deutschland – Aldi Süd setzt auf Tierwohl bei Rindfleisch

Aldi Süd hat beschlossen, einen entscheidenden Schritt in Richtung Tierwohl zu gehen und bietet ab sofort Rindfleisch ausschließlich aus den höherwertigen Haltungsformen 3 („Außenklima“) und 4 („Premium“) an, wobei dieses ausschließlich aus Deutschland stammen soll. Diese Neuerung gilt allerdings mit Ausnahmen für gemischtes Hackfleisch, Aktionsware und Tiefkühlprodukte sowie für internationale Spezialitäten. Diese Entscheidung kommt sechs Jahre früher als ursprünglich geplant und folgt auf die Umstellung von Trinkmilch und Putenfleisch auf die höheren Haltungsformen, die Aldi Süd bereits zuvor vollzogen hat.

Die Entscheidung, sich auf Produkte aus Haltungsformen 3 und 4 zu konzentrieren, unterstreicht das Engagement von Aldi Süd für das Tierwohl und die Präferenz für deutsche Herkunft, außer bei bestimmten Ausnahmen. Trotz der Herausforderungen, die die Umstellung für einige Rinderzüchter mit sich bringt, ist der Discounter von der steigenden Kundennachfrage nach Produkten aus tierfreundlicherer Haltung überzeugt.

Dr. Julia Adou, Director Sustainability bei ALDI SÜD, betont die Bedeutung der Kundennachfrage für Tierwohlprodukte und die erfolgreiche frühzeitige Umstellung des Rindfleischangebots. Sie sieht die Notwendigkeit, dass auch andere Marktteilnehmer ähnliche Schritte unternehmen, um den Übergang zu mehr Tierwohl branchenweit voranzutreiben.

Für das Jahr 2030 hat Aldi Süd das Ziel gesetzt, das gesamte Frischfleischsortiment sowie die gekühlten Fleisch- und Wurstwaren auf die höheren Haltungsformen umzustellen. Schon jetzt kommen 50% des Umsatzes im Frischfleischsortiment und über 20% der gekühlten Fleisch- und Wurstwaren aus den Haltungsformen 3 und 4. Bei der Eigenmarke Trinkmilch verlässt sich der Discounter bereits vollständig auf höhere Haltungsformen und garantiert deren deutsche Herkunft.

Strengere EU-Vorgaben für Tiertransporte

Die EU-Kommission will die gesetzlichen Vorgaben für Tiertransporte in der EU weiter verschärfen und mehr Tierwohl umsetzen. Der Entwurf einer EU-Durchführungsverordnung wurde Ende 2023 veröffentlicht. So sollen u.a. die Transportzeiten reduziert werden und für Transporte bei hohen Temperaturen Nachttransporte verpflichtend sein. Die ISN hat im Rahmen des Konsultationsprozess der EU-Kommission zur Reform der Vorgaben beim Tiertransport eine Stellungnahme bei der EU und auch beim Bundeslandwirtschaftsministerium abgegeben.

ISN: Grundsätzlich ist es wichtig, bei den rechtlichen Vorschriften für Tiertransporte auf EU-Ebene eine Einheitlichkeit herzustellen, denn nur so ist eine Wettbewerbsgleichheit möglich. In Deutschland sind verschiedene Vorgaben zum Tiertransport bereits heute strenger geregelt, als es das EU-Recht vorsieht. Problematisch sind aber weitere Verschärfungen und nicht praxistaugliche Lösungen, die insbesondere in marktfernen Regionen den Strukturwandel weiter befeuern.

Schlachttransporte sollen auf 9 Stunden begrenzt werden

Erklärtes Ziel der EU ist es, mit der Reform der Transportvorgaben das Tierwohl zu verbessern. Daneben sollen die gesetzlichen Vorgaben an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse angepasst und besser durchsetzbar werden. Transporte von Rindern, Schweinen, Schafen, Ziegen und Pferden zum Schlachthof sollen nach dem Willen der Europäischen Kommission künftig grundsätzlich nicht länger als neun Stunden dauern. Sollen Schweine zu anderen Zwecken als der Schlachtung per Straße transportiert werden, so will die Kommission die Dauer auf 21 Stunden begrenzen, wobei nach zehn Stunden eine Pause eingelegt werden muss.

Bei hohen Temperaturen nur noch Nachttransporte

Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt sieht der Kommissionsvorschlag vor, dass Straßenfahrzeuge abgedeckt werden und die Luftzirkulation kontrolliert werden muss, um die Tiere vor Unterkühlung zu schützen. Sollten die Temperaturen auf minus 5° oder tiefer fallen, so will die Kommission die Transportzeit zusätzlich auf neun Stunden begrenzen. Dasselbe Zeitlimit soll für Transporte zwischen 10 Uhr und 21 Uhr gelten, sobald die Temperaturen zwischen 25°C und 30°C liegen. Sollte es noch wärmer werden, dürfen die Tiere nur noch zwischen 21 Uhr und 10 Uhr verbracht werden.

Auch die – Fleischkonzern Danish Crown schließt diesen Groß-Schlachthof

Der dänische Fleischkonzern Danish Crown (DC) baut weitere Produktionskapazitäten ab. Diesmal trifft es einen großen Standort bei Kopenhagen.

Im September 2024 wird Danisch Crown die Schweineschlachtung und -verarbeitung in Ringsted bei Kopenhagen aufgeben. Wie das genossenschaftliche Unternehmen am Donnerstag (18.4.) mitteilte, soll damit die Effizienz im Gesamtunternehmen gesteigert werden. 

Seit Jahren leidet DC unter einem rückläufigen Schlachtschweineangebot und einer unzureichenden Auslastung seiner Kapazitäten. Deshalb waren bereits zuvor andere Standorte Geschlossen oder Kapazitäten verringert worden, darunter auch im mecklenburg – vorpommerschen Boizenburg. 

Außerdem haben sich die Absatzmöglichkeiten beim Drittlandsexport eingetrübt; das Wachstum und die Wertschöpfung bei DC soll künftig verstärkt über höher verarbeitete Produkte erfolgen.

In Ringsted werden laut DC derzeit rund 45.000 Schweine in der Woche geschlachtet; durch die Standortschließung werden fast 1.200 Mitarbeiter ihre Arbeit verlieren. Auf der anderen Seite sollen in den nächsten drei Jahren rund 34 Mio. Euro für Investitionen in Horsens, Herning, Vejen und Blans bereitgestellt werden, was voraussichtlich bis zu 300 neue Arbeitsplätze schafft.

„Es ist eine schwere Entscheidung, den Schlachthof in Ringsted zu schließen und von so vielen qualifizierten und beliebten Kollegen Abschied zu nehmen. Aber es ist eine notwendige Maßnahme in unseren Bemühungen, die Position von Danish Crown als modernes Lebensmittelunternehmen auszubauen“, erklärte DC-Geschäftsführer Jais Valeur. Es werde alles getan, um die Effizienz in den Schlachthöfen zu erhöhen und noch mehr verarbeitete Produkte zu verkaufen.

Seit 2021 ist die Zahl der zur Schlachtung angelieferten Schweine bei DC deutlich zurückgegangen. Seitdem hat es einen Strategiewechsel gegeben, indem das Unternehmen nicht mehr als günstiger Rohstofflieferant für weltweite Kunden, sondern durch höhere Wertschöpfung mit stärker verarbeiteten Lebensmitteln sowie mit Nachhaltigkeit wachsen will. Beispiel ist das modernisierte Bacon-Werk in der Nähe von Manchester, in welches rund 130 Mio. Euro investiert wurden. Dort werden mittlerweile jährlich mehr als 200 Mio. Packungen Speck an drei große britische Kunden verkauft.

„Der weltweite Schweinefleischhandel hat sich in den letzten Jahren erheblich verändert, der Markt für den Export von Schweinefleisch zur weltweiten Verarbeitung wird mittlerweile von Spanien, den USA und Brasilien dominiert“, erläuterte Valeur. Potenzial wird jedoch für verarbeitete und höherpreisige Schweinefleischprodukte insbesondere in Europa gesehen, wobei DC auch mit einer klimaschonenden Erzeugung punkten will.  Mit Material von AgE

Veganer Fisch der Irrsinn geht weiter

In den neuen Fermentern mit einer derzeitigen Gesamtkapazität von 65 Litern und einem Ausbaupotenzial auf bis zu 2.000 Liter ist BLUU Seafood in der Lage, Muskel-, Fett- und Bindegewebszellen von Atlantischem Lachs und Regenbogenforelle in deutlich größeren Mengen als bisher zu züchten. Bei optimaler Temperatur sowie der entsprechenden Sauerstoff- und Nährstoffversorgung wachsen und teilen sich die tierischen Zellen genauso, wie sie es im lebenden Fisch auch tun. Die aus der Zellmasse entstehenden Fischprodukte wie beispielsweise Fischstäbchen oder Fischbällchen sind gentechnikfrei und im Gegensatz zu vielen wild gefangenen Fischen frei von Schwermetallen und Mikroplastik. Sie gleichen konventionellen Produkten sowohl in Geschmack und Nährstoffgehalt als auch im Kochverhalten.
 
Mit der neuen Anlage und der damit einhergehenden Skalierung geht BLUU Seafood den nächsten Schritt in Richtung industrielle Produktion. Dr. Sebastian Rakers, Gründer und Geschäftsführer, erklärt: „Mit den Möglichkeiten an unserem neuen Standort können wir die Entwicklung unserer Produkte weiter vorantreiben und den künftigen Markteintritt mit kultiviertem Fisch intensiv vorbereiten. Damit legen wir den Grundstein für die Belieferung erster Märkte. In Hamburg haben wir ideale Bedingungen, weiter zu wachsen und die Herstellungskosten kontinuierlich zu senken.“ Momentan liegen die Kosten für die Produktion von kultiviertem Fisch zwar noch über dem Durchschnittspreis von Wild- und Zuchtfisch, doch mit wachsenden Kapazitäten wird sich das nach und nach ändern. „Wir werden nur dann einen echten Wandel zu mehr Nachhaltigkeit in unserer Ernährung erreichen, wenn Produkte auf Basis alternativer Proteine in größerer Stückzahl verfügbar und zugleich auch bezahlbar sind. Daran arbeiten wir bei BLUU“, betont Rakers. „Wenn die Skalierungsmöglichkeiten und Rahmenbedingungen stimmen, werden wir schon in drei Jahren in der Lage sein, kultivierten Fisch zu Preisen des Fischgroßhandels anzubieten. In dieser Entwicklung ist der neue Standort ein wichtiger Baustein.“
 
Obwohl sich kultivierter Fisch auf der Zellebene nicht von Wildfang oder Zuchtfisch unterscheidet, gilt er als neues Lebensmittel und wird in allen Märkten vor der Zulassung gründlich geprüft. So wird die Nahrungsmittelsicherheit gewährleistet. In Singapur, in den USA und in Israel gibt es bereits erste Zulassungen für kultiviertes Hühnchen, Wachtelfleisch und Rindfleisch. Auch die Zulassungsbedingungen für kultivierten Fisch sind durch die zuständigen Behörden bereits definiert. Aus diesem Grund rechnet BLUU Seafood Anfang 2025 mit einer ersten Zulassung in Singapur. Die USA sowie die Europäische Union sollen folgen. (Quelle: Pressemitteilung BLUU Seafood)

So wie immer keine Moral -EU-Weizen verliert Marktanteile in Afrika und Nahost

Russischer Weizen verdrängt zunehmend die europäische Ware auf den traditionellen Absatzmärkten in Afrika und im Nahen Osten. Laut einem aktuellen Bericht des US-Agrarministeriums (USDA) sieht die Zukunft für EU-Weizenexporte weniger rosig aus. Die Prognosen für die EU-Weizenausfuhren für das Vermarktungsjahr 2023/24 wurden von ursprünglich 36,5 Millionen Tonnen auf jetzt 34,5 Millionen Tonnen gesenkt, was ein Rückgang von fast 600.000 Tonnen im Vergleich zum Vorjahr bedeutet.

Diese Entwicklung wird mit erheblichen Marktanteilsverlusten in Afrika und im Nahen Osten begründet. Währenddessen erhöhte das USDA die Schätzung für die russischen Weizenexporte um 1 Million Tonnen auf ein Rekordvolumen von 52 Millionen Tonnen. Diese Zunahme spiegelt die aggressive Preisgestaltung und die Nutzung umfangreicher Lagerbestände durch Russland wider, die Ende Juni 2023 einen Höchststand von 14,6 Millionen Tonnen erreichten.

Insbesondere in Nordafrika hat die Europäische Union deutliche Einbußen erlitten, mit einem Rückgang der Lieferung um 25 % in den ersten sieben Monaten des laufenden Wirtschaftsjahres. Die Ausfuhren in den Nahen Osten sind sogar um mehr als 60 % gefallen, was besonders in Saudi-Arabien auffällt. Hier erreichte die EU einst fast einen Marktanteil von 95 %, doch die Nachfrage Saudi-Arabiens ist aufgrund gestiegener eigener Produktion und attraktiverer Preise gesunken.

Die Einfuhrpräferenz der saudi-arabischen Global Food Security Authority hat sich seit 2021/22 zugunsten des preislich günstigeren russischen Weizens verschoben, wodurch die EU als Hauptlieferant abgelöst wurde. Auch in Algerien ist eine ähnliche Tendenz zu beobachten. Das Office Algérien Interprofessionnel des Céréales, Algeriens staatliches Beschaffungsamt und einziger Weizenimporteur, hat versucht, seine Brotweizenlieferanten zu diversifizieren. Durch die Lockerung der Importbeschränkungen im Jahr 2020 wurde der Weg für Weizen aus der Schwarzmeerregion geebnet, wodurch die russischen Exporte kräftig angestiegen sind.

Die Situation verdeutlicht die wachsende Konkurrenz zwischen den EU- und russischen Weizenlieferanten um die Dominanz auf wichtigen Märkten, mit signifikanten Verschiebungen in den globalen Handelsdynamiken.

Danisch Crown: Teilrückzug von den Weltmärkten

Der dänische Schlachtkonzern will sich stärker auf die europäischen Schweinefleischmärkte fokussieren.

Der dänische Schlachtkonzern Danish Crown (DC) kämpft schon seit längerem mit wirtschaftlichen Problemen und stellt deshalb seine global orientierte Marktstrategie auf den Prüfstand. „Wir müssen unser Geschäftsmodell mit dem Ansatz, dass wir rund die Hälfte unsere Waren auf den Weltmärkten vertreiben, stark in Frage stellen“, erklärte CEO Jais Valeur in einem Interview mit dem Branchenmagazin Agriwatch. Das genossenschaftliche Fleischunternehmen sieht seine Zukunft eher in den EU-Märkten, wo sich auch durch die Vermarktung von z. B. klimafreundlich erzeugtem Schweinefleisch, Mehrerlöse erwirtschaften lassen. Valeur schwört aber zugleich die Mitgliedsbetriebe darauf ein, dass solch ein Kurswechsel Jahre dauern wird und sich erst verzögert auf die wirtschaftlichen Zahlen auswirkt.

Ob sich die Genossenschaftsmitglieder mit diesen Aussagen zufrieden geben, bleibt abzuwarten. Sie haben in den letzten Monaten regelmäßig Kritik an der Konzernleitung geäußert und dabei vor allem auf die aus ihrer Sicht schwachen Schweinepreise verwiesen. Eigentlich hatte sich DC selbst nämlich das Ziel gesetzt, dass die Mitgliedsbetriebe durchgängig einen besseren Schweinepreis erhalten als ihre Berufskollegen in anderen nordwestliche EU-Ländern mit starker Schweineproduktion. Genauer gesagt, ermittelt DC seit 2016 einen Referenzpreis aus den Notierungen bestimmter anderer EU-Mitgliedsstaaten und der Auszahlungspreis für die Mitglieder sollte eigentlich immer mindestens umgerechnet 8 Cent pro kg Schlachtgewicht (SG) darüber liegen. Davon war man aber im Geschäftsjahr 2022/2023 weit entfernt. Statt über dem Referenzpreis, lag man im Jahresschnitt satte 34 Cent pro kg SG darunter.

Es muss sich also dringend etwas an der Wettbewerbsfähigkeit von DC ändern und dafür will Valeur zwar den Export in Drittländer nicht gänzlich aufgeben, aber dessen Bedeutung für den Konzern aus verschiedenen Gründen deutlich reduzieren. Unter anderem wegen der Spätfolgen der Afrikanischen Schweinepest (ASP), wie er es beschreibt.„Die Möglichkeiten eines profitablen Exporte nach China sind weitgehend verschwunden. Nach dem dort die Seuche ausgebrochen war, haben wir zwei ausgesprochen gute Jahre mit starken Ausfuhrbilanzen erlebt. Allerdings hat sich der dortige Schweinebestand und damit die Selbstversorgung viel schneller als erwartet wieder erholt“, beschreibt der Konzernchef die Situation.

Zudem hat der Exportboom nach China auf der Lieferseite neue Konkurrenten ins Spiel gebracht. Valeur nennt hier vor allem Länder wie die USA und Brasilien, aber auch Spanien, wo mitunter durch die niedrigen Arbeitslöhne sehr günstig Schweinefleisch produziert wird. Nicht zu vergessen die geopolitischen Spannungen, die eine hohe Abhängigkeit vom Weltmarkt und insbesondere von China, zu einem immer größer werdenden Risiko machen.

Langfristig will der Schlachtriese nur noch 20 bis 30 % seiner Ware auf den globalen Fleischmärkten verkaufen. Der Rest soll nach Möglichkeit in Europa einen Abnehmer finden. Dass das kein einfaches Unterfangen wird, ist auch Valeur klar. Die dänische Schweinebranche steht mengenmäßig schließlich für mehr als 6 % der gesamten EU-Erzeugung. Einen Schlüssel sieht er dabei in der Vermarktung klimaschonender, hochverarbeiteter Schweinefleischprodukte, wie Pizzabeläge oder verschiedener Speckvarianten. von Michael Wernig

Im ersten Quartal verzeichnen die Niederländer einen lebhaften Ferkelexport und recht stabile Schlachtzahlen.

Die niederländischen Schlachthöfe haben im ersten Quartal des Jahres rund 3,85 Mio. Schweine an den Haken gebracht. Verglichen mit dem Vorjahreszeitraum entspricht dies einem überschaubaren Minus von 1,3 %. Zieht man die Zahlen aus dem ersten Jahresquartal 2019 heran, fehlen dem Branchenmagazin Boederij zufolge allerdings annähernd 140.000 Schlachtschweine.

In der aktuellen Auswertung fällt zudem das hohe Schlachtgewicht von 102,33 kg auf. Das hängt wahrscheinlich mit den hohen Ferkelpreisen und dem Bestreben der Mäster zusammen, die Erzeugungskosten pro kg Schlachtgewicht zu senken.

Sehr flott verläuft weiterhin der Lebendexport. Insbesondere Mastferkel sind im Ausland stark nachgefragt und allein im ersten Quartal wurden bereits mehr als 1,46 Mio. Stück ausgeführt. Das sind etwa 15.500 Tiere mehr als Im Vorjahr. Wichtigster Ferkelabnehmer ist traditionsgemäß Deutschland, das im laufenden Jahr durchschnittlich fast 52.000 Ferkel pro Woche aufnimmt. Von dieser Menge sind allerdings die Spanier auch nicht mehr weit entfernt. Die dortigen Mäster orderten bislang wöchentlich rund 44.500 Mastferkel. Auch nach Österreich gehen jede Woche über 1000 Stk durch die Firma Stelzl.

Wenig Bewegung gab es bei der Ausfuhr von Schlachtschweinen. In den ersten 13 Wochen des Jahres wurden etwas mehr als 254.000 Schweine ins Ausland verbracht, was im Vorjahresvergleich einen leichten Zuwachs von gut 17.000 Schweinen bedeutet. Vor fünf Jahren wurden im ersten Quartal noch fast doppelt so viele Tiere exportiert.

Die Mastdarmvorfälle -Beeindruckend: 14-Jähriger rettet seltenes Schwein – dank 3D-Drucker

Ein 14-Jähriger hat einem preisgekrönten Schwein auf beeindruckende Weise das Leben gerettet. Der Jugendliche entwickelte mit seinem 3D-Drucker ein spezielles medizinisches Gerät für Mastdarmvorfälle.

Wie das Fachmagazin National Hog Farmer berichtet, hat ein Jugendlicher einem seltenen Schwein sowie zwei weiteren Tieren das Leben gerettet – mithilfe eines 3D-Druckers.

Der 14-Jährige Cameron Swallows aus Florida in den USA nutzte hier für ein medizinisches Teil im Miniaturformat, einen Ring gegen Mastdarmvorfälle. Tierärzte sind beeindruckt von der Entwicklung. 

Und der Fünftklässler ist einfach nur froh, dass das Schwein seiner Schwester wieder gesund ist.

Cameron hatte Mitleid mit seiner Schwester und musste einfach handeln. Der Grund: Ihr preisgekröntes Schwein Hank war sehr krank. Nach einem lebensgefährlichen Rektumprolaps hatte der Tierarzt nicht das richtige medizinische Gerät, um das Schwein zu retten.

Cameron machte sich also sofort an die Arbeit. Er rechnete nach, entwarf ein passendes medizinisches Gerät, das Hanks Bedürfnissen entsprach und druckte es auf seinem 3D-Drucker aus. Joe Guevara, Tierarzt bei On the Hoof Veterinary Services, behandelte das Schwein und seinen Mastdarmvorfall, indem er den von Cameron gedruckten Prolapsring verwendete, um Hanks Organe an der richtigen Stelle zu halten, bis alles verheilt war.

Bis heute ist Hank glücklich und gesund, so das Fachmagazin.

Der Fünftklässler ist begeisterter Schweinezüchter und hat mit seinem selbst entworfenen medizinischen Teil zudem noch zwei weitere Schweine gerettet, wie seine Mutter dem National Hog Farmer gegenüber berichtet.

Der Veterinär Joe Guevara erzählt: “Ich war beeindruckt, dass er so bereitwillig und zuversichtlich war. Es dauerte nicht lange, bis er sagte: ‚Das kann ich wahrscheinlich auf meinem 3D-Drucker machen’. Ich bin stolz, ihn zu kennen.“

Österreichischer Virologe warnt vor neuen Pandemien und hebt Gefahren des Nipah-Virus hervor

Der renommierte österreichische Virologe Florian Kemmer äußerte kürzlich seine Besorgnis über das Potenzial neuer Pandemien, verursacht durch verschiedene Viren. In einem Interview mit dem ORF sprach Kemmer insbesondere über die Bedrohungen durch das Nipah-Virus, das in Südostasien vorkommt und eine hohe Tödlichkeitsrate aufweist.

Das Nipah-Virus, das ursprünglich in Flughunden gefunden wurde, kann unter bestimmten Umständen auf Menschen übertragen werden, etwa durch direkten Kontakt mit infizierten Schweinen oder durch den Verzehr von kontaminierten Früchten oder Säften. Obwohl das Virus derzeit nicht sehr effizient über die Luft übertragbar ist, besteht die Befürchtung, dass Mutationen das Übertragungspotenzial steigern könnten. Ein jüngerer Ausbruch in Indien im September 2023, bei dem mehrere Menschen starben, hat diese Sorgen noch verstärkt.

Kemmer, der kürzlich eine Professur für Infektionsmedizin an der Medizinischen Universität Wien angetreten hat, rechnet bis zu seiner Pensionierung mit zwei bis drei weiteren Pandemien. Diese Prognose unterstreicht die Dringlichkeit, die Forschung und Überwachung von Zoonose-Erregern zu intensivieren.

Die Vogelgrippee, die ebenfalls das Potenzial hat, auf den Menschen überzuspringen, sieht Kemmer jedoch gelassener. Trotz der steigenden Anzahl von Säugetieren, die mit dem H5N1-Erreger infiziert sind, gibt es bisher relativ wenige menschliche Infektionen. Der Virologe spekuliert, dass wiederholter Kontakt mit dem Virus zu einem gewissen Schutz führen könnte. An seiner neuen Wirkungsstätte in Wien wird nun intensiv erforscht, wie dieser mögliche Schutzmechanismus funktioniert.

Die Warnungen von Experten wie Florian Kemmer verdeutlichen die Notwendigkeit einer globalen Wachsamkeit und Kooperation, um potenzielle Pandemie-Erreger frühzeitig zu identifizieren und Gegenmaßnahmen zu entwickeln.

Schweineniere beim Menschen erfolgreich implantiert

Erstmals wurde in den USA eine Schweineniere beim Menschen transplantiert. Solch eine Transplantation könnte dem Mangel an menschlichen Spenderorganen entgegenwirken.

Ein Meilenstein in der Transplantationsmedizin: In einem Bostoner (USA) Krankenhaus wurde einem Patienten vor drei Wochen erstmals eine genetisch veränderte Schweineniere implantiert. Dem 62-Jährigen geht es gut. Die Ärzte betonen, dass die Schweineniere im Körper des Patienten ihre lebenswichtigen Funktionen erfüllt.  Er hat sich gut erholt und konnte inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen werden. Er wird allerdings zuhause weiter engmaschig medizinisch überwacht.

Der Patient wird allerdings zuhause weiterhin engmaschig medizinisch überwacht. Denn noch ist unklar, ob sein Organismus das von einem Schwein stammende Organ langfristig annimmt. Bei Xenotransplantationen, so bezeichnet man die Übertragung von Zellen oder ganzen Organen zwischen verschiedenen Spezies, besteht immer die Gefahr von Abstoßungsreaktionen.

Auch bei dem Bostoner Patienten traten die etwa acht Tage nach der Operation auf, konnten jedoch mit entsprechenden Medikamenten kontrolliert werden.

Fakt ist, dass die Xenotransplantation einen bedeutenden Beitrag zur Lösung des weltweiten Mangels an menschlichen Spenderorganen leisten könnte. Denn derzeit warten weltweite hunderttausende Menschen, die unter Nierenversagen leiden, oft jahrelang auf eine geeignete Spenderniere. Die Transplantation von genmodifizierten Schweinenieren könnte diese Wartezeit auf fünf bis sechs Jahre verkürzen und so vielen Menschen das Leben retten. Trotz des Erfolgs wird es jedoch dauern, bis diese Art der Transplantation zur Routine wird.

In Baltimore wurde bereits zwei Mal versucht, schwer kranken Patienten Schweineherzen zu implantieren – einmal Anfang 2022 und ein zweites Mal im September 2023. Beide Menschen verstarben jedoch wenige Monate nach der Operation. von Jana Schrievers